Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Dienerin. Eine illegitime Cousine von Lady Eleanor seitens des jüngeren Bruders ihres Vaters, die ihr, auch solange sie hier ist, zur Verfügung stehen soll.«
»Eine mutige Jungfer.«
Auf der hohen Stirn der Herzogin zeigte sich eine Furche. »Lucy? Tatsächlich? Das hätte ich nicht gedacht.« Die Herzogin durchquerte den Raum, und ein Diener eilte herbei, um einen Vorhang zur Seite zu schlagen und die Tür dahinter zu öffnen. »Kommt. Lady Eleanor möchte Euch selbst danken.«
Gunnar war nicht sonderlich am Dank der jungen Dame gelegen, aber einer Herzogin konnte er wohl kaum mit einem Nein begegnen. Außerdem wollte er viel lieber wissen, wie es der mutigen Maid ging. So folgte er der Herzogin eine Wendeltreppe hinauf und dann einen kurzen Gang entlang zu einer kleinen Kammer. Am Ende des Raums stand ein Bett, das die ganze Wand einnahm, und hinter den Vorhängen war unaufhörliches, quälendes Husten zu hören, als ob jemand an der Lungenkrankheit litt.
Als Gunnar und die Herzogin sich dem Bett näherten, eilte ein Mädchen aus dem Zimmer hinaus, während ein anderes, das am Kopfende des Betts stand, die Vorhänge zur Seite schlug und einen Schritt zurücktrat. Als sie ein paar Dankesworte murmelte und einen Knicks machte, erkannte Gunnar die Jungfer aus der Großen Halle.
Dann fiel sein Blick auf die junge Frau im Bett, und er erstarrte. Noch eine? Verwirrt sah er von einer zur anderen. Sie sahen sich so ähnlich, dass sie Zwillinge hätten sein können, mit ihrem schwarzen Haar, der elfenbeinfarbenen Haut und den grauen Augen. Die junge Frau im Bett war verwundet, ein Arm ruhte auf einem Kissen, ein Umschlag bedeckte eine Brandwunde an der Stelle, wo der Ärmel ihres Kleids gebrannt und er die Flammen ausgeschlagen hatte. Also … war die Mutige das Edelfräulein und die, die geschrien hatte, war ihre illegitime Cousine. Aber welche von beiden hatte ihn zuvor belästigt? Und warum waren ihm die zwillingsgleichen Mädchen nicht aufgefallen?
Die schmerzverzerrte Partie um Lady Eleanors Augen glättete sich, als sie aufsah und Gunnar erblickte. »Mein Retter ist da.«
»Lady Eleanor de Neville, das ist Sir Gunnar von Lesbury. Bleibt nicht zu lange, Monsire. Sie muss schlafen, aber sie weigerte sich, bevor sie sich nicht vergewissert hatte, dass Ihr wohlauf seid.«
Gunnar verbeugte sich vor Lady Eleanor und dann vor der Herzogin. »Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit.«
Die Herzogin zog sich zurück und bedeutete Lucy, ihr zur Tür zu folgen.
»Euch habe ich mein Leben zu verdanken, Sir«, sagte Lady Eleanor. »Wie man mir sagte, seid Ihr die brennende Treppe hinaufgerannt und dann mit mir von der Galerie gesprungen, um mich in Sicherheit zu bringen. Und ich habe mir zuvor Gedanken darüber gemacht, weil Ihr zu nah am Feuer saßet.«
Aha. Dann war sie es gewesen. Als Gunnar daran dachte, in welchem Ton er zuvor mit ihr gesprochen hatte, kam er ins Schwitzen. »Es war mehr ein Sturz als ein Sprung, Mylady.«
»Vielleicht tut mir deshalb alles weh.« Ihre Stimme klang heiser von all dem Rauch, ließ aber dennoch einen Anflug von Humor erkennen. »Nun, das spielt keine Rolle. Gesprungen oder gefallen, mir ist es immer noch lieber als verbrannt. Als Zeichen meiner Dankbarkeit möchte ich Euch die Hand küssen.«
Sie streckte ihre Hand aus und sah ihn erwartungsvoll an. Es schien befremdlich, derart genau in Augenschein genommen zu werden, von Augen, die so weise und dabei noch so jugendlich blickten. Fast noch ein Kind – und dennoch waren sowohl Ton als auch Verhalten die einer Person, die es gewohnt war, dass Rangniedere ihre Wünsche befolgten. Aye, das hätte er bereits zuvor hören müssen, hätte es hören müssen, wenn er sie nicht unbedingt hätte verscheuchen wollen. Sie war eindeutig von Geblüt. Und die Tatsache, dass sie den Titel »Lady« trug, hieß, dass sie verheiratet war. Beim Gedanken daran, dass ein so junges Mädchen bereits verheiratet war, runzelte er die Stirn und sah hinab auf die gereichte Hand. Doch sie trug keine Ringe, und die Herzogin schien sie zu behandeln wie all ihre Schützlinge. Unverheiratet und trotzdem eine »Lady«? Und eine Neville. Woher kannte er diesen Namen?
Er schien wohl ein wenig zu lang zu grübeln, und so sah sie ihn ihrerseits stirnrunzelnd an. »Eure Hand, Sir Gunnar. Ich kann sie nicht nehmen.«
Er gab es auf, sich zu fragen, wer sie war, und reichte ihr seine Hand.
Sie wollte sie ergreifen, doch beim Anblick der Brandblasen auf seinen Knöcheln
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