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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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weit genug weg sein, wenn es verschwand und all seine Enttäuschung, seine ganze Wut und seine Einsamkeit in ihm aufstiegen, von wo auch immer sie sich unter der Leere verborgen hatten, wenn sein Zorn auf die Nornir ihn rasen lassen würde, weil sie ihn nackt und allein zurückließen, mit nichts als dem Grauen vor einem weiteren Morgen.

    »Könnt Ihr ihn von hier aus treffen?«, fragte Westmorland den Hauptmann der Bogenschützen, der neben ihm auf der Schildmauer stand, während er zusah, wie Sir Gunnar davongaloppierte.
    Der Bogenschütze feuchtete einen Finger an und hielt ihn in die Luft, um zu prüfen, wie stark der Wind wehte. Dann zog er einen Pfeil aus seinem Köcher, legte ihn an den Langbogen und spannte die Sehne. »Wollt Ihr, dass ich ihn töte, Mylord, oder soll ich ihn nur verletzen?«
    Westmorland zögerte.
    »Mylord? Es wird dunkel, und er ist schon beinahe außer Reichweite.«
    »Ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung, guter Bogenschütze. Er war eine wirklich angenehme Gesellschaft.«
    Angenehm, aber trügerisch. Es schien so verlockend, diesen Verrat zu bestrafen. Letzten Endes aber hielt Westmorland sein Wort gegenüber Eleanor und ließ ihren Liebhaber in den Wald hineinreiten. »Solltet Ihr ihn näher als eine Meile weit entfernt von Lady Eleanor sehen, bevor sie Lord Burghersh einen Erben geschenkt hat, ergreift ihn lebend und bringt ihn mir in Ketten.«
    »Jawohl, Mylord.« Der Bogenschütze lockerte die gespannte Sehne und trat von der Brustwehr zurück. »Ich werde Euren Befehl weitergeben.«

Kapitel 13
    W eg mit dir, Molch!« Gunnar schnippste das Tierchen weg und zog sich den Schemel ans Feuer, um trocken zu werden.
    Es war ein sinnloses Unterfangen. Er war durchnässt bis auf die Haut. Die schöne Wärme von Anfang Mai war einer Nebelbank gewichen, die an dem Tag von der Nordsee herangerollt war, als er mit Jafri das kleine Tal erreichte – ganz so, als habe das Wetter beschlossen, sich seiner Stimmung anzupassen. Seitdem lagerte die Nebelmasse unverändert, mittlerweile schon zwei Wochen, über dem Talboden gleich einer hockenden, riesigen weißen Unke, saugte die Wärme überall heraus, und die Höhle, die Jafri und ihm als Unterschlupf diente, war feuchter als gewöhnlich. Feuchtigkeit rann an den Wänden hinunter und tropfte von den Eiben draußen. Moos wucherte in pelzig grünen Kissen, die jeden Stein und jeden Baumstamm bedeckten.
    Und dann diese Molche. Es hatte hier schon immer viele gegeben, aber nun, da sie sich nicht im Unterholz des Waldes aufzuhalten brauchten, weil sie die notwendige Feuchte überall fanden, krabbelten sie auch überall herum wie Ameisen – und krabbelten selbst auf Gunnar herum, wenn er zu lange reglos dasaß. Zu dumm, dass man die kleinen Biester nicht essen konnte. Bei diesen Mengen hätte er sich ein ganzes Jahr jeden Tag dreimal den Bauch damit vollschlagen können, und es wären immer noch mehr als genug übrig geblieben, dass sie sich hätten vermehren können.
    »Aber selbst du würdest diese lästigen Biester nicht anrühren, oder?«, sagte Gunnar zu dem Wolf, der hinter ihm in die Höhle gekrochen war, so durchnässt und jämmerlich, dass er sogar bereit war, sich mit einem Menschen vor ein Feuer zu legen. Gunnar nahm eins der Eichhörnchen, die er gefangen hatte, und warf es dem Wolf zu. »Hier, das ist für dich.«
    Dieser beäugte ihn misstrauisch aus seinen gelben Augen, dann reckte der Wolf den Kopf, um das Eichhörnchen zu beschnuppern. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es sich nicht um einen Köder handelte, zog der Wolf es näher zu sich heran und begann, am zarten Bauch seiner Beute zu zerren. Gunnar häutete die beiden übrigen Eichhörnchen, spießte sie auf Stöcke und hängte sie über das Feuer. Er hatte gerade begonnen, die Häute abzuschaben, um sie anschließend zu gerben, als der Wolf den Kopf hob und knurrte.
    Das Messer noch in der Hand, sprang Gunnar auf und eilte zum Eingang. Das einzig Gute an dem Nebel war, dass man den Rauch des Feuers nicht sehen konnte. Ob bei Tag oder Nacht, niemand würde vermuten, dass jemand in diesem Tal war, es sei denn, er wusste, wo er suchen musste.
    Also wusste jemand Bescheid, oder irgendein Narr hatte sich verlaufen, denn selbst durch die dichte Nebeldecke, die jedes Geräusch dämpfte, konnte Gunnar zwei Pferde hören, die sich, von der Küste kommend, ihren Weg den Bachlauf hinaufsuchten und dabei Zweige knacken und Steine rollen ließen. Ghost und die Stute in ihrem

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