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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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drei blieben so liegen, dass man die Bildseite sah: Führung, Liebe und Tod. Merewyn stockte der Atem. Doch sie nickte – noch immer bereit, dem Willen der Göttin zu folgen. »Ich habe verstanden, Mutter. So sei es.«
    Tom starrte sie an und sagte: »Ich habe schon gehört, dass Ihr eine Hexe seid.«
    »Nur eine ziemlich unbedeutende. Knappe, bist du bereit, deinem Herrn den Gehorsam zu verweigern, um ihm zu helfen, seine Frau und seine Tochter zu retten?«
    Tom wies mit dem Kopf auf die Runen. »Sagen diese Stäbe da, dass ich das tun muss?«
    »Nein. Sie sagen, dass
ich
es tun muss. Aber ich kann es nicht, es sei denn, du hilfst mir dabei.«
    Abermals starrte Tom Merewyn an. Dann nickte er und lief zu den Pferden. »Der Braune ist schneller. Sir Ari wird es uns sicher verzeihen.«
    Tom half Merewyn aufzusitzen. Überrascht fiel ihr auf, welche Kraft der Junge bereits hatte. »Du wirst einmal ein sehr starker Mann, Tom.«
    »Aye.« Er drehte sich zur ihr um und sah sie mit wissendem Blick an. »So stark wie mein Vater, hoffe ich.«
    Also wusste er es.
Merewyn schlang die Arme um Toms Hüften und drückte ihn an sich, wie den Sohn, den sie niemals haben würde. »Wenn du so stark bist wie er, dann darfst du Lord Ivo ganz bestimmt begleiten. Meinst du, wir können sie einholen?«
    »Aye. Haltet Euch gut fest«, sagte Tom und galoppierte mit ihr davon.

Kapitel 29
    U m zu vermeiden, dass sie von den Wachen gesehen wurden, ritten Ivo und Brand nicht über die Brücke, sondern durchquerten den Fluss an einer seichten Stelle nördlich von Alnwick. Anschließend folgten sie dem Raben in Richtung Westen durch das Moor. Unterwegs erklärte Ivo Brand, was geschehen war.
    »Dann ist unsere Zeit hier also abgelaufen«, sagte Brand wehmütig. »Sobald wir die Frauen und das Baby sicher nach Hause gebracht haben, müssen wir verschwinden.«
    Brands deutliche Worte machten Ivo die Tatsachen in ihrer gesamten Tragweite bewusst, und sogleich spürte er einen Kloß im Hals. Doch er nickte und sagte: »Aye.«
    »Ausgerechnet jetzt … Merewyn.« Brand stieß einen so tiefen Seufzer aus, dass man glauben konnte, er käme direkt aus dem Boden unter ihnen. »Ich hatte nicht einmal Zeit, mich von ihr zu verabschieden.«
    »Ich konnte doch nichts sagen, solange der Junge dabei war. Es tut mir leid.«
    »Aber sie weiß es?«
    »Aye. Und sie wird es verstehen.« Im Gegensatz zu Alaida, die wohl nie verstehen würde, was Ivo getan hatte, warum er es getan hatte und wie sehr er sich nach ihr und allem, was dazugehörte, sehnte. Der einzige Lichtblick war, dass er ihr Beatrice nicht nehmen musste – seine Tochter, die er niemals lachen oder laufen sehen würde. »Es wäre besser gewesen, ich hätte die Wälder niemals verlassen.«
    »Nein. Du hast richtig gehandelt. Wir können uns nicht ewig verstecken. Und du hast uns gezeigt, dass wir wieder unter Menschen leben können.«
    »Aber nur, um erneut Abschied zu nehmen. Ganz gleich, was wir tun und wie lange es dauert, wir werden immer wieder Abschied nehmen müssen.«
Von unseren Frauen und Töchtern und von eifrigen Knappen.
    »Männern, die in eine Schlacht ziehen, steht ein ähnliches Schicksal bevor«, sagte Brand.
    »Männer, die in eine Schlacht ziehen, haben die Hoffnung, dass sie heimkehren werden. Wir hingegen dürfen nicht darauf hoffen.« Abermals musste Ivo an Beatrice denken und an Alaida, die ihm so viel gegeben hatte. Nun würde sie seine Tochter lehren müssen, ihn zu fürchten und zu verachten. »Wir dürfen nie zurückkehren.«
    »Vielleicht finden wir ja noch eine Lösung«, entgegnete Brand. »Und selbst wenn uns eine Rückkehr auf ewig versagt bleibt, so durftest du wenigstens noch einmal erfahren, wie es ist, als Mensch zu leben.«
    »Welch bittere Erfahrung!«
    »Nein, Ivar. Du hattest eine Frau und ein Kind. Mehr Glück kann einem im Leben nicht zuteilwerden.«
    Dem konnte Ivo nichts entgegenhalten, denn es war etwas Wahres daran. Schweigend ritten sie weiter, bis der Rabe in Richtung Süden flog. Ivo kam die Landschaft bekannt vor, noch von dem Tag, als der Adler Alaida auf ihrer Reise begleitet hatte. Und auf einmal wusste er, wohin Ari sie führen würde. »Der Menhir.«
    »Der Stein aus Wats Geschichte?«
    Ivo nickte. »Er steht nicht weit von hier, im Wald unten am Hügel, der vor uns liegt. Aber ich frage mich, was sie dort wollen. Weit gekommen sind sie nicht.«
    »Ich mache mir eher Gedanken über den aufziehenden Nebel«, sagte Brand. »Irgendwie habe ich

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