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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Bemerkung perlte an Ivo ab. »Und wo steckt dieser Musterknabe, der Euch dann doch nicht geheiratet hat?«
    »Die Hochzeit musste wegen mehrerer Schlachten verschoben werden, und er wurde getötet, bevor wir heiraten konnten.«
    »Doch hoffentlich nicht bei Tisch mit einem Messer, das von einer Lady geführt wurde?«
    »Er brach sich im Kampf das Genick. Und ganz im Gegensatz zu Euch machte
er
sich nie über mich lustig.«
    »Dann hat er Euch wohl nie in Ordenstracht gesehen«, sagte Ivo und ging hinüber zum nächsten Kerzenhalter.
    »War er es, der Euch das Küssen gelehrt hat?«
    »Nein. Obwohl er das vermutlich gern getan hätte.«
    »Zweifellos. Wer war es dann?«
    Alaida dachte zurück an jenen Tag im Mai und an den Ritter, der an den Feiern im Wald teilgenommen hatte, bevor er weiterreiste. »Niemand, der Euch bekannt sein dürfte, My Lord. Auch ist es unwahrscheinlich, dass Ihr ihm jemals begegnen werdet.«
    »Bedauerlich.« Eine weitere Flamme erlosch zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich würde mich gern bei ihm bedanken.«
    »Wohl eher, ihn von Sir Brand niederstrecken lassen.«
    Über die nächste Kerze gebeugt, hielt Ivo inne. Er lächelte immer noch, aber er klang schärfer. »O nein, das würde ich selbst erledigen. Allerdings nur, wenn er Euch mehr beigebracht hätte als das Küssen.«
    »Seid unbesorgt. William hat Euch eine Jungfrau gegeben«, gab Alaida zurück. »Wenn dem nicht so wäre, hätte mein Großvater den Verantwortlichen ohnehin längst zur Strecke gebracht.«
    »Schön«, sagte Ivo und setzte seinen Rundgang fort, löschte Kerzen, bis der Raum fast ganz im Dunkeln lag.
    Auf dem Weg zum letzten Kerzenhalter kam Ivo an Alaida vorbei und blieb auf einmal stehen.
    »Es kommt doch von Euch.«
    Mit beiden Händen packte er sie an den Armen, so fest, dass sie sich nicht einmal umdrehen konnte, um ihn anzusehen. Er atmete tief ein.
    »Diesen Duft habe ich schon den ganzen Abend lang in der Nase. Zunächst dachte ich, es wären die Binsen. Was ist es?«
    Was sollte denn das?
Argwöhnisch runzelte Alaida die Stirn und schnupperte. Zunächst fiel ihr nichts auf, doch dann verstand sie, was er roch, am Ärmel ihres Unterkleides.
    »Wermut, Raute und … ich glaube, Rainfarn«, sagte sie, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sein fester Griff sie irritierte. »Um die Motten fernzuhalten. Mein Kleid war damit parfümiert.«
    »Ah.« Dicht an ihrem Ohr atmete er abermals tief ein, und Alaida verspürte ein Kribbeln. »Ich dachte schon, Ihr hättet Euch derart parfümiert, um mich fernzuhalten.«
    »Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Würde es denn überhaupt wirken?«
    »Nein.« Er beugte sich zu ihr hinab, bis er beinahe ihren Hals berührte. »Schließlich bin ich keine Motte.«
    Bei jedem seiner Worte spürte sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut. Sie wandte den Kopf ab, um der Hitze zu entkommen – und zeigte dabei noch mehr nackte Haut, die er mit einem flüchtigen Kuss bedeckte. Seine Berührung schien, als reibe man Eisen an einem Feuerstein. Ihr war, als sprühten Funken, und sie grub die Zehen in den Teppich, um sie zu vertreiben. Abermals küsste er ihren Hals. Dann ging er einen Schritt zurück, und sie spürte nur noch den kalten Luftzug, der hereinwehte. Sie hörte, wie das Bett knarrte, als Ivo sich daraufsetzte, um sich die Schuhe auszuziehen.
    Als der erste Schuh auf den Boden fiel, sagte er: »Wenn Geoffrey getan hat, was ich ihm aufgetragen habe, liegt auf dem Tablett ein Geschenk für Euch.«
    Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
Was für ein Spiel trieb er da mit ihr? Wollte er sie etwa in Sicherheit wiegen, um sie dann vollkommen unvorbereitet zu erwischen? Doch was hätte er davon? Trotz ihres Argwohns siegte die Neugier. Alaida schüttelte den letzten Funken ab und ging hinüber zum Tisch. Dort, zwischen Öllampe und Trinkhorn, lag ein dicker Lederbeutel – gefüllt mit klimpernden Münzen.
    »Silbermünzen?« Empört ließ Alaida den Beutel fallen. »Ich bin doch keine Hure, zu deren Bett Ihr Euch den Zugang erkaufen müsstet, My Lord!«
    »Ich pflege nicht zu kaufen, was mir bereits gehört«, sagte Ivo mit bitterem Unterton und ließ den zweiten Schuh auf den Boden fallen. »Bei allen Heiligen! Frau, muss bei Euch denn alles in Streit ausarten? Ich sagte doch, es ist ein Geschenk. Zehn Schilling, um Euch zu ersetzen, was Ihr den Armen gegeben habt.«
    »Oh«, sagte Alaida mit matter Stimme. Ivo hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen.

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