Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
rot. »Und wenn ich tue, was Ihr verlangt?«
»Dann soll er seiner Wege gehen, mit unbeschädigter Männlichkeit, fähig, anderen Jungfrauen die Beine zu spreizen.« Westmorland beugte sich zu Eleanor hinunter, entschlossen, sie auf jede erdenkliche Weise zu bestrafen. »Kein Zweifel, dass er irgendeine finden wird, die willig ist, während Richard deine Beine spreizen wird.«
Wieder rebellierte ihr Magen, aber sie biss die Zähne zusammen, schluckte bittere Galle und stieß hervor: »Euer Wort. Ich will Euer Wort darauf, dass Ihr ihm nichts antun werdet.«
Westmorland wurde vollkommen ruhig, und einen Moment lang dachte sie, er würde sie erneut schlagen. Dann richtete er sich auf und strich sich seine Cotte glatt. »Du hast mein Wort, solange ich und Richard uns auf deinen Gehorsam verlassen können.«
Jemand wollte die Tür aufstoßen, fand sie verriegelt und klopfte an.
»Steh auf!« Westmorland streckte die Hand aus. Eleanor zögerte, und er verzog den Mund. »Willst du dich mir schon jetzt widersetzen?«
»Nein, Mylord. Ich will mich nur sammeln.« Sie ergriff seine Hand, und in einer einzigen Bewegung zog er Eleanor hoch und riss sie zu sich heran. Eine Hand in ihrem Nacken, senkte er seinen Mund bis dicht an ihr Ohr.
»Ich weiß, dass Frauen Mittel und Wege haben, Männern in Bezug auf ihre Jungfräulichkeit etwas vorzumachen.« Seine Stimme war schroff und kaum zu hören. »Bete, dass eine der schwarzen Schwestern sie kennt und dass sie eine überzeugende Wirkung haben, denn wenn Richard merkt, dass er eine Hure zur Frau genommen hat und die Ehe annullieren lässt …«
»Ihr habt mir Euer Wort gegeben«, flüsterte sie.
»Dann sieh zu, dass ich keinen Grund finde, es zurückzunehmen.« Er küsste sie auf die Stirn, mehr um seine Macht zu demonstrieren als aus echter Zuneigung. Dann drehte er sich um und ging zur Tür. Als er sie öffnete, stand Lucy mit weit aufgerissenen Augen davor, und jemand stand hinter ihr. Westmorland stieß sie im Hinausgehen mit der Schulter beiseite und knurrte böse: »Kümmert Euch um Eure Lady! Und säubert den Boden! Ihr ist schlecht geworden.«
Als er die Treppe hinunter in Richtung Halle verschwand, sah Eleanor Anne, die sich hämisch grinsend umwandte, um ihm zu folgen.
Irgendetwas stimmte nicht. Gunnar zügelte Ghost, blieb vor der Brücke stehen, die über den Burggraben führte, und betrachtete das heruntergelassene Fallgitter. Bislang war das eiserne Tor noch nie so früh geschlossen worden. Er suchte die Mauern nach zusätzlichen Wachen ab, drehte sich dann um, die Wiese und den Wald nach irgendwelchen Anzeichen eines Angriffs abzusuchen, aber es war alles ruhig. Ah, wer weiß, vielleicht fetteten sie ja nur die Rinne. Das Tor hatte in der letzten Zeit ziemlich laut gequietscht.
»Einlass«, rief er.
»Verwehrt, Sir Gunnar«, ertönte eine Stimme. »Der Earl hat gesagt, Ihr sollt vor dem Tor warten.«
»Seid Ihr das, Owain de Breck?«
Der ergraute Ritter vom Turnier trat vor, und sein Gesicht erschien zwischen den Eisenstangen. »Aye.«
»Was soll das? Sind die Schotten wieder auf dem Streifzug?«
»Der Earl hat gesagt, Ihr sollt hier warten«, wiederholte Owain. Er warf einen Blick über die Schulter. »Er kommt gleich.«
Wenig später öffnete sich der schwere Riegel des kleinen Nebentors und Westmorland trat auf die schmale Nebenbrücke, über die man nur einzeln die Burg betreten konnte.
»Mylord.« Gunnar ritt zurück, saß ab, und die Männer trafen sich auf der Brücke, in der Mitte. »Gibt es Schwierigkeiten?«
»Keinen Krieg, wenn es das ist, was Ihr meint. Aber ich wünsche ein Wort mit Euch zu wechseln.« Er warf einen Blick über die Schulter auf den Wachturm und bedeutete Gunnar zurückzutreten, von der Mauer weg. »Ich habe Neuigkeiten, bezüglich meiner Tochter.«
»Lady Eleanor?«
»Welche meiner Töchter würde Euch denn sonst wohl interessieren?« Westmorlands Stimme hatte einen gereizten Unterton, der Gunnar die Haare zu Berge stehen ließ. »Eleanor ist verlobt, Sir, schon seit fünf Jahren, mit Richard le Despenser, seines Zeichens Lord Burghersh und bald auch wieder Earl von Gloucester.«
»Verlobt?« Bleierne Kälte fuhr Gunnar in sämtliche Glieder, als strömte sein Blut bis zum letzten Tropfen aus ihm hinaus. »Aber sie hat nie …«
»Nie etwas davon gesagt? Das dachte ich mir bereits.«
»Aber ich … also, sie … ich …« Gunnar hatte Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. »Eigentlich bin ich gekommen, um
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