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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Signal wartete, ließ er sich seinen Plan noch einmal durch den Kopf gehen. Es kam ihm vor, als sei kaum Zeit verstrichen, bis Toms Pfiff ertönte. Als er unter dem Fenster erschien, führte er sowohl Fax als auch seinen Braunfalben am Zügel. Ari warf zunächst das Bündel Kleidung hinunter, dann Ivos Schwert und Gürtel. Ohne Zeit zu verlieren, befestigte der Junge alles hinter Fax’ Sattel.
    »Nimm das Ausfalltor!«, rief Ari ihm zu. »Und achte darauf, dass dich niemand sieht!«
    Tom nickte und machte sich auf den Weg. Ari ging die Treppe hinunter. Als er die Halle durchquerte, verstummten sämtliche Gespräche.
    »Lady Alaida, ihr Kind und ihre alte Amme wurden geraubt. Da wir nicht wissen, wer sie geraubt hat, werden wir überall auf Alnwick die gleichen Vorbereitungen treffen wie für eine Schlacht.« Besorgtes Gemurmel erhob sich in der Halle, und mit grimmiger Miene fuhr Ari fort: »Ich werde Lord Ivo und Sir Brand in Kenntnis setzen. Dann werden wir die Verantwortlichen verfolgen und die beiden Frauen und das Kind zurückbringen.«
    »Lasst mich mit Euch reiten,
Messire!
«, bat Edric, der seinen Fehler wiedergutmachen wollte. »Ihr wisst, welch scharfen Blick ich habe.«
    Ari schüttelte den Kopf. »Bevor wir nicht wissen, wer die Frauen und das Kind geraubt hat und was auf uns zukommt, wird jeder Einzelne von euch hier gebraucht. Oswald, Ihr habt das Kommando. Macht Euch auf alles gefasst!«
    »Jawohl,
Messire.
Für alle Fälle werden wir unsere Pferde satteln.«
    »Sehr gut.« Ari betrachtete die Männer und Frauen, in deren Gesellschaft er nun fast ein ganzes Jahr lang gelebt und gelacht hatte. Im Stillen verabschiedete er sich von ihnen. Dann machte er sich auf den Weg.
    Nachdem Ari das Ausfalltor passiert hatte, ritt er in Zickzacklinien durch den Nebel, bis er Fußspuren in der aufgeweichten Erde entdeckte. Sie stammten eindeutig von zwei Frauen, von denen die eine schwerer und die andere leichter war. Ari folgte den Fußabdrücken bis hinunter zum Fluss. Nachdem er die Brücke überquert hatte, nahm er die Spur wieder auf und stellte fest, dass sie nach Westen führte. Daneben waren auch die Abdrücke von Pferdehufen zu sehen, doch die schienen schon älter zu sein. Falls es sich doch um einen Raub handelte, und die Entführer hatten Pferde, so hätten sie die Frauen sicher in den Sattel gesetzt, um schneller vorwärtszukommen.
    Nein. Ari war sich sicher, dass Alaida zu Fuß geflüchtet war, aus welchen Gründen auch immer. Sie aufzuspüren wäre ihm ein Leichtes. Aber was dann? Schließlich war Alaida nicht dumm. Möglicherweise war sie längst darauf gekommen, dass er, Ari, der Rabe war, der jeden Abend auf Brands Schulter saß. Wenn dem so wäre, würde sie sich sicher nicht freiwillig von ihm nach Hause bringen lassen.
    So beschloss Ari, Alaida aufzuspüren und Ivo eine Nachricht über ihren Verbleib zukommen zu lassen.
    Dann konnte
er
entscheiden, wie es weitergehen sollte.
     
    Vor lauter Panik war der Adler so schnell geflogen, dass er eine weite Strecke zurückgelegt hatte. Als Ivos Verstand, soweit überhaupt möglich, die Kontrolle übernahm und ihn nach Alnwick zurück dirigierte, erstreckte sich der dichte Nebel bereits meilenweit über die Landschaft unter ihm. Orientierungslos zog der Vogel zwischen dem blauen Himmel und dem weißen Wolkenmeer seine Kreise und suchte nach einem Anhaltspunkt – einem bekannten Baum, dem Dach des Turms –, bis er von Erschöpfung übermannt wurde wie zuvor in ihrem Zimmer. Unfähig weiterzufliegen, segelte er durch den Nebel hinab und suchte nach einem Baum, auf dem er sich niederlassen konnte, um ein wenig zu schlafen.
    Als er erwachte, hatte der Nebel sich gelichtet, und in einiger Entfernung erkannte er den Wohn- und Wehrturm der Burg. Der Adler schwang sich wieder in die Luft, doch es blieb kaum noch Zeit, um nach Alnwick zu fliegen und in den Schutz der Palisaden zu gelangen. Der nahende Sonnenuntergang zwang ihn, im Wald Zuflucht zu suchen.
    Als er über Merewyns Cottage flog, ließ Fax’ wohlbekanntes Wiehern ihn aufhorchen. Er segelte hinab, und zwischen Fax und seinem Graubraunen erspähte er Tom, der den Wald beobachtete, als warte er auf jemanden. Als er den Adler bemerkte, begann er laut zu rufen.
    Merewyn erschien auf der Türschwelle und trocknete sich die Hände an einem Tuch ab. Sie sah zum Himmel hinauf und sagte Tom irgendetwas über einen Eintopf. Sobald der Junge im Haus verschwunden war, griff Merewyn nach dem Bündel, das auf

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