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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Tischen keineswegs. Doch sie riss sich zusammen, legte das Gebäck zurück auf das Tablett und stand auf. Erleichtert stellte sie fest, dass die Frauen sogleich herbeieilten, um sie die Treppe hinaufzugeleiten, so dass sie nicht gezwungen war, seinen Arm zu nehmen. Die Männer gingen hinterher, laut lachend und scherzend.
    »Der Hochzeitstrank«, sagte Bôte und hielt ein riesiges Trinkhorn in die Höhe. »Heiße gesüßte Milch mit Bier und anregenden Gewürzen, abgefüllt in das Horn eines Stiers, um My Lords Manneskraft zu stärken. Wohlan Ihr beiden, trinkt!«
    Um zu demonstrieren, dass das Posset nicht vergiftet war, nahm Bôte zunächst selbst einen Schluck. Dann reichte sie Ivo das Horn. Er trank mit kräftigen Zügen, begleitet vom Gejohle der Männer. Anschließend gab er den Trank weiter an Alaida, die vorsichtig daran nippte, woraufhin die anderen sie anfeuerten.
    »Das war noch nicht genug, My Lady«, schalt Bôte. Sie stemmte die Hände in die Hüften und wartete, bis Alaida einen großen Schluck getrunken hatte, dann einen weiteren und schließlich noch einen. »Na also. Ihr werdet es brauchen. Wenn ich mir Euren Mann so ansehe, solltet Ihr lieber noch einen Schluck nehmen.«
    Abermals ertönte Gelächter. Sobald es verstummt war, schubste jemand Vater Theobald vorwärts, damit er das Bett segnete. Im Zimmer war es wohlig warm, und so schmückte der Priester seinen Segen wortreich mit blumigen Formulierungen aus, auf die er angesichts der Kälte zuvor in der Kapelle verzichtet hatte. Mit etwas Glück, so dachte Alaida, würde er die ganze Nacht lang brauchen.
    Aber weit gefehlt. Als er zum dritten Mal von fruchtbaren Lenden sprach, räusperte sich Sir Brand vernehmlich. Der Geistliche brachte seinen Segen hastig zu Ende und schwenkte im Namen der Dreifaltigkeit das Weihrauchfass über den Fellen.
    »Lenden«, unterbrach Wat, der Gutsverwalter, die Stille, nachdem sich alle bekreuzigt hatten. »Ich dachte schon immer, das hört sich an wie etwas, was bei einem Festmahl serviert wird.«
    »Aye«, pflichtete Edric ihm bei. »Mit guter Butter.«
    »Und reichlich Sauce«, stimmte jemand im Hintergrund zu und schnalzte anzüglich mit der Zunge, woraufhin die Männer einmal mehr in Gejohle ausbrachen, während die Frauen sich darauf beschränkten, hinter vorgehaltener Hand zu kichern. Vater Theobald hingegen, der Ärmste, machte ein Gesicht, als wolle er zusammen mit dem Weihrauch den Kamin hochsteigen
    Alaida warf einen kurzen Blick auf ihren Ehemann und glaubte, in Rauch aufzugehen, als sie sah, wie Ivo sie anstarrte. Sein amüsierter Gesichtsausdruck war dem glühenden Blick gewichen, mit dem er sie bereits am Abend zuvor betrachtet hatte – wie ein Tier auf Beutefang. Raubgierig. Besitzergreifend.
Hungrig.
    Ohne Alaida aus den Augen zu lassen, reichte Ivo Sir Brand Schwert und Gürtel. Dann sagte er: »Hinaus mit allen!«
    Man protestierte. Brand brachte die Leute mit einer unwirschen Geste zum Schweigen, aber Oswald trat vor: »Verzeiht, My Lord, aber der Brauch verlangt es, dass Zeugen anwesend sind, wenn die Braut zu Bett gebracht wird.«
    »Es ist euer Brauch, nicht meiner. Meine Frau ist nur mir gegenüber freigebig«, erklärte Ivo zu Alaidas großer Erleichterung ungeachtet der murrenden Leute, die sich ihres Spaßes beraubt sahen. »Ihre Frauen dürfen bleiben. Alle anderen, hinaus!«
    »Ihr habt doch gehört, was Seine Lordschaft gesagt hat«, knurrte Brand. »Zurück aufs Fest! Dort gibt es reichlich Bier, um euch aufzuheitern.«
    Sogleich leerte sich das Zimmer, wenngleich unter Gekicher und bedeutungsvollen Blicken. Lediglich Vater Theobald blieb mit ernster Miene zurück, als wolle er die Moralpredigt halten, zu der er in der Kapelle nicht gekommen war. Sicherlich eine Predigt über eheliche Mäßigung, dachte Alaida belustigt.
    »Das gilt auch für Euch, Priester!« Brand stieß dem Mann in den Rücken und manövrierte ihn unsanft in Richtung Tür. »Eure Dienste werden heute Nacht nicht mehr benötigt.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher,
Messire
«, sagte Oswald, der noch immer auf der Türschwelle stand. Und lauter, damit es in der Halle alle hören konnten, fügte er hinzu: »Unser Vater hier kennt sich bestens aus. Ich wette, obwohl er selbst keinen Acker unter dem Pflug hat, könnte manch einer von ihm lernen, wie man seine Pflugschar scharf hält und seine Furche gerade zieht.«
    Brand, der bereits auf dem Weg zur Treppe war, schien um eine Antwort nicht verlegen, doch sie ging

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