Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
Racheakt interpretiert werden könnte, und Syd, na schön, war einfach nicht der Typ dafür.
Jenner erwartete Syd mitten auf dem Bürgersteig mit weit ausgebreiteten Armen. Sie umarmten sich. Sie umarmten sich sehr, sehr lange.
Ohne sie loszulassen, sagte Syd: »Ach, Jenner. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht … und als ich dann das Schiff in den Nachrichten sah und nicht wusste, ob du überlebt hast, da konnte ich einfach nicht mehr an mich halten … Ich habe Adam geschlagen, einfach weil er neben mir stand und ich irgendwen oder irgendwas schlagen musste, aber er hat nicht zurückgeschlagen, was eigentlich ziemlich nett ist, wenn ich es recht bedenke … Und dann wollte ich weglaufen, aber er hat mich aufgehalten und… und … und dann musste ich für meine eigene Entführung bezahlen, und das geht wirklich überhaupt nicht.« Sie seufzte tief auf, wischte sich über die Augen und fragte dann: »Und du hast dir wirklich nichts getan?«
Jenner drückte Syd an ihre Brust. »Es geht mir gut. Na ja, vielleicht nicht gerade super, aber das wird schon wieder.« Ihre Gefühle waren ein einziges Chaos. Sie hatte Cael gefunden und gleichzeitig zwei Freundinnen verloren, denn anders, als Jenner es Nyna versichert hatte, hatte Linda Vale in keinem der Rettungsboote gesessen, und auch Bridget war bei dem Versuch, andere zu retten, gestorben. Penny und Buttons hatten Nyna auf einem Frachter wiedergefunden, der auf ihren Notruf reagiert hatte, aber viele andere waren umgekommen.
Es gab noch keine genauen Zählungen, aber schätzungsweise waren mehr als dreihundert Menschen umgekommen, was zwar wesentlich weniger war, als Frank
Larkin geplant hatte, aber immer noch eine tragisch hohe Zahl.
Syd ließ Jenner los und heftete ihren Blick auf Cael. Sie wusste nicht, wie er hieß, aber sie wusste, wer er war. Er steckte hinter alldem. Sie sah ihn scharf an. »Und Sie haben uns entführen lassen, uns bedroht und …« Sie stockte, als wollte sie nicht zu viel sagen, solange ihre Entführer noch in der Nähe waren. Ihre Lippen begannen zu beben, und sie biss die Zähne zusammen. »Warten Sie nur ab. Sie werden noch dafür bezahlen«, ergänzte sie halblaut.
Jenner legte den Arm um Syd und stellte sie Cael vor, der sich während des Wiedersehens mit ihrer Freundin im Hintergrund gehalten hatte. »Syd, das ist Cael Traylor. Cael, Sydney Hazlett.« Sie wollte wirklich, dass die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben, die Menschen, die sie mehr liebte als jeden anderen, miteinander auskamen. So wie die Dinge standen, konnte es bis dahin eine Weile dauern.
Cael wirkte besorgt. Vielleicht sollte sie ihm versichern, dass Syd ihn nicht beißen würde.
Quatsch. Er sollte sich ruhig Sorgen machen.
»Ich werde Ihnen alle Auslagen ersetzen, die aufgelaufen sind, während Sie in unserer Obhut waren«, versicherte er freundlich, aber distanziert.
Syd sah Jenner mit großen Augen an. »Bei ihm hört sich das an, als hätte ich mich beschwert, weil im Urlaubsprospekt was falsch beschrieben war.«
»Ich weiß. Er treibt mich auch zum Wahnsinn«, sagte Jenner. Sie beugte sich vor und flüsterte: »Aber keine Angst, er gehört zu den Guten.« Sie zwinkerte ihm zu. »Und jetzt gehört er mir.«
Fünf Wochen später
Kyle Quillin fuhr erschrocken zusammen, als jemand an seiner Tür läutete. Seit sich dieser Wahnsinnige Frank Larkin in die Luft gejagt hatte, wartete Kyle darauf, dass jemand vor seiner Tür stand. Hatte Larkin vor seinem Tod ein Geständnis abgelegt? Hatte er irgendwem den Namen des Waffeningenieurs verraten, der die revolutionäre EMP-Waffe konstruiert hatte?
Er hatte die E-Mail-Adresse gewechselt, sein Geld dreimal von einem Auslandskonto aufs nächste überwiesen und seinen lausig bezahlten Job bei einem Rüstungskonzern gekündigt. Er würde nur noch sechs Wochen brauchen, um die Waffe fertigzustellen - sechs Wochen! Bis jetzt hatte ihn noch niemand mit Larkin in Verbindung gebracht, aber trotzdem stand er Todesängste aus, dass irgendwas irgendwen auf seine Fährte bringen könnte.
Kyle spähte durch den Türspion und sah erleichtert eine hübsche Rothaarige vor seiner Tür stehen. Keine Polizei, keine Männer mit Sonnenbrille und dunklem Anzug. Er zog die Tür auf. Die Frau hatte rotes Stachelhaar und trug ein winziges Tanktop über ihren Shorts. Sie wippte nervös auf und ab.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagte sie. »Aber mein Mann und ich helfen meiner Schwester gerade beim Einzug in das
Weitere Kostenlose Bücher