Nachtkrieger
zurück zu ihrem Cottage.
Alaida kehrte nach Hause zurück und wurde für den Rest des Tages von allerlei Pflichten in Anspruch genommen, bis sie sich endlich ein Stück Lauchkuchen zum Abendessen gönnen konnte. Anschließend schlief sie zum ersten Mal seit Tagen durch, ohne einen einzigen Gedanken an irgendwelche Zeichen in einer Chronik oder auf einem Stein zu verschwenden.
Kapitel 23
E in letzter Auftrag, sagte sich Ivo. Noch eine Botschaft, dann konnte er heimwärts reiten.
Wachsam näherte er sich im Schutz der Dunkelheit dem Tor. Die Wache ließ ihn passieren. Als er den Hof betrat, wurde er von einem beleibten älteren Ritter in Empfang genommen, dessen Beine so krumm waren, als wären sie über einem Fass geformt worden.
»Seid willkommen auf Ribbleswood, My Lord. Mein Name ist Godfrith, und dieses ist mein Haus, in dem Euch jemand erwartet.« Godfrith führte Ivo um das Herrenhaus herum zu einem kleineren Gebäude und stieß die Tür auf. »Das sind die privaten Räume der Herrin des Hauses, ein Hochzeitsgeschenk für meine junge Frau. Hier seid Ihr ungestört. Anschließend könnt Ihr Euch in der Halle zu uns gesellen.« Godfrith zog sich zurück und schloss die Tür.
Der Mann, von dem Ivo bereits erwartet wurde, ließ sich auf ein Knie nieder. »Lord Ivo. Ich bin Wakelin. Vielleicht erinnert Ihr Euch an mich.«
»Ihr seid einer von de Jeunes Gefolgsmännern«, sagte Ivo und bedeute Wakelin aufzustehen.
Dieser nickte. »Lord Robert lässt Euch grüßen, und er lässt fragen, ob Ihr den Adler schon getötet habt.«
»Ein kluger Mann käme niemals auf den Gedanken, dem Lieblingstier seiner Gemahlin etwas anzutun.«
»Wohl wahr, My Lord«, sagte Wakelin sachlich.
Ivo streifte seine Handschuhe ab. »Dem entnehme ich, Ihr seid ebenfalls vermählt.«
»Allerdings, My Lord. Ich bekomme meine Frau jedoch nur selten zu Gesicht. Bringt Ihr Neuigkeiten für Lord Robert? Ich soll Euch sagen, die Rotdrossel sei verstummt.«
»Und dem Zaunkönig hat man die Flügel gestutzt«, antwortete Ivo und gab sich damit als einer der Eingeweihten zu erkennen. Er zog das Pergament mit der Nachricht aus dem Ärmel. Fast zwei Monate hatte er in Wales Williams Streitmacht zu den versteckten Lagern der aufständischen Lords geführt. Einen weiteren Monat hatte er Roger de Poitou beobachtet, ohne einen Anhaltspunkte dafür zu entdecken, dass dieser sich um etwas anderes kümmerte als um seine Ländereien. Williams Sorge, Roger de Poitou und Dolfin Dunbar könnten eine Verschwörung planen, damit Cumberland an die Schotten zurückfiel, schien also unbegründet.
Wakelin verstaute die Nachricht sicher in einem seiner Schuhe. »Lord Robert wartet in London und wird dem König die Botschaft in die Normandie bringen. Aber nun sollten wir uns zu Sir Godfrith in die Halle gesellen. Er hält das Abendessen für uns bereit.«
»Aus welchem Grund gewährt Godfrith uns die Möglichkeit, uns hier zu treffen?«, fragte Ivo, als er die Tür öffnete. »Verdankt er seine Ländereien nicht den Poitous?«
»Aye, aber er hat Lord Roberts Nichte geheiratet.«
»Ah. Und, speist man gut bei ihm?«
»Nicht so gut wie bei Euch, My Lord. Aber besser als bei den meisten.«
»Dann erwartet mich nach Monaten endlich eine anständige Mahlzeit.«
Godfriths Gemahlin sah ihrem Onkel recht ähnlich, was nicht unbedingt ein Vorteil schien. Aber sie hatte ein offenes Lächeln, und ihr Ehemann hielt eine reichhaltig gedeckte Tafel bereit – was bei seinem Leibesumfang auch kaum anders zu erwarten war. Als man schließlich den Hunden die Knochen zuwarf, war es Ivo erstmalig, seit er Alnwick verlassen hatte, gelungen, das Loch unter seinem Gürtel zu füllen. Satt und zufrieden lehnte er sich zurück und betrachtete die Männer, in deren Gesellschaft er sich befand. Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen: Normannen, Angelsachsen und einige, die dem Aussehen nach von Schotten oder Dänen abstammten.
Plötzlich entdeckte Ivo ein bekanntes Gesicht im hinteren Teil der Halle. »Was hat fitz Hubert hier zu suchen?«
Wakelin folgte Ivos Blick. »Lord Robert hat ihn als einen von Lady Ivettas Begleitern abkommandiert.«
»Aye«, bestätigte Godfrith. »Lord Robert sagte, wenn ich wollte, könne ich ihn behalten. Aber ich weiß noch nicht so recht.«
Als drei Augenpaare sich auf ihn richteten, merkte Neville fitz Hubert, dass über ihn gesprochen wurde. Mit zusammengekniffenen Augen und Lippen starrte er Ivo an.
Godfrith war ein derart gutmütiger
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