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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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einem Hocker neben der Tür lag, und lief in den Wald hinein. Der Adler folgte ihr bis zu einer Lichtung und sah, dass sie das Bündel auf die Erde legte, es aufschnürte und dann wegging. Nicht weit von Merewyn entfernt landete er auf dem Boden, und als die Sonne hinter dem Horizont verschwand, durchzuckte ihn bereits der erste Schmerz.
    Merewyn wartete, bis Ivo nahezu seine menschliche Gestalt angenommen hatte. Dann wandte sie sich ab, während er nackt und gepeinigt am Boden lag. Noch bevor der Schmerz nachließ, kroch er auf seine Kleidung zu.
    »Sie hat mich gesehen«, stieß er gequält zwischen den Zähnen hervor.
    »Das dachte ich mir bereits, als Tom mit Fax hier erschien. Kurz darauf kam auch Sir Ari. Er hat mir alles erzählt. My Lord …« Sie zögerte, und obwohl Ivo ihr Gesicht nicht sehen konnte, wusste er, dass es ihr schwerfiel weiterzusprechen. »Lady Alaida ist verschwunden, Lady Beatrice und Bôte ebenfalls.«
    Ivo, mit einem Bein bereits in seiner Hose, erstarrte. »Verschwunden? Wohin?«
    »Sie sind geflohen, My Lord. Vor Euch. Vor dem Adler.«
    Ivo stieß einen gequälten Seufzer aus. »Alaida … Warum haben Ari und Oswald sie nicht zurückgebracht?«
    »Eure Leute denken, Lady Alaida, das Baby und Bôte seien für Lösegeld entführt worden. Sir Ari wollte sie lieber in diesem Glauben belassen, zu Eurem eigenen und My Ladys Schutz. Aber er hat sie aufgespürt. Sie sind zu Fuß unterwegs. Der Rabe wird Euch den Weg zeigen. Er kommt gleich mit Sir Brand.«
    »Dann geht es ihnen also gut?«
    »Ja, My Lord. Aber was heute Morgen geschehen ist, hat gehörigen Wirbel verursacht.«
    Während Ivo sich vollständig anzog, berichtete Merewyn, welche Situation Ari morgens bei seiner verspäteten Ankunft vorgefunden hatte.
    »Auch ich habe tief und fest geschlafen«, sagte Ivo. »Eben deshalb wurde ich ja entdeckt. Aber ich dachte, es hätte an meiner Erschöpfung gelegen.«
    »Das allein kann es nicht gewesen sein«, sagte Merewyn und drehte sich um. Ihre Miene verriet Besorgnis. »Auch der dichte Nebel war nicht normal. Ich war gerade dabei, die Ziegen zu melken, als er aufzog. Plötzlich war der Nebel überall, und ich konnte das Böse förmlich spüren. Die Vögel haben es ebenfalls bemerkt, denn sie sind für den Rest des Tages verstummt.«
    »Mir ist nichts Ungewöhnliches daran aufgefallen«, sagte Ivo kopfschüttelnd.
    »Das kann daran liegen, dass der Adler kein wirklicher Vogel ist.«
    »Erzähl das lieber meiner Frau«, entgegnete Ivo mit bitterem Unterton.
    Mitfühlend sah Merewyn ihn an. »Das werde ich, My Lord. Wenn Ihr wollt, komme ich mit Euch, um ihr alles zu erklären und um sie zu beruhigen.«
    Abermals schüttelte Ivo den Kopf. Alaidas entsetztes Gesicht war ihm noch gut in Erinnerung. »Sie hat schon zu viel Zauberei gesehen, als dass man sie mit noch mehr beruhigen könnte – auch dann nicht, wenn es von dir kommt. Jedenfalls hat Bôte mich ebenfalls gesehen. Das macht alles noch schwieriger.« Er schnürte seine Schuhe zu und stand auf. »Wo ist mein Schwert?«
    »Das hat Tom. Er ahnt von alledem nichts, My Lord. Er weiß nur, dass Lady Alaida, das Baby und Bôte verschwunden sind. Ich wollte Euch die Entscheidung überlassen, ob Ihr ihn einweihen wollt.«
    Merewyn führte Ivo zu ihrem Cottage. Tom erwartete sie bereits auf der Lichtung vor dem Haus. »My Lord! Ich habe Schreie gehört. Es klang, als sei jemand verletzt. Ich dachte …«
    »Es war nur der Adler«, erklärte Merewyn, und Ivo stockte der Atem. »Er hat ein Eichhörnchen gejagt.«
    »Ich stehe unbewaffnet da, Knappe«, sagte Ivo, um das Thema zu wechseln und Tom, der ihn noch immer zweifelnd ansah, auf andere Gedanken zu bringen.
    Tom übergab Ivo Schwert und Gürtel. »Frisch geschärft, My Lord. Ich habe es geschliffen, während ich auf Euch gewartet habe.«
    »Guter Junge.« Ivo schnallte sich den Gürtel um.
    Merewyn ging ins Haus und kam mit einer Schüssel und einem Löffel zurück. »Esst, My Lord, während Ihr auf Sir Brand wartet.«
    Dankbar nahm Ivo ihr die Schüssel aus der Hand und aß hastig ein paar Löffel Eintopf. Abermals verschwand sie und brachte einen Schlauch Bier, einen Laib Brot und ein Stück Käse. Tom verstaute alles hinter Fax’ Sattel, während Ivo seine Mahlzeit beendete.
    Schweres Hufgetrappel kündigte an, dass Brand sich näherte. Ivo gab Merewyn die Schüssel zurück und schwang sich in den Sattel. Tom wollte ebenfalls auf sein Pferd steigen.
    »Was hast du vor, Knappe?«,

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