Nachtkrieger
sollen.«
»Unsinn. Mein Körper gehört voll und ganz Euch, mein Gemahl.«
Verflucht noch mal! Sie würde sich gut als Folterknecht des allseits berüchtigten William von Eu machen.
Ivo atmete tief durch. »Was wolltest du mit mir besprechen?«
»So dieses und jenes. Augenblick noch.«
Ivo starrte auf die Tür, und als das nicht half, schloss er die Augen. Aber das machte es auch nicht besser. Ganz im Gegenteil: Jemand trocknete Alaidas nackten Körper ab, und die Tatsache, dass dieser Jemand ihre alte Amme war, änderte nicht viel an den Bildern, die er vor seinem inneren Auge sah, und dem Wunsch, sich selbst dieser Aufgabe zu widmen. Diese Nacht müsste er ganz eindeutig unten in der Halle verbringen.
»Wir sind so weit«, sagte Bôte schließlich. »Ihr könnt Euch umdrehen, My Lord.«
Ivo tat wie geheißen, während Alaida den Gürtel ihres schweren grünen Gewands verknotete und in ein Paar farblich darauf abgestimmte Pantoffeln schlüpfte. »Du kannst das Badewasser fortbringen lassen, Bôte.«
»Vielleicht möchte Seine Lordschaft auch ein Bad nehmen«, schlug die alte Amme vor und fügte hinzu: »Es wäre doch die reinste Verschwendung, das Wasser auszuschütten. Oder nicht, My Lord?«
Es klang verlockend. Doch klug wäre es ganz sicher nicht, wenn man bedachte, in welcher Stimmung Alaida und in welchem Zustand Ivo selbst sich befand. Kopfschüttelnd lehnte er ab. »Meine Gemahlin möchte etwas mit mir besprechen.«
»Das kann ich auch, während Ihr ein Bad nehmt, My Lord«, sagte Alaida. »Wenn es Euch lieber ist, kann ich auch warten, bis Ihr fertig seid.«
»Wir können die Wäscherin rufen lassen«, schlug Bôte vor. »Sie kann Euch waschen, während wir My Lady das Haar bürsten.«
Zwei Augenpaare waren erwartungsvoll auf Ivo gerichtet. Er hatte dringend ein Bad nötig. Das wusste er ebenso gut wie Alaida und Bôte. Jeder andere Ehemann hätte nicht gezögert, ein solches Angebot anzunehmen. Was konnte er also dagegen einwenden? Darüber hinaus wären die Wäscherin, Bôte und Hadwisa zugegen. Drei Personen – das dürfte doch wohl genügen.
»Gut. Dann nehme ich ebenfalls ein Bad.«
Sogleich wurden die entsprechenden Anweisungen erteilt und frisches heißes Wasser heraufgebracht. Wenig später war es Ivo gelungen, sich so weit unter Kontrolle zu bekommen, dass er es wagen konnte, sich auszuziehen und sich von geübten Händen den Rücken schrubben zu lassen. Von kräftigen Händen. »Bei den Gebeinen des Gekreuzigten! Frau, willst du mir die Haut abziehen?«
Das Lachen der Wäscherin schien ebenso rauh wie ihre Hände. »Verzeiht, My Lord. Ist es so besser?«
»Aye. Viel besser.« Entspannt lehnte Ivo sich zurück. Er lockerte die Schultern und sah zu, wie Bôte und Hadwisa Alaida das Haar bürsteten.
Wie ein ganz normaler Ehemann,
sagte er sich abermals im Stillen und fragte an Alaida gerichtet: »Nun, was wolltest du mit mir besprechen, mein Herzblatt?«
»Es geht um den Maifeiertag, My Lord. Wie Ihr ja wisst, ist … Hadwisa, sei so gut und gieß mir noch ein wenig Wein nach. Möchtet Ihr auch einen, My Lord?«
»Gern«, antwortete Ivo, und sogleich wurde ihm ein Becher gereicht. Er trank einen kräftigen Schluck und beugte sich vor, damit die Wäscherin seinen unteren Rücken schrubben konnte. »Also? Der Maifeiertag?«
»Wir pflegen hier auf Alnwick unsere Traditionen. Deshalb dachte ich, Ihr …« Es klopfte an der Tür, und abermals unterbrach sich Alaida mitten im Satz. »Geh nachsehen, Hadwisa.«
Hadwisa ging zur Tür und verkündete: »Das Abendessen, My Lady.«
»Ah. Sehr schön. Lass es hereinbringen.«
Diener trugen Stühle, Tischtücher, Holzschüsseln und Holzbretter herein und trugen das Essen auf. Sogleich bedeckte Ivo seine Blöße mit einem Handtuch und fragte: »Was zum Teufel geht hier vor?«
»Ich werde heute Abend das Essen hier einnehmen«, antwortete Alaida.
Ivo warf einen argwöhnischen Blick auf den Tisch. »Ziemlich viel Essen für eine einzige Frau.«
»Ich nahm mir die Freiheit, Euer Essen ebenfalls heraufbringen zu lassen.« Alaida winkte einen der Diener herbei und nahm einen Hühnerschenkel von dessen Servierbrett. »Verzeiht, dass ich bereits anfange, My Lord. Aber ich habe einen Bärenhunger. Noch ein wenig Wein?«
Ivo zögerte. Aber im Moment schien Alaida mit ihren halb geflochtenen Zöpfen und der Hähnchenkeule in der Hand keine sonderliche Bedrohung, und so nahm er dankend an. Als die Wäscherin fragte, ob sie ihm nun das Haar waschen
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