Nachtkrieger: Ewige Begierde
Frauen sich Zärtlichkeiten zuflüsterten. Wie sie feststellen musste, war die Geräuschkulisse nicht viel anders als in der Halle von Huntingdon, eigentlich unterschieden sich die Köhler kaum von den guten Menschen, die in den Diensten ihrer Familie standen. So verflog auch der letzte Rest ihrer Bedenken, und sie sank erschöpft in den Schlaf.
Spät in der Nacht wurde sie durch ein Geräusch geweckt. Sie brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie war und warum sich neben ihrem Kopf das Rad eines Karrens befand. Das Geräusch wurde lauter, und sie horchte genauer hin. Als sie leises Flüstern hörte, Knarren und Stöhnen, errötete sie, denn plötzlich verstand sie, was vor sich ging: James und Ivetta in ihrem Karren trieben es miteinander. Sie drehte sich auf die Seite und zog sich ihren Umhang über die Ohren, aber das nutzte nichts mehr. Sie konnte den Gedanken an das, was sie gehört hatte, nicht verdrängen.
Und dann musste sie an
ihn
denken, an Sir Steinarr und an seinen Kuss, an das, was er gesagt hatte, an seine Lust und daran, dass er sie nehmen wollte. Seine Seele berührt zu haben war bereits schlimm genug, aber darüber hinaus wusste sie, wie sich sein Körper anfühlte: hart wie Eisen, das pure Begehren. Sie zog sich den Umhang fester um die Ohren, doch noch immer hörte sie James’ und Ivettas Rhythmus. Und obwohl sie Steinarr eigentlich gar nicht wollte, musste sie daran denken, wie es wäre, wenn er ihr in dieser Nacht etwas zuflüsterte, sie in genau diesem Rhythmus nahm. Hitze stieg in ihr auf, machte ihren Körper geschmeidig – schürte ihr Verlangen.
Nein. Solche Gefühle durfte sie nicht zulassen. Sie wollte ihn nicht!
Doch während sie sich das einredete, flüsterte eine leise Stimme ihr zu, dass selbst wenn sie ihn nicht wollte, es ungefährlich wäre, sich vorzustellen, er sei da. Schließlich war er längst meilenweit entfernt. Sie würde ihn nie wiedersehen. Wohlige Versuchung umgarnte sie, ließ sie spüren, wie sein Körper sich angefühlt hatte, wie sie sich bei seinem Kuss beinahe vergessen hatte. Ein einziges Wort hätte genügt, und er hätte sie ins Gras auf den Rücken gelegt. Ihr Verlangen steigerte sich.
Im Schutz der Dunkelheit und der Entfernung verdrängte sie die Stimme ihres Gewissens und das Echo der Worte all der Priester, die ihr hatten einreden wollen, was sie nun tun würde, sei Sünde. Sie ließ zu, dass Steinarr zu ihr unter die Decke schlüpfte. Ihre Hand glitt an ihrem Körper hinab, und sie presste ihre Finger auf die Stelle, wo ihr Verlangen am meisten brannte. Sie stellte sich vor, er wäre bei ihr, auf ihr. In ihr. In ihrer Phantasie ließ sie sich von ihm nehmen, so wie er gesagt hatte, ließ sich vom Gedanken an ihn verführen, berühren, treiben, bis sie den Punkt der Lust erreichte, den er ihr versprochen hatte. Dann plötzlich überschritt sie ihn, ihr Körper bog sich, als sie sich ihrer Lust hingab, und sie presste die Lippen aufeinander, um ihr Stöhnen zu unterdrücken – ein Geheimnis mehr, das sie vor der Welt verbarg.
Kapitel 3
Z wei dicke Satteldecken, ein Dutzend eiserne Pfeilspitzen, etwas zu essen und eine willige Frau.
Steinarr stand vor dem Burgtor, ließ die Münzen in dem nun wieder gefüllten Beutel an seinem Gürtel klimpern und genoss die Geräusche, den Geruch und das rege Treiben auf der belebten Straße, die vor ihm lag. Er hatte genug Geld für alles, was er brauchte, dank Long Tom, der nun in einer Zelle des Sheriffs saß, und dank eines törichten alleinreisenden Kaufmanns, den Steinarr um eine kleine Spende erleichtert hatte. Nun brauchte er sich all das nur noch zu besorgen.
Er ließ seinen Blick über die Läden schweifen, suchte nach dem, was er brauchte und entdeckte den letzten Punkt auf seiner Liste als Erstes. Er entdeckte sie sofort, denn sie sah aus wie alle Huren, die er bislang gesehen hatte. Sie lungerte an ihrer Türschwelle herum und wartete auf einen Mann, dessen Geldbeutel sich ebenso leicht öffnete wie ihre Schenkel. Ein wissendes Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie ihn ihrerseits entdeckte, und sie stellte sich sogleich in Pose, um ihre prallen Brüste, die kaum von einem lose geschnürten Gewand aus dünnem Stoff bedeckt waren, zu präsentieren. Gespannte Erwartung regte sich in Steinarrs Lenden, und er ging auf sie zu.
»Du da! La Roche.«
Den nur selten vernommenen Namen zu hören, schwächte sein Begehren kaum, obwohl er ihn erst gerade benutzt hatte, um seine Prämie zu kassieren.
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