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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Zwiebeln über Streifen gerösteten Brots in eine Schüssel füllte. Gunnar nahm einen Löffel und langte kräftig zu. Er hatte die Schüssel nahezu geleert, als das Fleisch aufgetragen wurde.
    Und keineswegs einfach irgendein Fleisch. Geröstetes Schwein, mit knuspriger Kruste, die vor Fett triefte. Aye, genau das, wonach er geschmachtet hatte – danach und nach Vanillepudding, gelb von Eiern und glänzend vom Rahm. Als ein Junge mit einer großen Schüssel vorbeikam, die voll davon war, wäre er am liebsten hineingesprungen. Er konnte sich gerade noch beherrschen, nicht laut zu seufzen.
    Lady Eleanor musste ihm seinen Heißhunger wohl von den Augen abgelesen haben, denn sie sorgte dafür, dass der Zinnteller, den sie miteinander teilten, stets gut gefüllt war mit den köstlichsten Speisen, die die Tafel zu bieten hatte. Sie selbst hielt sich zurück, während er kräftig zulangte, wies ihn auf besonders schmackhafte Speisen hin, bestrich Brot für ihn mit Butter und ermunterte ihn sachte, ordentlich zuzugreifen. Und nur zu gern kam er ihrer Aufforderung nach.
    Als sie sich ein Stück Honigkuchen teilten, der den Abschluss des Mahls bildete, beugte sich der Lord zur ihrer Rechten, dessen Namen Gunnar wieder vergessen hatte, zu ihnen herüber.
    »Verzeiht, Sir. Habe ich das richtig verstanden, Ihr habt Lady Eleanor aus einem Feuer gerettet?«
    Es schien, als hätte Lady Eleanor all die Jahre lang nur darauf gewartet, dass endlich jemand danach fragte. Bevor Gunnar noch die richtigen Worte finden konnte, spulte sie ihre Version der Ereignisse von Richmond ab. Sie erwies sich als lebhafte, wenngleich nicht ganz verlässliche Erzählerin, und bald war ein jeder, der sich in Hörweite befand, gefangengenommen von ihrer Geschichte, in der sie ihn, Gunnar, als wahren Helden darstellte, während sie mit temperamentvollen und ausholenden Gesten ihren Worten Ausdruck verlieh.
    Gunnar saß still daneben und wünschte, dass alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf Eleanor richteten und ihn vergaßen. Und es schien zu funktionieren, zumindest so lange, bis ihre Geschichte sich derart von der Wahrheit entfernte, dass er zusammenzuckte.
    »Was ist los, Sir Gunnar«, fragte Lord Ralph – vermutlich der Einzige in Hörweite, der sich nicht vollkommen von seiner Tochter und ihrer Schilderung hatte packen lassen. »Verdreht Eleanor die Wahrheit?«
    »Ich würde mir nicht anmaßen von ›verdrehen‹ zu sprechen, Mylord«, erwiderte Gunnar vorsichtig. »Aber sie … schmückt das Ganze ein wenig aus.«
    »Schmückt es aus.« Ebenso wie die anderen musste Lord Ralph schmunzeln. Er erhob sich, stellte sich hinter Eleanor und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Das ist eine nette Umschreibung für ihre Art des Erzählens. Ich habe schon gehört, wie sie eine Geschichte ›ausschmückte‹, bis diese vor lauter Verzierungen umkippte. An welchen Stellen hat sie übertrieben?«
    »Ich schwang mich nicht von der Galerie wie ein Adler, Mylord. Vielmehr stürzte ich hinunter wie ein Sack Steine, was uns beinahe beide das Leben gekostet hätte.«
    »Ihr habt mir erzählt, Ihr seid gesprungen«, protestierte Lady Eleanor, während sich Gelächter erhob. »Noch in derselben Nacht.«
    »Ihr spracht von Springen, Mylady. Ich sprach von Fallen, auch damals schon.«
    »Seltsam, dass Ihr Euch so gut an Eure Worte erinnert, wo Ihr doch Mühe hattet, mich zu erkennen«, gab sie bissig zurück und schüttelte die Hand ihres Vaters ab. »Ich glaube, wir können überhaupt nicht gefallen sein. Ich hatte nämlich so gut wie keine blauen Flecken.«
    »In jener Nacht sagtet Ihr mir, Euch täte alles weh, Mylady«, rief Gunnar ihr ins Gedächtnis und musste nun selbst lachen. »Und ich weiß noch, dass es mir ebenso ging.«
    »Was auch immer Euch weh getan haben mag, es kann nicht so schlimm gewesen sein wie Eure Brandwunden. Euer Hemd war vollkommen …«
    »Aaah.«
    »Nahezu vollkommen verbrannt, bis auf Eu…« Ein Stöhnen im Hintergrund ließ Lady Eleanor mitten im Satz aufspringen. »Madame?«
    »Joan?« Lord Ralph eilte zurück zu seiner Frau und kniete sich neben sie. Sie wechselten hastig ein paar Worte, dann stand er auf und schalt sie: »Das hättest du mir sagen müssen, anstatt zu versuchen, nicht nur das Kampfspiel, sondern auch noch das Festmahl durchzuhalten. Und ich hätte es bemerken müssen. Schließlich ist es nicht so, als hätte ich so etwas noch nie gesehen. Mary, Eleanor und ihr anderen. Kommt, es ist so weit! Jemand soll die

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