Nachtkrieger: Ewige Begierde
Blau, und Blattsilbersterne glänzten um einen leuchtend weißen Mond herum. Doch sie richtete ihren Blick sogleich auf den Kometen, einen prächtigen Stern von glänzendem Gold direkt über ihnen, der seinen schimmernden, nebelartigen Schweif nachzog. Das Blattgold war auf Hochglanz poliert, und Matilda brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass der Kopf des Kometen eine goldene runde Scheibe von der Größe ihrer Handfläche war. Den Löwen in der Mitte konnte sie nicht sehen, aber es musste das Medaillon ihres Vaters sein. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um sich zu beherrschen.
Das Problem bestand darin, dass es sich vier bis fünf Yards über dem Boden befand, ein gutes Stück oberhalb der dicken Holzbalken, die sich unter der Decke kreuzten. Sie warf Robin einen Blick zu und sah, dass er erbleichte. Tuck, der auf der anderen Seite neben ihm stand, beobachtete ihn einen Moment lang, dann sah er sie an. Sie sah hinauf zu dem Kometen, und Tuck nickte.
»Nun gut«, sagte der Haushofmeister und machte Anstalten, sie wieder hinunterzugeleiten.
»Dieses Gemälde vergegenwärtigt mir die Größe des Himmels«, sagte Bruder Tuck. »Mit Eurer Erlaubnis, Mylord, dürften wir einen Augenblick unter diesem prächtigen Dach beten?«
»Eine großartige Idee, Bruder«, sagte Steinarr und fragte, an den Haushofmeister gerichtet: »Eure Herrin hätte doch sicher nichts dagegen?«
»Nein. Nein, natürlich nicht. Sie wäre höchsterfreut, wenn sie wüsste, dass es zu solcher Frömmigkeit inspiriert. Lasst Euch Zeit, Mylord. Ich lasse Euch Brot und Wein für danach heraufbringen.«
»Sehr freundlich, aber das ist nicht nötig«, sagte Steinarr. »Wir werden eine Weile beten und uns danach sogleich auf den Weg machen. Ich werde Lord Ulmar berichten, wie großzügig Ihr Euch in seinem Namen gezeigt habt, sobald ich ihn das nächste Mal sehe.«
Das kleine Grüppchen scharte sich um Bruder Tuck, so als würde man Vorbereitungen für ein Gebet treffen. Der Haushofmeister bedankte sich und zog sich zurück.
»Hebt mich hoch«, sagte Ari. »Dann komme ich dran.«
»Nein, das mache ich.«
Alle drehten sich um zu Robin und redeten auf ihn ein. »Sei nicht töricht!« – »Denk an dein Bein!« – »Da ist nichts, woran du dich festhalten kannst.«
Robin aber machte ein entschlossenes Gesicht. »Diese Schatzsuche wurde für mich erdacht, und noch habe ich nichts dafür getan.«
»Das ist doch nicht deine Schuld, Rob. Vater hätte dich nicht einen morschen Baum hinaufschicken sollen.«
»Stimmt, aber das hier ist ein massiver Holzbalken und kein morscher Baum. Er wollte, dass ich mich meinen Ängsten stelle. Wenn ich es nicht einmal schaffe, dies hier zu meistern, verdiene ich es vielleicht gar nicht, Lord zu werden.« Er wandte sich an Steinarr. »Ich werde Eure Hilfe brauchen,
Monsire.
«
Seine Hilfe?
Robin helfen, zu bekommen, was er selbst so verzweifelt wollte? Steinarr spürte, wie ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Er nickte, unfähig zu sprechen.
»Tuck, behalt die Tür im Auge.« Ari ging hinüber zu Steinarr und stellte sich neben ihn, um ihm durch seine Gegenwart beizustehen. »Wir werden dich hier an der Wand hochheben, Robin. Du kannst dich daran abstützen und dich dann bis zur Mitte vorarbeiten.« Er streckte die Arme aus, um sie mit Steinarrs zu verschränken und so eine Stufe zu bilden.
Nachdem Steinarr sich gründlich geprüft hatte, schüttelte er den Kopf. »Er kann auf meine Schultern steigen, so wie wir es immer gemacht haben, wenn wir Palisaden überstiegen. Das ist bestimmt einfacher mit seinem Bein.«
Er drehte sich um und stemmte sich gegen die Wand, mit verschränkten Armen und einem angezogenen Knie, um eine Stufe zu bilden. Ari gab Robin ein paar Anweisungen, um ihm zu erklären, wo er seine Füße aufsetzen sollte. Und nach einiger Anstrengung stand Robin auf Steinarrs Schultern, in Reichweite des Balkens. Steinarr streckte sich, um ihm ein paar Zoll mehr zu verschaffen, und Robin umfasste den Balken mit beiden Armen und schwang sein gesundes Bein darüber. Keuchend klammerte er sich fest, so lange, dass es den Anschein hatte, er würde nicht weitermachen.
Erstarre, beweg dich nicht von der Stelle,
beschwor Steinarr ihn stumm.
Gib auf! Ich hole mir das Stück, denn dann steht es mir rechtmäßig zu, genau wie sie.
»Robin?« Marians Stimme durchschnitt seine Beschwörung.
»Alles in Ordnung.« Langsam drückte Robin sich auf dem Balken hoch, sammelte sich und setzte
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