Nachtkrieger: Ewige Begierde
Edith zu kaufen. Goda hat eine Mandelentzündung.«
»Die Ärmste.« Sorgenvoll legte sich Marians Stirn in Falten. »Dann wird Robin sich wohl anstecken. Das passiert ihm immer. Hat Edith Myrrhe? Das hilft.«
Ari klopfte auf das Bündel, das er bei sich trug. »Hier.«
»Ich wünschte, wir hätten genug Zeit, um …«
»Das geht nicht«, unterbrach Steinarr sie. »Aber Edith wird sich gut um ihn kümmern. Komm, eine Wegstunde können wir mindestens noch schaffen, bevor es dunkel wird.«
»Ihr habt schon jemanden gefunden, der die überflüssigen Sachen kaufen wollte?«
»Aye. Und mehr dafür bekommen, als ich in Nottingham dafür ausgegeben habe.«
»Vielleicht solltest du Händler werden«, sagte Ari und lachte, als Steinarr auf Altnordisch etwas sagte, was so viel bedeutete wie: »Du kannst mich mal!«
»So dringend ist es nicht«, gab Ari zurück. »Weißt du was«, sagte er nachdenklich, als er sah, wie Steinarr Marian in den Sattel half. »Du kannst ihr mein Pferd geben. Dann wärt ihr schneller, und ich komme hier auch mit dem Packpferd zurecht.«
»Dienerinnen reiten keine edlen Zelter. Das würde zu viel Aufsehen erregen«, sagte Steinarr, während er sich vor ihr in den Sattel schwang. »Wenn nötig, werde ich sie auf das Packpferd setzen, aber vorerst sitzt sie hinter mir. Wir kommen schnell genug voran. Und nun mach dich auf den Weg! Sieh zu, dass du diese Kräuter bei den Köhlern ablieferst. Und der Junge muss gesund werden.«
»Aye. Habt eine sichere Reise!« Ari sah den beiden hinterher, als sie davonritten, und da war etwas an der Art, wie Marian ihre Arme um die Taille seines Freundes legte … Aye, die beiden schliefen miteinander. Und sicher nicht nur, weil Steinarr es wollte.
»Sehr schön.« Er murmelte ein paar Dankesworte an Freya, weil sie die beiden zusammengebracht hatte. Selbst wenn Marian nicht diejenige war, die den Fluch aufheben konnte, brauchte Steinarr eine Frau, die wenigstens eine Zeitlang ihm gehörte, um bei Verstand zu bleiben. Und das war doch immerhin schon etwas.
Dabei fiel ihm ein …
Auf dem Weg zu seinem Pferd machte er einen Abstecher zu der Schenke, um der Schankmaid einen Arm um die Taille zu legen, sie für einen flüchtigen Kuss an sich zu ziehen und ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben. »Dafür würde ich tatsächlich noch einmal wiederkommen.«
»
Dafür
müsstet Ihr mehr zahlen als eine Geschichte, Mylord«, gab die Maid zurück und schwebte mit gekonntem Hüftschwung davon.
»Du brichst mir das Herz, holdes Weib«, sagte Ari und klopfte sich seufzend mit der Hand auf die Brust, sehr zur Belustigung der männlichen Gäste. Er stimmte in das Gelächter mit ein und machte sich auf den Weg zu dem Jungen, der noch immer auf sein Pferd aufpasste. Als er die Straße erreicht hatte und in Richtung Headon ritt, läuteten die Glocken zum Abendgebet.
Kapitel 11
W arum reitet Ihr jeden Abend fort?«, fragte Matilda zwei Tage später am Morgen, während sie in dem verlöschenden Feuer herumstocherte, um einen letzten Rest der Glut anzufachen und die Kälte der Nacht zu vertreiben.
Steinarrs Messer verharrte beim Schneiden des Brotes. »Kannst du dir das nicht denken?«
Sie hielt den Blick auf die Feuerstelle gesenkt in der Hoffnung, er würde es dem noch rosagefärbten Morgenhimmel zuschreiben, dass ihre Wangen erröteten. Es war nun bereits zwei ganze Tage her, dass er sie von ihrem Teil der Abmachung entbunden hatte, aber noch immer spürte sie die Wirkungen seines Verlangens in ihrem ganzen Körper.
Jedenfalls zog sie es vor, ihn für den Schmerz verantwortlich zu machen. In Wahrheit waren die Nächte ebenso schlimm wie die Tage. Ganz gleich, ob er fort war, ganz gleich, ob sie sich alle Mühe gab, die Gedanken an ihn zu verdrängen, bevor sie einschlief, sie erwachte jeden Morgen mit dem Gefühl, er sei bei ihr gewesen – mit der Erinnerung, seinen Körper auf ihrem zu spüren. Wenn sein Freund nicht Nacht für Nacht vor ihrem Unterschlupf wachte, hätte sie sich gefragt, ob Steinarr sich zurückschlich und sich zu ihr legte, ohne sie zu wecken. Schlimmer noch, jedes Mal wenn sie daran denken musste, solange es hell war, wenn sie an ihn denken musste, daran, was sie getan hatten und was sie in ihren Träumen wieder taten, geriet ihr Blut in Wallung. Welch ein Glück, dass er ihre Gefühle nicht in der gleichen Weise spüren konnte wie sie seine – andernfalls wäre sie verloren.
»Und was ist mit Sir Torvald?«, fragte sie, um seine
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