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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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so gut, dass von ›können‹ die Rede sein könnte«, sagte Ivo lachend.
    »Und wie steht es mit Euch,
Messire?
«, fragte Alaida Brand.
    »Liegt mir absolut nicht, My Lady«, antwortete Brand und griff nach seinem Becher Bier. Wie bei der Hochzeitsfeier saß er zu Ivos Linken. Nach Brauch hätte auch Sir Ari an der Hohen Tafel sitzen sollen, neben Alaida, doch offenbar war er abermals vor der Abendmahlzeit verschwunden. So saß nun Vater Theobald auf seinem Platz. Alaidas Befremden über die erneute Abwesenheit des Seneschalls sowie die Tatsache, dass Oswald wieder das Fleisch tranchierte, hatte die Unterhaltung über den beklagenswerten Mangel an Standeskultur ihres Mannes und seiner Ritter in Gang gebracht. Alaida schien all das vollkommen unverständlich. Sogar Neville und seine jämmerlichen Gefährten hatten Knappen – und ihre Knappen spielten Schach. Ivo und Brand hingegen erweckten den Eindruck, als wären sie von Wölfen aufgezogen worden.
    »Was ist mit Sir Ari?«, fragte Alaida. »Spielt er denn wenigstens Schach?«
    Ivo sah Brand fragend an, woraufhin dieser achselzuckend sagte: »Nicht, dass ich wüsste.«
    Nachdenklich runzelte Alaida die Stirn. »Was ist das nur für ein Land, aus dem Ihr kommt,
Messires,
wenn seine edlen Ritter nicht einmal Schach spielen?«
    Ivo warf Brand einen warnenden Blick zu, aber als er sich Alaida wieder zuwandte, war sein Gesicht ausdruckslos. »Worauf willst du hinaus?«
    »Sir Ari erwähnte, er und Sir Brand seien keine gebürtigen Normannen. Dass sie nicht aus England stammen, ist aber ebenfalls offensichtlich«, antwortete Alaida. Sie beugte sich vor und sah Brand prüfend an. »Er sagte jedoch nicht, woher Ihr stammt.«
    »Äh …«
    »Aus Geldern«, sagte Ivo wie selbstverständlich.
    »Aye, aus Geldern«, echote Brand.
    Ivo nahm Alaidas Hand und fuhr die Linien jedes einzelnen Fingers nach, in einer Art und Weise, dass sie Gänsehaut bekam. »Aus welchem Anlass hast du Ari nach seiner Herkunft gefragt?«
    »Eigentlich sprachen wir über Euch, an diesem ersten Tag, und da nannte er Euch plötzlich Ivar«, antwortete Alaida. Sie war abgelenkt durch seine Berührung, aber nicht so sehr, dass ihr die Blicke, die Ivo und Brand austauschten, entgangen wären. Aus einem unerfindlichen Grund schienen die beiden auf der Hut zu sein, sobald die Sprache auf ihre Herkunft kam. Dementsprechend beobachtete Alaida das Mienenspiel der beiden Männer umso genauer, während sie das Gespräch mit dem Seneschall wiedergab.
    Während sie sprach, verdunkelte sich Brands Miene merklich, doch dann hellte sie sich auf. »Ich kann mich noch gut an Ivar erinnern! Er war ein wahrer Ehrenmann – jemand, den man in einer Schlacht gern an seiner Seite hat –, aber ein ziemlicher Weiberheld.«
    »Tatsächlich?«, fragte Alaida. »Sir Ari sagte, er sei bereits recht alt gewesen.«
    »Oh. Das mag Ari wohl so vorgekommen sein. Schließlich ist er noch wesentlich jünger als ich«, sagte Brand gut gelaunt und zeigte seine Lachfalten. »Aber ich kannte Ivar schon, als er noch im besten Mannesalter war. Die Frauen waren ihm sehr zugetan, ebenso wie er ihnen. Er hatte es wirklich drauf. Es verging kaum eine Nacht, ohne dass er nicht eine willige …«
    »Brand!«, schnitt Ivo seinem Freund das Wort ab. »Das ist doch nicht passend für meine Gemahlin.«
    »Richtig. Wohl kaum«, räumte Brand mit einem breiten Grinsen ein. »Aber kein Wunder, dass Ari an Ivar denken musste. Er sah unserem Vater Theobald hier nämlich zum Verwechseln ähnlich.«
    Alaida sah den Priester verwundert an: Ein Bauch wie ein Fass Bier und schütteres Haar, das die Farbe von feuchtem Stroh hatte – nicht unbedingt die Sorte Mann, der man zugetraut hätte, dass sie sich durch eine ganze Dorfgemeinde hindurchhurte, abgesehen davon, dass er Priester war. Offenbar waren ihr die Zweifel am Gesicht abzulesen, denn peinlich berührt errötete der Kirchenmann sogleich. Ivo und Brand hingegen brachen in Gelächter aus. In dem Moment begannen auch Alaidas Wangen zu glühen, doch das Lachen der beiden war dermaßen ansteckend, dass sie schließlich kichern musste.
    »Tut mir leid, Vater. Es ist nur …« Als sie merkte, dass der Versuch einer Erklärung es auch nicht besser machte, brach sie ab und fiel in Ivos und Brands Gelächter ein. Woraufhin der gute Vater Theobald an sich hinuntersah, seinen Bauch tätschelte und ebenfalls lauthals lachte.
    Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, sagte Brand: »Nun denn, My Lady, Ihr seid

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