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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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fragte Ivo.
    »Ich werde mit Euch reiten, My Lord.«
    Ivo schüttelte den Kopf. »Du reitest zurück. Oswald braucht jeden Mann zur Verteidigung.«
    »Aber, My Lord. Ich …«
    »Die Umwallung, Thomas.«
    »Jawohl, My Lord«, sagte Tom und senkte den Kopf, wenngleich nur widerwillig.
    Brand führte Aris Pferd am Zügel. »Was will denn dieser verfluchte Vogel nun schon wieder?«, fragte er. »Wo warst du heute Morgen? Und was macht Tom überhaupt hier?«
    »Das erzähle ich dir unterwegs«, sagte Ivo. »Hab Dank, Heilerin.«
    Merewyn trat einen Schritt vor. »Nehmt mich mit, My Lord. Lady Alaida wird …«
    »Nein. Ich will dich nicht auch noch in Gefahr bringen.«
    »Gefahr?«, fragte Brand. »Wer ist denn in Gefahr?«
    »Später«, gab Ivo ungehalten zurück. »Lass Aris Pferd hier und komm endlich!« Er galoppierte voraus in Richtung Fluss.
     
    Brand sah Merewyn lächelnd an und zögerte einen Augenblick. Achselzuckend übergab er Tom schließlich die Zügel von Aris Pferd und ritt seinem Freund hinterher.
    Merewyn blickte ihm nach und versuchte, sich sein Bild einzuprägen, um es in ihrem Herzen zu bewahren. Möglicherweise würde sie ihn noch einmal kurz sehen. Doch sobald Lord Ivo und er die Frauen und das Baby sicher zurückgebracht hätten, würden sie auf ewig verschwinden. So wurde jedes Bild, dass sie sich von Brand bewahrte, zu einer kostbaren Erinnerung.
    Sie hörte, wie Tom leise vor sich hin fluchte, blinzelte ihre Tränen fort und drehte sich um. »Warum bist du so zornig?«, fragte sie, als sie seine enttäuschte Miene sah.
    »Lord Ivo hat mich zu seinem Knappen gemacht, und nie darf ich mit ihm reiten«, sagte Tom mürrisch.
    »Er möchte dich noch ein wenig üben lassen, damit dir nichts geschieht.«
    »Aber er hat mich noch nicht einmal auf die Jagd mitgenommen! Dabei kann ich gut mit Pfeil und Bogen umgehen.«
    »Deine Zeit kommt schon noch, Tom. Hab Geduld.« Denn die würde er brauchen, bis er einen Ritter fand, der bereit wäre, einen unehelich geborenen Stallburschen als Knappen in seine Dienste zu nehmen, dachte Merewyn. »Komm ins Haus und iss weiter, bevor du nach Alnwick zurückreitest.«
    Sie füllte seine Schüssel auf und schnitt ihm eine dicke Scheibe Käse ab. Dann ließ sie ihn allein und kümmerte sich um ihre Tiere. Als sie zum Haus zurückkehrte, stand Tom in der Tür. Er machte noch immer ein enttäuschtes Gesicht und fingerte an einem Anhänger, den er an einer Kette um den Hals trug. Der Junge sah seinem Vater so ähnlich, dass es Merewyn einen Stich versetzte.
    »Was hast du da?«, fragte sie, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Hm? Ach das.« Tom hielt den silbernen Anhänger hoch. »Das ist mein Glücksbringer.«
    Merewyn sah sich Toms Glücksbringer näher an, und sogleich standen ihr die Haare zu Berge.
    »Woher hast du den?«
    »Mein … Jemand hat ihn im Brunnen gefunden, als dieser das letzte Mal sauber gemacht wurde. Er hat ihn mir geschenkt.«
    Jemand.
Damit war wohl eindeutig Aelfwine gemeint. Denn er war derjenige gewesen, den man fünf Jahre zuvor in den Brunnenschacht hinuntergelassen hatte, um den Schlamm vom Boden zu kratzen, der Einzige, der bereit gewesen war. Wahrscheinlich war der silberne Anhänger das letzte Geschenk, das er dem Jungen noch hatte machen können. Doch das war es nicht, was Merewyn einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. »Hat Lord Ivo deinen Glücksbringer jemals gesehen?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Tom. Er sah Merewyn verständnislos an. »Meistens trage ich ihn unter meinem Hemd. Aber sicher verdanke ich es dem Glücksbringer, dass Lord Ivo mich zu seinem Knappen gemacht hat. Seht Ihr?« Tom drehte den Anhänger so, dass die Abendröte darauf schien. »Es ist nämlich ein Adler. Der gleiche wie auf seinem Schild.«
    Nein. Der gleiche, den Brand Merewyn in Aris Buch gezeigt hatte … Lord Ivos Amulett.
Der Brunnen. Der Fluch. Die Zeichen. Das Ungeheuer. Schlafende Wachen.
Die Gedanken rasten nur so durch Merewyns Kopf. Plötzlich war ihr, als verschwände das Cottage vor ihren Augen und als schwebe sie hinüber auf die andere Seite des Flusses, wo Bôte Lady Beatrice vor dem Menhir mit den Runen und Bildern niederlegte.
    »Merewyn?«
    Ebenso plötzlich spürte Merewyn wieder festen Boden unter den Füßen. Ohne lange nachzudenken, rannte sie ins Haus und nahm ihre Runenstäbe von einem der Regalbretter. »Mutter, was muss ich tun?«
    Merewyn ließ die Stäbe neben Toms leerer Schüssel auf den Tisch fallen. Nur

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