Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
den Schwindel nicht bemerken. Du musst Sir Gunnar woanders Ländereien geben. Wo, bleibt ganz und gar dir überlassen, aber du wirst sie den beiden geben. Sie ist unsere Tochter, auch wenn wir etwas anderes vorgeben, damit sie glücklich ist.«
»Glücklich zu sein hat doch nichts mit einer Ehe zu tun«, sagte Westmorland.
Lady Joan setzte eine ausdruckslose Miene auf. »Das werde ich im Kopf behalten, Mylord, wenn Ihr das nächste Mal vor meinem Bett steht.«
»Damit wollte ich doch nicht sagen … Joan … Mist! Seit wann habe ich als Earl hier eigentlich nichts mehr zu sagen?«
»Das hast du noch immer«, versicherte ihm Lady Joan. »Aber für deine strenge Hand wirst du nun büßen müssen. Betrachte dies als den Anfang deiner Buße und sag Sir Gunnar und seiner Frau, welchen Besitz sie erhalten werden.«
»Pah. Lass mich nachdenken.« Westmorland lief im Zelt auf und ab, murmelte vor sich hin und platzte dann heraus: »Penrith. Penrith ist noch zu vergeben.«
»Ist es ein guter Besitz?«, wollte Lady Joan wissen. »Ich werde nicht zulassen, dass du die beiden verhungern lässt, um es ihnen heimzuzahlen.«
»Sechs Ritterlehen, jedes Jahr ein ordentlicher Gewinn, und wenn er sich mein Vertrauen verdient hat, kann er mit meiner Unterstützung die Burganlage vergrößern.«
»Hervorragend.« Lady Joan wandte sich an Gunnar. » Monsire, was haltet Ihr von Penrith?«
»Ich war schon einmal auf Penrith, vor langer Zeit. Es war ein respektabler Ort.« Er drehte Eleanor zu sich herum, damit sie ihn ansehen konnte. »Und was meinst du, Lucy? Wirst du glücklich werden auf Penrith?«
»Ich, mein Lord Gemahl«, antwortete sie und schmiegte sich in seine Arme, »ich meine, dass, wo immer Ihr seid, mein Heim und mein Herz sind, und dort werde ich auch glücklich sein. Weil ich Euch liebe.«
»So wie ich Euch. Küsst mich, Frau!«
»Eine hervorragende Idee«, meldete sich Henry Percy zu Wort und schnappte sich die frischgebackene Eleanor.
»Herrgott noch mal!«, sagte Westmorland und stapfte aus dem Zelt hinaus.
Epilog
Penrith Castle, Westmorland, Dezember 1427
D as sind zwei hübsche, kräftige Jungen«, sagte Ari, als er das Neugeborene und das Kleinkind betrachtete, die von ihren Ammen ins Familienzimmer gebracht worden waren. Beide ähnelten ihrem Vater, abgesehen von ihrem schwarzen Haarschopf, den sie von ihrer Mutter hatten. »Und ihr beide seht auch gut aus.«
»Es geht uns auch gut«, sagte Gunnar.
»Mir geht es besser als gut«, sagte Lady Lucy. Ari hatte Schwierigkeiten mit diesem Namen, denn es war das erste Mal, dass er zu Besuch kam, zwölf Jahre nachdem die beiden Frauen die Rollen getauscht hatten. »Beim ersten Mal hat es so lange gedauert, bis ich schwanger wurde, dass ich schon fürchtete, wir würden kein zweites Kind bekommen. Aber dann, siehe da.«
»Und beide kamen zur Welt nach Westmorlands Tod«, sagte Gunnar. »Manchmal glaube ich, der alte Mistkerl hat bis zu seinem letzten Atemzug dafür gebetet, dass es uns nicht gelingt.« Gunnar winkte die beiden Frauen herbei, damit sie Peter und John zurück in ihre Kinderstuben brachten. »Vielleicht schaffen wir es ja doch noch, Percy und Eleanor einzuholen.«
»Warum? Wie viele haben sie denn?«
»Sieben«, sagte Lucy.
»Percy hat mir erzählt, er will es auf ein Dutzend bringen«, sagte Gunnar. »Ich glaube, ursprünglich hatte er sich das nur vorgenommen, um Westmorland eins auszuwischen, indem er so viele Kinder wie möglich in die Welt setzte. Und jetzt hat er gemerkt, dass er eine eigene Armee zustande bringen kann. Noch etwas Ale?«
Ari hielt Gunnar seinen Becher hin und ließ sich etwas einschenken. »Weiß der neue Earl von Eurem, ähm, Tausch?«
»Ich glaube nicht«, antwortete Lady Lucy. »Richard war noch recht jung und anderenorts zur Ausbildung, als das alles stattfand. Ich glaube nicht, dass man es ihm erzählt hat. Er weiß nur, dass es seine Tante ist, die auf Warkworth wohnt, und eine Cousine, die er nur selten gesehen hat, hier auf Penrith.« Sie sprach ohne Groll darüber, wenngleich eine Anspannung um ihre Augen eine gewisse Traurigkeit verrieten.
Ari reagierte mit einem mitfühlenden Stirnrunzeln. »Es muss schwer gewesen sein, Mylady, all Eure Brüder und Schwestern zu verlassen und sie nie wiederzusehen.«
»Ein wenig. Aber letzten Endes wären wir ohnehin unserer Wege gegangen, und wahrscheinlich hätte ich sie auch dann kaum gesehen. Das Schwierigste war, meine engste Vertraute an Alnwick zu verlieren,
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