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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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»Ich wusste nicht, dass Ihr … Aber natürlich! Sir Ari muss Euch davon erzählt haben.«
    »Das hat er.«
    »Er war sehr nett.« Und er hatte recht behalten. Sein Herr wollte Alaida nichts nehmen. Nun fragte sie sich, womit der Seneschall möglicherweise noch richtiggelegen hatte. Oder andersherum: Womit hatte sie falschgelegen? Sie hatte sich ein vorschnelles Urteil gebildet über den Mann, den sie dort vor sich hatte. Und bislang hatte sich so gut wie alles in diesem Zusammenhang als falsch erwiesen. Einmal mehr kam sie sich lächerlich vor. Wortlos schlang sie die Arme um den Oberkörper, senkte den Blick und betrachtete ihre nackten Zehen. Nach eine Weile sagte sie zögernd: »Und das … ist sehr freundlich von Euch.«
    Ivo schnaubte. »Das zu sagen hat Euch sicherlich Überwindung gekostet.«
    »Ein wenig schon.« Reumütig presste sie die Lippen aufeinander. »
Freundlich
ist nicht unbedingt der Begriff, der mir als Erstes in den Sinn kommt, seit Ihr an meinem Tor auftauchtet.«
    »An
meinem
Tor«, stellte Ivo richtig. »Ist die Vorstellung, dass ein Mann seine Frau gut behandelt, denn so abwegig?«
    »Nein, My Lord. Aber viele Männer tun es nicht, insbesondere, wenn die Frau sie nicht will.« Selbst in ihren eigenen Ohren klang das hilflos, doch ungeachtet dessen fuhr sie fort: »Ich wollte diese Heirat nicht.«
    »Das sagtet Ihr bereits. Mehr als einmal.« Das Bett knarrte, als er sich erhob, und Alaida hob den Kopf. Ohne dass sie es bemerkt hatte, hatte er sich seiner Strümpfe entledigt. Er streifte sein Leibhemd ab und warf es auf die Seite, so dass er nur noch seine Bruche trug. Voller Tatendrang, als wolle er in eine Schlacht ziehen, streckte er sich und sagte: »Aber nun seid Ihr verheiratet. Und Ihr müsst entscheiden, was Ihr daraus machen wollt – was Ihr mit mir machen wollt.«
    »Ich werde keinen Widerstand leisten, My Lord. Falls Ihr darauf anspielt.«
    »Eine kluge Entscheidung. Aber das reicht mir nicht. Ich erwarte mehr.« Ivo sah Alaida fest in die Augen und schlug die Felle zurück, die frische weiße Leinenlaken freigaben. »Viel mehr.«
    Alaida wurde der Mund trocken, wie altes Pergament. Sie tastete nach dem Trinkhorn und nahm ein paar kräftige Schlucke von Bôtes Posset.
    Ivo ging hinüber zum letzten Kerzenhalter und löschte die verbliebenen Flammen, so dass Alaida im schwachen Schein des Feuers und der Öllampe stand. Ihr Herr und Gebieter war nur schemenhaft in der Dunkelheit zu erkennen. Doch als er sich zu ihr umdrehte, sah sie, dass seine Augen funkelten wie Glassplitter im Sonnenlicht.
    Sie wandte den Blick ab, nur kurz, doch als sie wieder aufsah, war Ivo kaum noch einen Schritt weit von ihr entfernt. Sein Brustkorb nahm ihr vollkommen die Sicht, muskulös und von heller Hautfarbe.
    »Ihr zittert ja«, sagte er, nahm ihr das Trinkhorn aus der Hand und stellte es auf den Tisch.
    »Mir ist kalt.«
    »In meinen Armen werdet Ihr es warm haben.« Was sich sogar bewahrheiten sollte, denn als er näher kam und ihre Taille umfasste, spürte sie sogleich die Wärme seines Körpers. »Bei Gott! Alaida, mir wäre es lieber, Euch in dieser Nacht Vergnügen zu bereiten, als mit Euch zu streiten. Sagt mir, was Ihr wollt. Wollt Ihr ohne Vorbehalt die Meine sein?«
    Er hatte die gleichen Worte gewählt wie in der Halle beim Treueversprechen, aber dieses Mal klangen sie nicht herausfordernd, sondern einladend. Die Beklommenheit, die Alaida wie ein Stein auf der Seele gelastet hatte, schwand, wurde zu einem wohlig warmen Gefühl, das sie durchströmte.
    »So lautet der Eid, den Ihr mir abgenötigt habt, My Lord. Und ich gedenke nicht, ihn zu brechen«, sagte Alaida mit heiserer Stimme, während Ivo mit den Fingerspitzen ihre Rippen streifte. Seine Augen funkelten triumphierend, aber Alaida hielt dagegen, so gut sie konnte. »Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, woran ich Vergnügen finden sollte.«
    »Tatsächlich nicht?«, fragte er leise und beugte sich zu ihr hinab. »Dann werde ich Euch wohl bei der Suche behilflich sein müssen.«
    Sein Mund berührte ihre Lippen, zunächst nur flüchtig, dann ein wenig fordernder, bis sie seiner forschenden Zunge nachgab.
Es macht mir nichts aus,
sagte sie sich.
Er kann sich nehmen, was ihm beliebt. Es wird mir nichts ausmachen.
    »Nein, so geht das nicht.« Ivo ging einen Schritt zurück und umfasste mit einer Hand ihr Kinn. »Ihr habt Euch längst verraten, Alaida. Ich weiß, Ihr könnt es besser. Und Ihr
wollt
es besser.« Er drehte ihr Gesicht

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