Nachtkrieger
ihr Blick verschwommen, und in ihm stieg der Wunsch auf, sie ohne Rücksicht auf Verluste einfach mitzunehmen in die Wälder. »Kannst du das verstehen?«
Sie schluckte. »Ich glaube schon, My Lord.«
»Das ist gut. Möchtest du nun das Geschenk sehen, das ich dir mitgebracht habe?«
»Ich hätte nichts dagegen einzuwenden«, sagte sie zaghaft. »Aber ich habe kein hübsches Kleid angezogen, so wie Ihr es wolltet. Als ich mich ankleidete, war ich viel zu unglücklich über Euer Verhalten.«
»Vermutlich bist du das noch immer«, sagte Ivo. Er warf einen kritischen Blick auf Alaidas pflaumenblaues Kleid, gerade so geschnürt, dass die Silhoutte ihres Körpers zu ahnen war, und Halsausschnitt wie Ärmelbündchen des blassgelben Unterkleides. Auch trug sie nicht wie üblich einen Schleier über ihren Schnecken, sondern nur eine einfache Haube. »Recht einfache Kleidung«, sagte er und nickte zustimmend, »aber um einiges besser als diese Gewandung gestern Abend. Streck die Hand aus!«
Er nahm einen Lederbeutel von seinem Gürtel, schnürte ihn auf und schüttete den Inhalt in Alaidas flache Hand, ein schimmerndes Dutzend tiefgrüner Steinchen, umrahmt von goldenen Ranken.
»Smaragde!«
Die freudige Überraschung, mit der sie dieses eine Wort aussprach, machte die stattliche Summe wett, die er für die Brosche ausgegeben hatte. »Als ich vom König hörte, du hättest rotes Haar, dachte ich, du hättest vielleicht grüne Augen.«
»Da muss es mir ja beinahe ein wenig leidtun, dass ich damit nicht dienen kann. Auch wenn es bedeuten würde, dass ich dann wohl noch mehr Sommersprossen hätte.« Alaida hielt die Brosche in den Schein des Feuers und drehte sie hin und her. »Die Smaragde sehen aus wie versteinertes Laub.«
Sie steckte die Brosche an ihr Kleid und betrachtete sich in dem gerahmten bronzenen Spiegel. Unterdessen fiel Ivos Blick auf das Tuch im Stickrahmen. Sogleich erkannte er inmitten des Heers kleiner Ritter seinen Schild. Zunächst ließ ihn der Gedanke, dass Alaida ihren Herrn und Gebieter bereits auf einer Handarbeit verewigt hatte, innerlich jubeln. Aber als er ein zweites Mal hinsah, fiel ihm auf, wo genau die Nadel steckte. Sogleich zuckte er zusammen und spürte einen stechenden Schmerz an der gleichen Stelle, so als hätte Alaida ihm und nicht dem Stickbild die Nadel zwischen die Beine gerammt. Er sah hinüber zu seiner Frau und fragte sich, ob er ihr das Messer, das sie nach wie vor an einem Gürtel um die Taille trug, abnehmen sollte, bevor er sich das nächste Mal neben sie setzte. Aber als sie sich zu ihm umdrehte und er sah, dass ihre Augen leuchteten vor Freude, verschwendete er keinen weiteren Gedanken an irgendwelche Messer oder Nadeln.
»Ich habe mir schon so lange einen Smaragd gewünscht«, sagte sie leise. »Und nun habe ich ganz viele.«
»Dann gefällt dir die Brosche?«
»Sogar sehr, My Lord. Obwohl Ihr mich damit einmal mehr in Verwirrung stürzt, denn ich hatte mir geschworen, mich nicht so einfach durch Flitter besänftigen zu lassen.«
»Die Brosche soll dich nicht besänftigen, sie soll dir gefallen. Ich wollte dir eine Freude damit machen, ganz gleich, welcher Laune du bist.«
»Das ist Euch gelungen, My Lord! Sie gefällt mir außerordentlich.«
»Schön. Nun lass uns nach unten gehen, damit du dein neues Schmuckstück präsentieren und den Ehevertrag verlesen lassen kannst. Ich möchte, dass jedermann in der Halle erfährt, wie viel mir meine Frau wert ist.« Er ging auf sie zu und streckte den Arm aus. Sie kam ihm ein paar Schritte entgegen und legte ihre Hand auf seine. Dieses Mal waren ihre Finger warm, und sie zitterten auch nicht. »Anschließend ziehen wir uns zurück, und ich werde noch einmal versuchen, dich dazu zu bringen, meinen Namen auszusprechen. Vielleicht versuche ich es auch zwei- oder dreimal.«
Im warmen Schein des Feuers erinnerten ihre glühenden Wangen an einen Sonnenaufgang. Und zum ersten Mal an diesem Abend lächelte sie ihn offen an, wie eine richtige Frau. »Tut, was Ihr nicht lassen könnt, My Lord.«
Ihm war, als spüre er ihre Berührung bereits. Und er wusste, die Abendmahlzeit würde ihm sehr lang werden.
Kapitel 8
I ch kann es einfach nicht begreifen. Drei Ritter, einer von ihnen ein Baron, und alle ohne Knappen.« Nachdenklich betrachtete Alaida ihre beiden Gegenüber. »Ihr macht Euch nichts aus Tanz, Gesang oder der Falkenjagd. Womöglich werdet Ihr mir noch erzählen, dass Ihr nicht einmal Schach spielen könnt.«
»Nicht
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