Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
Vom Netzwerk:
Wagen, der genau vor ihnen herfuhr, eskortiert von zahlreichen Reitern. Matilda reckte den Kopf, um Steinarr über die Schulter zu sehen und einen Blick auf die Reiter zu werfen. Ihr Herz begann zu rasen, als sie die rot-grüne Kleidung sah.
    »Ich kenne diese Familienfarben, Mylord. »Es sind die von …« Plötzlich stellte sie fest, dass sie dem unglaublich fetten alten Mann in die Augen sah, der unter einem gegen die Fahrtrichtung ausgerichteten Baldachin des Wagens saß. Ein Anflug des Selbsterhaltungstriebs, den ihr Vater ihr eingeprügelt hatte, sorgte dafür, dass sie sich hinter Steinarrs Rücken duckte und zwischen den Zähnen hervorstieß: »Lord Baldwin. Reitet schnell vorbei,
Monsire!
«
    »Was? Warum?«
    »Er kennt mich. Macht schnell!«, drängte sie und hörte im gleichen Moment Baldwin brüllen:
»Monsire, halt!«
    O Gott, zu spät.
Und schon ertönte das Echo eines der zahlreichen Begleiter: »
Monsire,
Mylord wünscht ein Wort mit Euch und Eurer Lady zu wechseln.«
    »Huste!«, befahl Steinarr mit gesenkter Stimme. Dann sagte er lauter: »Wie Ihr wollt, Mylord, aber ich muss Euch darauf hinweisen, dass die Dienerin, die ich zu meiner Lady bringen soll, an Lungenfieber leidet.«
    Als er das sagte, verstand Matilda. Wie befohlen, begann sie zu husten, krampfhaft und gequält, und zog anschließend rasselnd den Atem ein. Ihr Hustenanfall sorgte nicht nur dafür, dass Baldwins Ritter jäh sein Pferd zügelte, sondern bot darüber hinaus auch eine willkommene Entschuldigung, sich den Schleier vor das Gesicht zu ziehen, als wollte sie ihren Mund bedecken. Keuchend und schaudernd wagte sie einen Blick über Steinarrs Schulter.
    »Die Dienerin Eurer Lady? Ich dachte schon …«, begann Baldwin. Er unterbrach sich und sah sie angewidert an. »Pah, was soll’s. Sicher wäre Matilda nicht in Begleitung nur eines einzigen Ritters unterwegs. Haltet diese vergiftete Kreatur bloß weit fern. Mir ist ganz und gar nicht danach, mich anzustecken.«
    »Sehr klug, Mylord. Ich würde sie ja am Straßenrand liegen und in Frieden sterben lassen, aber damit wäre mir der Zorn meiner Lady gewiss.« Steinarr richtete den Blick wieder auf die Straße. »Eine gute Reise noch. Wisst Ihr, ob es in der Stadt dort ein Frauenkloster gibt, das die Maid aufnehmen könnte?«
    Baldwins Antwort wurde übertönt von einem weiteren Hustenanfall, den Matilda sich abrang, bis sie an dem Wagen vorbei waren und den Zug hinter sich ließen.
    »Das reicht«, sagte Steinarr lachend.
    »Ich kann nicht mehr aufhören. Ein wenig Ale, Mylord! Mein Hals ist ganz rauh.«
    »Kann ich mir denken.« Er beugte sich zu dem Packpferd hinüber, löste den Aleschlauch und reichte ihn ihr, während sie noch ein paarmal hustete. »Ich dachte schon, du würdest dir die Lunge aus dem Leib husten.«
    »Das dachte Baldwin hoffentlich auch.« Sie trank einen Schluck Ale und räusperte sich noch einmal. »Er hat Angst vor Fieber, besonders vor Lungenfieber. Woher wusstet Ihr das?«
    »Alle alten Männer haben Angst vor Lungenfieber, die fetten noch mehr als die anderen. Also, wer ist er? Ein Freund deines Vaters?«
    »Aye.« Sie nahm einen weiteren Schluck und wollte den Schlauch wieder verschließen. »Darüber hinaus der Mann, den ich heiraten soll.«
    »Diesen alten
hrosshvalr?
«
    Sein Ausbruch durchfuhr sie wie ein Blitz. Voller Schreck wich Matilda zurück und ließ beinahe den Aleschlauch fallen. Ale lief über ihr Bein, so dass sie vom Knie bis zum Fuß durchnässt war.
    »
Den
sollst du heiraten?«, fragte er noch einmal, ohne das verschüttete Ale und ihren Schrecken zu bemerken. »Wie? Warum? Was hat sich dein Vater dabei gedacht, dich diesem, diesem …« Ihm fehlten die Worte, und so wiederholte er, »diesem
hrosshvalr
zu versprechen?«
    Abermals wich sie vor ihm zurück und kniff die Augen zu, was ihr half, sich so weit zusammenzureißen, dass sie sagen konnte: »Dieses Wort kenne ich nicht.«
    »
Hrosshvalr,
ein, äh, ein Walross. Ein riesiger Seehund, der auf dem Eis des Nordmeers hockt.«
    Ihr den Begriff zu erklären, hatte ihn von seinem Zorn abgelenkt, so dass Matilda ihr Gleichgewicht wiederfand. Zögernd öffnete sie die Augen. »Ich habe Geschichten von solchen Tieren gehört. Und ich habe Seehunde in der Themse gesehen.«
    »Ein Walross ist wesentlich größer. Etwa um eine halbe Länge, und es hat lange spitze Zähne, die nach unten zeigen.« Er hielt die Hände eine Fußlänge auseinander. »Ungefähr so. Es hat braunes Fell, das

Weitere Kostenlose Bücher