Nachtkrieger
Vergnügen daran fand, ihr bei der Suche nach Erfüllung behilflich zu sein. Sie verlagerte ihr Gewicht und wand sich unter den sanften Berührungen seiner Zunge und seiner Hände. Um sich zu vergewissern, dass es aus Lust geschah und nicht gar etwa, weil sie sich gegen ihn sträubte, hob Ivo den Kopf. Wie die meisten Frauen in Momenten der Leidenschaft hatte Alaida die Augen fest geschlossen und biss sich auf die Unterlippe. Eindeutig Lust. Falls er diesbezüglich überhaupt ernsthafte Zweifel gehegt hatte, so verflogen diese spätestens, als sie sich ihm entgegenhob, während seine Finger langsam in sie drangen. Ihre Feuchtigkeit benetzte seine Hand, warm wie Sommerhonig.
Bei den Göttern! Sie war so bereit, wie eine Frau nur bereit sein konnte, und das, nachdem sie derart offenkundig Widerstand geleistet hatte. Und tatsächlich, sie war noch Jungfrau. Mit einem Lächeln auf den Lippen beugte sich Ivo wieder zu ihr hinab, um mit der Zunge ihren Schoß zu erkunden.
Und dann hörte er es. Den sehnlichen Seufzer, der ebenso rasch verklang. Ivo hielt inne, nicht sicher, ob er es sich nur eingebildet hatte. Prüfend ließ er seine Zunge noch einmal an derselben Stelle kreisen. Und da war es wieder, leise, aber dennoch zu hören. Mit wachsender Erregung senkte er seine Lippen auf sie, und in dem Moment geschah das Unglaubliche: Er entlockte ihr ein Stöhnen.
Kehlig, nahezu barbarisch klang der Laut, der ihr über die Lippen kam. Am liebsten hätte er sie sogleich voll und ganz genommen, nur noch beseelt von diesem einzigen Wunsch drohte seine Selbstbeherrschung zu schwinden. Er wollte ihre Hitze. Er brauchte sie. Unmöglich, es weiter hinauszuzögern – zu atmen, zu denken.
In einer fließenden Bewegung streifte er seine Hose ab, war über ihr, presste sie aufs Bett und glitt in sie hinein – nur ein wenig.
Einmal mehr erstarrte sie. Dann wand sie sich unter ihm, um das Unausweichliche abzuwenden.
»Halt still, Alaida. Ich kann mich sonst nicht länger …« Er glitt ein Stückchen weiter hinein. Er wusste, er tat ihr weh. Aber solange sie nicht stillhielt, konnte er nichts dagegen tun – sosehr er sich auch bemühte, sich zurückzuhalten.
»Nein!« Ihre Fingernägel gruben sich in seine Schultern, und abermals versuchte sie, ihm zu entkommen.
»Sch, ganz ruhig, mein Herzblatt«, sagte er sanft und gab sich alle Mühe, behutsam zu sein, so wie er es sich vorgenommen hatte. Doch sie war so warm, so jung und voller Leben. Sie warf sich unter ihm hin und her und trieb ihn immer tiefer hinein, obwohl sie doch das Gegenteil erreichen wollte. Er packte sie an den Handgelenken, küsste sie und wollte sie abermals beschwören, sich weniger heftig zu bewegen, damit er es anständig für sie beide beenden konnte. Doch sie ließ nicht nach. Innerhalb von Sekunden war er vollkommen in ihr, viel zu schnell. Sie schrie auf, schien aber dennoch weit davon entfernt stillzuhalten. Und nun konnte er sich nicht länger beherrschen.
Er kam beinahe augenblicklich, nahm sie mit tiefen, festen Stößen.
Seine Frau. Seine Frau.
Für so lange, wie die Götter sie ihm ließen.
Die Seine.
Bei den Gebeinen des heiligen Petrus! Was war denn das?
Mit Tränen in den Augen starrte Alaida auf die Vorhänge des Himmelbetts. Und entgegen aller guten Vorsätze konnte sie nichts dagegen tun.
Ebenso wenig, wie sie hatte verhindern können, sich zu bewegen. Sie hatte sich benommen wie eine Hure, und alles für nichts und wieder nichts. Denn was immer es war, was sie hatte suchen sollen, gefunden hatte sie es nicht. Dabei war es greifbar nah gewesen. Doch in dem Moment, als Ivo in sie eingedrungen war, hatte es sich verflüchtigt, einfach aufgelöst. Er hatte sie vollkommen ausgefüllt, und ihr Schrei der Enttäuschung hatte es endgültig vertrieben.
Nun lag sie neben ihm und lauschte auf seine Atemzüge, die allmählich ruhiger wurden. Wenn das wenige, was sie über solche Dinge gehört hatte, zutreffend war, würde er sich gleich auf die Seite rollen und einschlafen. Immerhin bekäme sie dann endlich die Gelegenheit, von ihm abzurücken und sich zu sammeln. Sie schloss die Augen und wartete.
Ivo bewegte sich, und sie spürte die Wärme zwischen ihren Körpern, die sich noch immer berührten. »Alaida?«
Gegen ihren Willen schlug sie die Augen auf und stellte fest, dass er auf sie hinabsah. Das schwache Licht der Öllampe warf tanzende Schatten auf sein Gesicht. Er strich Alaida über die Augen und betrachtete den schimmernden
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