Nachtkrieger
in seine Richtung und senkte den Kopf, bis seine Lippen nur noch ein Haarbreit von den ihren entfernt waren. »Küss mich, Gemahlin. Aber richtig.«
Ihr blieb keine andere Wahl, als zu tun, was er verlangte. Sie küsste ihn so, wie sie es zuvor vollkommen unbedacht getan hatte. Dieses Mal erwiderte er ihren Kuss, berührte ihre Zunge mit der seinen, und zu ihrer großen Überraschung musste sie feststellen: Er schmeckte angenehm, ein wenig nach Bôtes Gewürzen – sogar besser. So ungewohnt männlich.
Warum war ihr das beim ersten Mal nicht aufgefallen?
Ganz gegen ihren Willen geriet ihr Blut in Wallung, und sie versuchte verzweifelt, die Kontrolle zu bewahren. Doch in dem Moment änderte er seine Strategie. Er löste sich von ihren Lippen und bedeckte ihren Hals bis kurz unter ihr Ohr mit Küssen. Dort verweilte er, um Zähne und Zunge auf eine Art spielen zu lassen, die ihr einen Schauer nach dem anderen den Rücken hinabjagte. Wellen von Schauern, die auch dann nicht verebbten, als er sich wieder ihren Lippen zuwandte. Was danach kam, war noch schlimmer.
Oder besser. Diesbezüglich war Alaida sich nicht sicher. Abermals versuchte sie, sich von ihm zu lösen. Aber es gelang ihr nicht, denn sie hätte nicht sagen können, wo seine Lippen aufhörten und ihre begannen.
Das konnte nur an dem Posset liegen, an Bôtes Gewürzen. Dieses Gebräu musste der Grund sein, warum ihr Körper sich derart verräterisch benahm, sich so warm anfühlte, so dahinschmelzend, ohne dass sie sich dagegen hätte wehren können.
Oder lag es gar an seinen Küssen? Alaida mochte Küssen – soweit sie etwas davon verstand, und Ivo küsste wirklich gut. Immer wieder nahm er ihre Unterlippe zwischen seine Zähne, um den Schmerz sogleich mit seiner Zunge zu lindern. Eine Technik, die ihr Maifeiertagsritter nicht angewandt hatte. Auch waren ihr damals die Knie nicht so weich geworden. Wenn Ivo es dabei belassen würde …
Doch das tat er selbstverständlich nicht. Mit sicheren Händen – und behutsamer, als sie erwartet hatte – begann er, ihren Körper zu erforschen. Und in dem Moment erkannte sie, dass sie Bôte die Wahrheit gesagt hatte: Sie hatte tatsächlich keine Angst vor ihm. Sie fürchtete den Moment, in dem er sie zum Bett führen würde, denn sie wusste nicht, was dort geschehen würde. Aber sie fürchtete sich nicht vor ihm. Als er sich von ihr löste, um ihr Unterkleid aufzuschnüren, und sagte: »Es wird Zeit, das abzulegen«, nickte sie errötend und antwortete: »Jawohl, My Lord.«
»Ivo«, sagte er und schnürte behutsam die Kordel auf, bis ihr Hals und ihre Schultern entblößt waren. Er küsste sie auf beide Schultern. »Du hast meinen Namen noch nicht gesagt, außer bei deinem Eid. Aber ich möchte ihn auch so von dir hören.«
»Der Halsausschnitt ist zu eng,
My Lord
«, sagte Alaida ruhig, aufsässig, obwohl sie ihm gerade erklärte, wie er sie zu entkleiden hatte. »So wird es nicht gehen.«
»Nein?« Seine Finger glitten in den Ausschnitt des Kleides, und mit den Knöcheln fuhr er über ihre Brüste. Als sie vor Schreck die Augen aufriss, sah er sie lächelnd an, packte den Stoff mit beiden Händen und riss mit einem einzigen Ruck ihr Unterkleid bis zum Bauchnabel auf. »Ich glaube schon.«
Alaida errötete noch tiefer, blieb aber fest. »Da mögt Ihr recht haben, My Lord.«
»Ivo.« Durch den zerrissenen Stoff hindurch legte er eine Hand auf ihren Bauch. Wachsam verfolgte Alaida, wie sie an ihrem Körper hinunterglitt. Sie erstarrte in der Erwartung, dass er sie berühren würde,
dort
berühren würde. Er aber änderte die Richtung und fuhr mit den Fingerspitzen an ihrem Bauch wieder hinauf bis zu ihren Brüsten, zwischen denen seine Berührung brannte wie Feuer, und weiter bis zu ihrem Hals. Vorsichtig streifte er ihr das Unterkleid über die Schultern. Es fiel bis auf ihre Hüfte, wo ein Gürtel es festzog. Einen Moment lang sah Ivo sie nur an, dann strich er langsam mit beiden Händen über ihre Brüste. Alaida hielt den Atem an, als er ihre Knospen berührte und sie in seine dunkel schimmernden Augen sah.
Er beugte sich zu ihr hinunter, um mehr von ihr zu kosten. Und in dem Moment verstand sie, dass ein Kuss mehr sein konnte als die Berührung der Lippen, dass man mit der Zunge Dinge tun konnte, die sie sich in ihren kühnsten Träumen niemals ausgemalt hätte. Sonderbare Empfindungen stiegen in ihr auf, wo immer er sie berührte, bis ihr ganz schwindelig wurde. Schwindelig vor Lust. Unfähig,
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