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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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sein werde.«
    »Das wird dich jedoch einiges an Anstrengung kosten«, sagte Ivo. »Die meisten Knappen dienen zunächst einige Jahre als Pagen, lernen, einen Ritter bei Tisch zu bedienen, Fleisch zu tranchieren, zu lesen, sich gut auszudrücken. Da du diese Dinge noch nicht beherrschst, wirst du vorher als Page meiner Gemahlin dienen.«
    Ivo widerstand der Versuchung, Alaida anzusehen. Er ging um den hohen Tisch herum und stellte sich vor Tom. »Du wirst sie nach Chatton und Houton begleiten, um in den kommenden beiden Wochen so viel wie möglich zu lernen. Nach deiner Rückkehr wird Oswald dich lehren, die Waffe zu führen. Gleichzeitig wirst du meiner Lady dienen, und zwar so lange, bis sie der Meinung ist, ich könne mich mit dir sehen lassen – auch bei Hofe. Darüber hinaus wirst du Lesen und Schreiben lernen, sowohl in französischer als auch in lateinischer Sprache.«
    »Ich werde tun, was immer Ihr für nötig haltet, My Lord«, sagte Tom und fiel auf die Knie. Er faltete die Hände und hielt sie in die Höhe, damit Ivo sie mit seinen Händen umschließen konnte. »Bei meiner Ehre verspreche ich, Euch ein treuer Gefolgsmann zu sein.«
    »So nehme ich dich als den Meinen an. Erweise dich als gelehrig, Thomas, dann wirst du mein Knappe und Waffengefährte sein. Beweise deinen Mut und deine Tapferkeit, und du wirst dir eines Tages deine Sporen verdienen.« Ivo half dem Jungen aufzustehen und schickte ihn mit einem wohlwollenden Schubs zurück auf seinen Platz. »Nun geh und beende deine Mahlzeit. Und halte dich morgen früh bereit, um Lady Alaida zu begleiten. Oswald, gebt Tom ein gutes Pferd und sorgt für Ersatz in den Ställen. Geoffrey, sucht etwas zum Anziehen für ihn heraus, das seiner neuen Stellung entspricht.«
    »Jawohl, My Lord«, antworteten Marschall und Haushofmeister unisono, während Tom halb stolpernd, halb schwebend an seinen Tisch zurückging, wo er mit Schulterklopfen und Gejohle empfangen wurde.
    Zufrieden sah Ivo in die Runde, bevor er seinen Platz an der Hohen Tafel wieder einnahm. Auch Alaida setzte sich, überwältigt von widerstreitenden Gefühlen, die Ivo nicht genau einordnen konnte. Doch er sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Vorsichtig wischte er ihr eine Träne aus dem Augenwinkel und sagte: »Was sehe ich denn da? Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn ich Tom zum Knappen mache.«
    »Das tue ich auch, My Lord. Ich dachte nur … Ihr seid …« Sie unterbrach sich, denn ihr versagte die Stimme. Sie sammelte sich, tupfte sich mit einem Zipfel ihres Schleiers die Tränen ab und begann erneut: »Habt Ihr eigentlich Spaß daran, mich zu ärgern?«
    »Nur ein wenig. Und du, hast du Spaß daran, stets das Schlimmste von mir zu erwarten?«
    Errötend senkte sie den Blick auf ihre gefalteten Hände, doch als sie wieder aufsah lag ein Funken Heiterkeit in ihren Augen. »Nur ein wenig«, antwortete sie.
    Endlich.
Ivo war, als würde ihm eine Last von den Schultern genommen – eine Last, die so schwer wog wie ein Gutsverwalter mit aufgeplatzter Oberlippe. Lächelnd sah Ivo Alaida an und sagte: »Vielleicht finden wir ja eine angenehmere Art der gegenseitigen Unterhaltung.«
    »Das käme mir sehr gelegen, My Lord. Habt Ihr diesbezüglich schon etwas im Sinn?«
    Möglicherweise schwang in ihrer Frage die Aufforderung mit, sich an diesem Abend zu ihr zu legen. Wie auch immer, so gern Ivo genau das getan hätte, verwarf er den Gedanken doch sogleich wieder. »Wie wäre es zunächst mit einer Partie Schach, während die Frauen deine Sachen packen?«
    Für einen Augenblick war die Enttäuschung ihr anzusehen, doch sie riss sich zusammen und nickte. »Aber wir werden die Partie oben spielen müssen, damit ich meine Frauen beaufsichtigen kann. Sir Brand, wie wäre es, wenn Ihr uns unterdessen eine Geschichte erzählt.«
    Bald darauf saßen sie oben vor dem Feuer, das Schachbrett zwischen ihnen, und Brand erzählte eine Geschichte, die Ari des Öfteren zum Besten gegeben hatte, wenn sie alle beisammensaßen – damals, an einem anderen Feuer. Ivo lehnte sich behaglich zurück. Genauso hatte er es sich vorgestellt, abgesehen davon, dass Bôte und Hadwisa umherschwirrten und die letzten Stapel von Alaidas Kleidung in einer Reisetruhe verstauten. Aber wenn alles so wäre, wie es eigentlich sein sollte, dann wäre er derjenige, der sie am nächsten Tag begleiten würde. Er würde ihr Schutz bieten und sie jede Nacht in seine Arme schließen. Stattdessen musste er sie allein reiten

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