Nachtkrieger
das. Ach … ich weiß es selbst nicht. Aber sie …«
»Zum Donner!«, rief Brand. »Sie ist dabei, dich herumzukriegen. Du solltest dich heute lieber von ihr fernhalten.«
»Ich halte mich immer von ihr fern.«
Während du deiner Merewyn mal wieder einen Besuch abstattest!,
fügte Ivo in Gedanken hinzu. Er musste daran denken, wie unkompliziert die beiden miteinander umgingen. Wenn er dagegen an Alaida und sich selbst dachte … Er wies auf die Abzweigung, die zu Merewyns Cottage führte. »Da beginnt er, dein Weg in die Verdammnis. Viel Spaß beim Liebeswerben und richte ihr meine Grüße aus!«
»Ich werbe nicht um sie«, beharrte Brand auf seinem Standpunkt. Und bevor Ivo ihm erneut widersprechen konnte, fügte er hinzu: »Viel Spaß beim Verzicht aufs Liebeswerben.«
»Das ist alles andere als ein Spaß«, gab Ivo zurück und dirigierte Fax in Richtung Alnwick. »Das wirst auch du noch feststellen.«
Brand sah Ivo hinterher, und ihn beschlich eine böse Vorahnung. Da braute sich etwas zusammen. Vielleicht wäre es angebracht, Ivo zu begleiten, um zu verhindern, dass er seinen Ärger an einem Unschuldigen ausließ, und um ihn von Alaida fernzuhalten.
Doch bis zu Merewyns Cottage war es nicht mehr weit, und er hatte sich schon seit Stunden auf diesen Besuch gefreut – zumindest seit er seine menschliche Gestalt wieder angenommen hatte. Darüber hinaus war er im Moment alles andere als erpicht auf Ivos Gesellschaft, ebenso wenig wie Ivo umgekehrt auf seine.
Er würde Merewyn einen kurzen Besuch abstatten, um ihr den Fingerhut zu bringen, einen Becher Bier trinken und dann seinem Freund hinterherreiten. Da das Abendessen im Herrenhaus sich stets endlos hinzog, blieb ihm genug Zeit, bis die Situation für Ivo brenzlig wurde.
Lächelnd ritt er auf Merewyns Cottage zu.
Aye. Mehr als genug.
Kapitel 19
B rand hatte recht: Ivo war an diesem Abend besonders unleidlich. Zu diesem Schluss war er schließlich selbst gekommen, als er Fax dem neuen Stallburschen übergab. Doch wer konnte es ihm angesichts der schwierigen Situation verdenken?
Jede Nacht diese unstillbare Sehnsucht, auch dann, wenn er sich selbst befriedigte. Eine Zeitlang hatte es geholfen, doch seit Alaida dazu übergegangen war, ihre Verführungskünste anzuwenden, fiel es ihm zunehmend schwerer, sich zu beherrschen. Auf der einen Seite sah er dem mit Freude entgegen, auf der anderen Seite fürchtete er sich davor. Was konnte verlockender sein als das Angebot einer Frau, die man begehrte? Und was quälender, als das Angebot ablehnen zu müssen?
Doch deshalb durfte er noch längst nicht davon ausgehen, dass Merewyn es ebenfalls darauf abgesehen hatte, Brand zu verführen. Und wenn er, Ivo, es schaffte, Alaida zu widerstehen, dann sollte Brand bei seinen sporadischen Besuchen doch eigentlich das Gleiche gelingen.
Und ja, er war deswegen unleidlich, und er musste es wiedergutmachen. Später. Zunächst galt es, einen weiteren Abend an der Seite seiner Frau zu überstehen. Er fragte sich, welche süßen Qualen ihm in dieser Nacht bevorstanden.
Ivo betrat die Halle, wechselte ein paar Worte mit Geoffrey und zog sich in eine stille Ecke zurück, um Aris Nachricht zu lesen. Gerade als er damit fertig war, erschien Tom.
»Monseigneur.«
»Thomas. Hat Oswald dich heute wieder hart rangenommen?«, fragte Ivo und warf das Stück Pergament ins Feuer.
»Es war ziemlich anstrengend, My Lord. Lady Alaida lässt ausrichten, sie erwarte Euch oben, sobald Ihr Sir Aris Nachricht gelesen habt. Sie hat etwas mit Euch zu besprechen.«
Und schon begann die Folter aufs Neue.
»Danke, Thomas. Sorg bitte dafür, dass mein Kettenhemd morgen geputzt und geölt ist.«
»Jawohl, My Lord.«
Ivo wappnete sich für das, was ihn erwartete. Doch offenbar nicht genug, denn als er die Tür öffnete und Alaida in einem Zuber vor dem Feuer sitzen sah, stockte ihm der Atem.
»Da seid Ihr ja schon, My Lord. So bald hatte ich gar nicht mit Euch gerechnet.« Alaida rief nach Bôte und stand auf. Wasser perlte über ihre wohlgeformten Rundungen, nach denen Ivo sich so sehr sehnte. Und bevor die Amme ein Handtuch um sie legte, konnte er einen Blick auf jeden Zentimeter ihres feuchten, nackten Körpers erhaschen, von den kupferroten Schnecken auf dem Kopf bis hin zu den braunroten Locken zwischen ihren Beinen. »Würdet Ihr bitte die Tür schließen, My Lord.«
Ivo warf die Tür zu und drehte sich um, während das Blut in seinen Schläfen pochte. »Pardon. Ich hätte anklopfen
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