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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Gunnars Hand zu ergreifen. »Willkommen, Sir Gunnar! Seid endlich willkommen.«
    »Eleanor? Das hättest du mir sagen sollen«, schalt die Countess.
    »Ich habe ihn erst während des Kampfspiels entdeckt, Mylady. Und während der Preisverleihung wäre es nicht schicklich gewesen.«
    »Dann hättet Ihr es uns sagen sollen, Monsire. « Die Gräfin sah von ihrem Stuhl auf und strahlte. »Warum habt Ihr Euch nicht zu erkennen gegeben? Ich schließe Euch Tag für Tag in meine Gebete ein, seit York die Kunde schickte, ein tapferer Fremder habe meine Tochter gerettet.«
    Gunnar trat unbehaglich von einem Bein auf das andere. »Ich tat nur, was jeder Mann getan hätte.«
    »Aber kein anderer als Ihr hat sie gerettet.«
    »Nur weil ich als Erster beim Kemenatenbau ankam, Mylady. Wenn nicht, wäre jemand anders in das Frauengemach gegangen.«
    »Nein, das wäre wohl niemand«, sagte Lady Eleanor. »Wenn Ihr nicht gewesen wäret, wäre ich in den Flammen gestorben, und Lucy mit mir. Und das wisst Ihr sehr wohl. Nun kommt, denn so habe ich Euch schließlich doch noch bei Tisch an meiner Seite.«
    Sie wandte sich um zu der langen zweiten Tafel auf der Estrade, wo die Sieger und ihre Damen Platz nahmen, aber Lord Ralph hielt sie zurück. »Hier an der Hohen Tafel, Eleanor. Dein Sir Gunnar ist in diesem Haus ein Gast, dem alle Ehre gebührt.«
    Diener eilten herbei, um ein frisches Gedeck zu bringen, und bald darauf fand Gunnar sich auf einer Bank neben Lady Eleanor wieder. Als sie ein paar Grußworte an den Lord und seine Lady zu ihrer Rechten richtete, nutzte er die Gelegenheit, um sie zu betrachten, die junge Frau an seiner Seite mit dem Mädchen zu vergleichen, das er in Erinnerung hatte.
    Es war nicht allein ihre Größe und die nun reifen Brüste, was den Unterschied ausmachte; auch ihre Gesichtszüge hatten sich verändert. Aus dem kindlichen Gesicht war ein anziehend weibliches und gleichermaßen ungewöhnlich ausgeprägtes Antlitz geworden. Sie kam eindeutig auf ihren Vater heraus: die hohen Wangenknochen und die edle Nase waren markant genug, um die vollen Lippen auszugleichen, die ihren Mund beinahe ein wenig zu groß erscheinen ließen. Unter den Augenbrauen, die geschwungen waren wie die Schwingen einer Schwarzdrossel, leuchteten ihre hellgrauen Augen – offenbar das einzige Merkmal, das sie von ihrer Mutter hatte –, umrahmt von Wimpern, so dunkel, dass er vermutete, sie schwärzte sie mit Kohle.
    Und ihr Haar: noch immer vollkommen glatt und glänzend, wie bei dem Mädchen vor der Feuerstelle in der Großen Halle von Richmond, an das er sich erinnerte, in der Mitte gescheitelt und zu einer komplizierten Zopffrisur frisiert, Zöpfe so dick wie sein Handgelenk und knielang auf dem Rücken herabhängend.
    Den Göttern sei Dank, dass ihr Haar nicht unter einem Crespinetten-Netz verborgen war oder gar unter dieser merkwürdigen Hörnerhaube, die bei verheirateten Frauen derzeit Mode war. Das unbedeckte Haar war ein Zeichen dafür, dass sie noch unverheiratet war. Bei diesem Gedanken erfüllte ihn wieder einmal Hoffnung, aber er verdrängte ihn sofort, noch nicht bereit, ihn zuzulassen.
    Dann wurden die ersten Gänge des Festmahls aufgetragen, und er war gerettet, die Dame an seiner Seite vergessen, als der Duft von Zwiebeln, Safran, Nelken und frisch gebackenem Brot ihm in die Nase stieg. Sein Magen rumpelte wie ein Ochsenkarren, der über Kopfsteinpflaster fuhr, was selbst die Musik nicht übertönen konnte, die vom Musikantenbalkon am anderen Ende des Saals herunterschallte.
    Lady Eleanor wandte den Blick ab und tat, als hätte sie nichts gehört, aber Gunnar vernahm ein Prusten vor, ja vor was? Lachen? Missfallen? Es hieß doch immer, ein knurrender Magen sei ein Zeichen für einen gesunden Appetit, ebenso wie ein herzhafter Rülpser nach dem Essen ein Zeichen dafür war, dass die Mahlzeit geschmeckt hatte, aber nun, hier an dieser Hohen Tafel … Vermutlich musste er sich entschuldigen.
    Er beugte sich zu ihr hinüber, damit niemand sonst ihn hörte. »Verzeiht, Mylady. Ich muss noch lernen, wie man einen leeren Magen ruhig hält.«
    »Ihr habt heute noch nichts gegessen?«
    »Ich war unterwegs.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn der Stier hatte den ganzen Tag lang gegrast, aber das zählte ja wohl nicht.
    »Und dann habt ihr ohne etwas zu essen gekämpft? Ihr müsst kurz vorm Verhungern sein.« Sie winkte den am nächsten stehenden Pagen herbei, der sogleich eine schmackhafte Suppe aus Kalbfleisch und

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