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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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seine Berührung zu warten.
    »Während der Fastenzeit ist so vieles verboten«, sagte Alaida und drehte sich um. Dabei rutschten die Decken zur Seite, und Ivo hatte alle Mühe, sich zu beherrschen. »Es gibt doch sicher weitere Freuden, die Ihr Euch versagen musstet.«
    Wollte sie ihn etwa verführen?
Das konnte doch nicht sein!
Abgesehen von jener Nacht war sie vollkommen unschuldig. Und sie wusste ja nicht, was sie ihm damit antat.
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht«, log er.
    Sie beugte sich über ihn, gerade so weit, dass ihre Brüste seine Rippen streiften. Er schloss die Augen und rief sich ins Gedächtnis, dass er seine Hände bei sich behalten musste. Verflucht! Sich von ihr fernzuhalten war ohnehin die reinste Tortur. Wenn sie nun auch noch die Kunst der Verführung beherrschte, war er nicht sicher, ob er ihr noch länger widerstehen konnte, auch wenn ihm das bereits monatelang gelungen war.
    »Dann wird es höchste Zeit, darüber nachzudenken, mein Ehemann«, flüsterte sie. Als er die Augen aufschlug, war sie direkt über ihm und sah ihn mit wissendem Blick an, alles andere als unschuldig. »Ihr solltet sogar sehr genau darüber nachdenken.«
    Dann rollte sie sich auf die Seite, ließ ihn allein auf seiner Bettseite, damit er genau das konnte.
    Und er dachte sehr genau nach.
     
    Alaidas Bemühungen, ihren Mann zu verführen, waren gescheitert.
    Nach ihrem ersten Versuch kehrte Ivo zu seinen alten Gewohnheiten zurück. Jeden Abend brachte er Brand mit hinauf in ihr Gemach, wo sie Schach spielten, bis Alaida vor Müdigkeit fast zusammenbrach. Lediglich einmal war sie noch wach, als Ivo sich zu ihr legte. Doch auch in dieser Nacht waren sämtliche Bemühungen vergeblich.
    »Ich brauche mich nur hinzulegen, und schon ist mein Mann auf mir«, sagte eine der Frauen aus dem Dorf, nachdem Alaida das Gespräch auf Männer gebracht hatte. »Meiner braucht nur einen Blick auf meine Brüste zu erhaschen, und schon ist er so weit«, erzählte eine andere. Und eine dritte meinte: »Ich brauche nur etwas Anzügliches zu sagen, und sogleich hat mein Daegmund einen Steifen.«
    Von wegen!,
dachte Alaida. In der Nacht zuvor hatte sie gewissermaßen
auf
ihm gelegen, ihm ihre Brüste vors Gesicht gehalten und so anzüglich mit ihm gesprochen, dass sie selbst beinahe errötet wäre. Er hatte einen Steifen wie ein Zeltmast – und dennoch hatte er sie weggestoßen. Sicher gab es keinen einzigen Priester im ganzen Land, der den weiblichen Reizen so sehr entsagte wie ihr Ehemann den ihren. Offenbar bedurfte es mehr als eines blanken Busens und anzüglicher Bemerkungen.
    Also beschäftigte Alaida eines Tages nach dem Mittagessen Bôte mit Näharbeiten, fragte Oswald, ob er Tom ein Weilchen entbehren könne, und machte sich mit Letzterem und Hadwisa auf zu einem Spaziergang, der nach einigen Umwegen zufällig an Merewyns Cottage vorbeiführte.
    Sie trafen die Heilerin auf der Lichtung vor ihrem Haus an, wo sie beschwörend auf einen Vogelbeerbaum einredete, der gleich neben der Tür stand. Ohne sich umzudrehen, hob sie einen Finger und bedeutete ihren Besuchern zu schweigen. Es dauerte einen Moment lang, bis Alaida die Drossel entdeckte, die zwischen den Zweigen hockte und ihr bräunlich gefiedertes Köpfchen schräg legte.
    »Sie spricht mit einem Vogel!«, rief Hadwisa.
    »Pst!«, wies Alaida sie zurecht, doch es war bereits zu spät. Aufgeschreckt flog die Drossel davon. Merewyn drehte sich um und sah ihre Besucher lächelnd an.
    »Nun haben wir den Vogel verscheucht«, sagte Alaida.
    »Der kommt zurück. Seid willkommen, My Lady. Ihr möchtet doch sicher hereinkommen.«
    Alaida nickte und wandte sich an Tom und Hadwisa. »Vertreibt Euch die Zeit mit einer nützlichen Tätigkeit abseits vom Haus. Ich möchte mich ungestört mit Merewyn unterhalten.«
    Merewyn führte Alaida ins Haus hinein und bat sie, Platz zu nehmen. Auf dem Tisch stand ein Krug Bier, daneben lag ein Brett mit aufgeschnittenem Brot und Käse.
    Lächelnd sagte Alaida: »Du scheinst immer im Voraus zu wissen, dass ich auf dem Weg zu dir bin.«
    »Ich höre Euch jedes Mal schon von weitem, My Lady.«
    »Sind meine Schritt so laut?«
    »Ihr unterhaltet Euch mit Euren Begleitern, und ich freue mich immer, Eure Stimme zu hören. Ich wollte Euch ohnehin einen Besuch abstatten, doch dann hörte ich das Rufen der Misteldrossel, die Ihr gerade gesehen habt.«
    »Und was hatte sie dir zu erzählen?«
    Merewyn lächelte geheimnisvoll. »Etwas, was ich

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