Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
Vom Netzwerk:
den Beutel wieder an ihrem Gürtel befestigte. Dann folgte sie Merewyn zur Tür.
    Tom pflückte Kräuter in Merewyns kleinem Garten, während Hadwisa ihm lediglich zusah. Alaida drehte sich noch einmal um und sagte: »Hab Dank, Heilerin. Du hast Alnwick wie immer gute Dienste erwiesen.«
    »Es war mir ein Vergnügen, My Lady«, antwortete Merewyn und fügte mit einem schelmischen Lächeln hinzu: »Euch hoffentlich auch.«
    »Wir werden sehen«, sagte Alaida lächelnd und machte sich mit Tom und Hadwisa auf den Heimweg.
     
    »Schon wieder?«
    Brand überhörte Ivos kritischen Ton und zog einen silbernen Ring hervor, der ihm nicht einmal auf dem kleinen Finger gepasst hätte. »Den habe ich dem Schmied gestern Abend beim Würfelspiel abgenommen. Mir ist er viel zu klein. Deshalb dachte ich, ich schenke ihn der Heilerin.«
    »Was soll sie denn mit einem so hässlichen Ring?«
    »Das ist doch kein Ring, du Dummkopf! Das ist ein Fingerhut. Den braucht man zum Nähen.«
    Mein Fingerhut. Ich brauche ihn zum Nähen.
Das hatte Alaida gesagt. Sie hatte verärgert geklungen, und auch ein wenig amüsiert, als sie ihm von ihrer Wette erzählt hatte. Möglicherweise war es sogar ihr Fingerhut. Vielleicht hatte Rohesia ihn dem Schmied verkauft, und der wiederum hatte ihn verspielt. Nun hatte Brand ihn, und bald würde er Merewyn gehören.
    »Trotzdem ein hässliches Ding«, murmelte Ivo und ärgerte sich, dass er ihn Alaida nicht zurückgeben konnte. »Verkauf ihn doch einfach.«
    Achselzuckend verstaute Brand den Ring wieder in seinem Beutel. »Merewyn kann ihn verkaufen, wenn sie will. Sie kann das Geld besser gebrauchen als ich.«
    »Das ist doch nur wieder eine Ausrede, um ihr den Hof zu machen.«
    »Ein nettes Gespräch und ein Bier bedeuten noch nicht, dass ich ihr den Hof mache.«
    »Wie auch immer. Jedenfalls ist es verrückt.« Ein Ast streifte Ivos Gesicht, und er schlug ihn zur Seite, als habe er ihn persönlich beleidigt. Brand sah ihn forschend an. Doch er sagte nichts, was Ivo nur umso mehr ärgerte. »Du hast Merewyn bereits mehr als reichlich beschenkt. Hör endlich damit auf, bevor in dir ein Wunsch erwacht, der sich nie erfüllen wird.«
    »Das passiert mir nicht«, antwortete Brand, der keineswegs bereit war, sich von Ivos schlechter Laune anstecken zu lassen. »Ich weiß, dass derselbe Fluch auf mir lastet wie auf dir. Aber nachdem ich so lange in den Wäldern gelebt habe, werde ich es mir nicht versagen, den einen oder anderen Abend in Gesellschaft einer Frau zu verbringen, auch wenn ich nicht mit ihr ins Bett gehen kann. Und sei es nur, weil sie so herrlich duftet. Dafür solltest du eigentlich Verständnis haben. Schließlich kehrst du jeden Abend zu deiner Frau zurück, ganz gleich, mit welchen Qualen das verbunden ist.«
    »Die Qualen sind mir nur allzu sehr bewusst«, gab Ivo zurück und musste sogleich daran denken, wie herrlich Alaida roch, wie sie schmeckte und wie sie sich anfühlte. Doch er konnte sie nicht haben, ebenso wenig wie Brand Merewyn. Das mussten sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen.
    Brand schüttelte den Kopf und sagte mitfühlend: »Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass es nicht leicht wird.«
    »Trotzdem bringst du dich in die gleiche Situation. Du solltest deinen eigenen Ratschlag beherzigen!«, konterte Ivo.
    »Das tue ich doch. Merewyn ist nicht meine Frau, und ich werde sie auch nicht dazu machen.«
    Ivo schnaubte verächtlich, so laut, dass beide Pferde die Ohren anlegten. »Willst du mir etwa weismachen, du würdest nicht gelegentlich daran denken?«
    »Selbstverständlich denke ich ab und zu daran, schließlich bin ich noch nicht jenseits von Gut und Böse«, gestand Brand ein. »Aber das ist nichts weiter als eine Phantasie. Im Lauf der Jahre habe ich mich daran gewöhnt, mich mit Phantasien zu begnügen. Für dich ist es schwieriger, weil du immer wieder mit Frauen zusammen warst. Auch mit Alaida. Du weißt, wie sie sich anfühlt. Was Merewyn betrifft, so werde ich es nie erfahren.«
    »Das kann ich dir auch nur raten!«, sagte Ivo unwirsch.
    Brand warf ihm erneut einen forschenden Blick zu und sagte: »Gute Götter, bist du heute Abend unleidlich! Was ist denn in dich gefahren?«
    »Nichts«, lautete die knappe Antwort. Dann fügte Ivo hinzu: »Ich weiß auch nicht. Irgendetwas liegt in der Luft. Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
    Brand legte den Kopf schräg, als wolle er erspüren, was Ivo meinte. »Vielleicht zieht ein Gewitter auf.«
    »Nein. Es ist mehr als

Weitere Kostenlose Bücher