Nachtkrieger: Ewige Begierde
Breithacke übrig?«
»Wonach wollt Ihr denn graben, Mylord? Ich werde einen der jungen Burschen damit beauftragen.«
»Du hast mich falsch verstanden. Es geht nicht um meine, sondern um eure Arbeit. Ich möchte Hamo und den anderen helfen.«
»Aber nein, Mylord.« Erschrocken sah sie zu, wie er seinen Gürtel abschnallte und das Schwert in der Scheide an den nächsten Ochsenkarren lehnte. »Das gehört sich doch nicht. Dies ist die Arbeit von Bauern, nicht von edlen Rittern.«
»Ritter müssen starke Arme haben, um kämpfen zu können. Ich kann sie entweder kräftigen, indem ich mein Schwert gegen eine Strohpuppe schwinge oder mit einer Hacke Rasen absteche.«
»Ich weiß nicht recht …«
»Ich muss mir einen Monat lang die Zeit vertreiben, während ich auf meinen Freund warte, und ich kann nicht die ganze Zeit nur zusehen, wie Robins Bein zusammenwächst.« Ari zog sein langes edles Gewand aus und warf es neben seinem Schwert auf den Boden. Er steckte den Saum seines Unterhemds in den Hosenbund und rollte die Ärmel hoch. »Nun, Frau, wo bleibt die Hacke?«
Sie ritten den ganzen Tag lang auf der Straße, durch die vereinzelten Dörfer im Norden von Nottinghamshire und legten kaum Pausen ein, um sich die Beine zu vertreten und die Pferde ausruhen zu lassen. Am späten Nachmittag jedoch dirigierte Steinarr die Pferde hinunter von der Straße und ritt auf einen Wald zu. »Wartet.«
Matilda schlang die Arme fester um seine Hüften, während sie einen kurzen Abhang hinunterritten. »Wo wollt Ihr hin, Mylord?«
»Es wird Zeit, dass wir einen Platz für ein Nachtlager suchen.«
Ein Nachtlager. Mit ihm.
Ihr Körper erstarrte vor Aufregung oder vor Angst oder … Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, er hatte ihre Frage nicht beantwortet. »Nun weiß ich, wie spät es ist, aber ich weiß immer noch nicht, wohin Ihr wollt.«
»Zu einem sicheren Ort, den ich kenne. Hilft dir das weiter?«, gab er kurz angebunden zurück.
Sie konnte seinen anhaltenden Zorn verstehen, schließlich war sie selbst noch immer wütend auf Robert. In seinem Eifer, sie zu beschützen, hatte er Sir Steinarr dazu gezwungen, auf den einzigen Grund zu verzichten, aus dem er sich in erster Linie zu dieser Reise bereit erklärt hatte. Bei allem, was recht war, er konnte die Abmachung, die er mit ihr getroffen hatte, für nichtig erklären. Eigentlich war sie überrascht, dass er es nicht längst getan hatte, dass er sie bis hierher gebracht hatte, dass er sich überhaupt mit ihr auf den Weg gemacht hatte. Den ganzen Tag über hatte sie befürchtet, er würde umkehren und sie zurückbringen, oder schlimmer noch, sie in irgendeinem entlegenen Dorf absetzen, von wo aus sie allein hätte nach Hause finden müssen.
Aber nun waren sie hier, kurz davor, ihr Nachtlager aufzuschlagen, und sie war noch nicht dahintergekommen, was er vorhatte.
Sie wusste nur, was
sie
vorhatte – ihren Teil der Abmachung erfüllen. Das hatte sie bereits beschlossen, noch bevor sie die Straße nach Headon erreicht hatten. Sie hatte es für sich behalten und hoffte darauf, dass sich ein Moment ergab, in dem er nicht mehr ganz so zornig war. Nun aber saß ihr die Zeit im Nacken, und er kochte noch immer vor Wut. Dabei musste sie es ihm lediglich sagen. Zeigen.
Sie ritten mehr als eine Meile weit in den Wald hinein, auf Pfaden, die so undeutlich zu sehen waren, dass sie sie kaum erkennen konnte. Sir Steinarr hingegen schien sich mit Leichtigkeit zurechtzufinden. Ein Pfad führte schließlich zu einer Lichtung am Fuß eines kleinen Steilfelsens. Steinarr schwang ein Bein über den Hals des Hengstes und sprang vom Pferd. Dann hob er die Arme, um Matilda hinunterzuhelfen – alles ohne ein einziges Wort.
Als sie sicheren Boden unter den Füßen hatte und außerhalb der Reichweite seiner Hände war, spähte Matilda zu dem Felsen hinüber. »Wieder eine Höhle?«
»Ein wenig besser.« Er wies mit dem Kopf auf die Südseite des Felsens. »Dort drüben.«
Es dauerte einen Moment lang, bis Matilda es entdeckt hatte: eine Steinmauer unter einer überhängenden Wand. »Eine Schäferhütte?«
»Die Klause eines Eremiten.«
»Wirklich? Ich habe noch nie eine Einsiedelei gesehen. Wo ist denn der Eremit?«
»Schon lange tot.«
Voller Neugier machte Matilda sich auf den Weg. Die Klause schien sehr alt zu sein. Der Sockel der Mauer war mit Moos bewachsen und die Tür verrottet, es waren nur noch die rostigen Löcher zu sehen, in denen einst ihre Angeln gesessen hatten. Der
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