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Nachtleben

Nachtleben

Titel: Nachtleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Wohnungstür krachend auf, und Polizisten marschierten in die Wohnung.
    Franz warf sich ins Sofa und nickte ihnen freundlich zu, als kämen sie zum Kartenkloppen vorbei. Dabei blätterte er in einer Fernsehzeitung, die seit Wochen auf dem Tisch lag und mit Kaffeeflecken und Tabakbröseln übersät war.
    »Der Junge und der Mann sind hier«, sagte einer der Polizisten.
    »Was gibt’s denn, Herr Wachtmeister?«, fragte Franz beiläufig. Der Polizist schüttelte nur den Kopf. Schließlich betrat Mutter das Zimmer. Blut war durch ihr Gesicht geschmiert, und an ihrer Nase war es braun verkrustet, die Haare hingen ihr in der Stirn, und ihr Atem stank. Als sie sich vor mich hinkniete |274| und ihre Hand auf mein Bein legte, fühlte es sich an, als würde mich ein Penner an irgendeiner Straßenecke anfassen.
    »Alles okay bei dir?«, fragte sie.
    »Klar«, beantwortete Franz die Frage. »Der hat nur Angst, weil du hier wieder so ’ne Thermik machst.«
    »Sie halten jetzt den Mund«, sagte einer der Polizisten und schaltete den Fernseher aus. »Wo ist das Mädchen?«
    »Da«, sagte ich und deutete zum Kinderzimmer. Als die Polizisten die Tür öffneten, hockte Ingrid vor meinem Bett und fingerte am Rucksack herum.
    »Ist da noch Brause drin?«, fragte sie.
    »Nicht anfassen!«, rief Mutter erschrocken, eilte ins Kinderzimmer und nahm Ingrid auf den Arm. Aber die wandte das Gesicht von ihr ab und duckte sich, als Mutter ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Einer der Polizisten, wohl durch Mutters panische Reaktion stutzig geworden, folgte ihr, beugte sich zum Rucksack hinunter, öffnete ihn und wühlte in ihm herum. Schließlich warf er erst mir einen knappen Blick zu, dann sah er Franz und Mutter an.
    »Sie müssen keine Angaben machen«, sagte er, an sie gerichtet.
    »Das ist sein Zeug«, antwortete Mutter und nickte in Franz’ Richtung. Dabei streichelte sie mechanisch Ingrids Kopf und schmierte dabei das Blut von ihren Händen in Ingrids Haare.
    »Hm?«, fragte Franz, als habe er nicht richtig zugehört.
    »Sind das Ihre Drogen?«, wollte der Polizist wissen und kam, gefolgt von Mutter, mit dem Rucksack in der Hand zurück ins Wohnzimmer.
    Franz schob sich eine Zigarette in den Mundwinkel. »Drogen?«, wiederholte er. Anschließend hielt er den Polizisten, die sich im Wohnzimmer verteilt hatten, die geöffnete Schachtel entgegen und bot ihnen eine Zigarette an, aber sie reagierten nicht, schüttelten nicht einmal die Köpfe.
    »Klar ist das sein Rucksack«, wurde Mutter lauter. Ingrid verzog ängstlich das Gesicht und sah zu mir.
    |275| »Na, hör mal«, protestierte Franz und blies zwei Qualmringe in die Luft. »Was weiß ich, was du hier wieder für krumme Dinger abziehst.«
    »Wohnen Sie hier zusammen?«, wollte der Polizist wissen. Noch bevor Mutter antworten konnte, bollerte Franz laut lachend: »Um Himmels willen! Mit der verrückten Alten? Ich lasse mich doch nicht mit Huren ein. Die schuldet mir noch Geld und wollte nichts rausrücken. Gut, dass Sie da sind, Herr Wachtmeister.«
    »Du schuldest mir noch Geld!«
    Mit einem abfälligen Kichern schüttelte Franz den Kopf und warf den Polizisten einen kumpelhaften Blick zu.
    »Du schuldest
mir
Geld!«, sagte Mutter. »Das, was ich dir heute morgen geliehen habe. Da haste doch bestimmt auch wieder Zeug für gekauft.« Die Polizisten lauschten. »Du verschwindest jetzt!«
    »Nichts lieber als das«, sagte Franz, erhob sich und lächelte in die Runde.
    »Mo-ment«, unterbrach ihn der Polizist, der offenbar der Einsatzleiter war, mit beschwichtigender Handbewegung. »Wir haben hier jetzt erst mal ein paar Sachen zu klären.«
    »Ich will, dass das Schwein sofort verschwindet«, keifte Mutter. Ingrid streckte eine Hand nach mir aus.
    »Pass mal auf, wie du mit mir redest«, sagte Franz in drohendem Tonfall.
    Der Einsatzleiter wandte sich einem seiner Kollegen zu. »Bringt ihn mal runter zum Wagen, ja? Personalien und so.«
    »Du lässt mich und die Kinder in Ruhe«, giftete Mutter Franz an, »sonst packe ich richtig aus.«
    »Du hältst deinen Mund.«
    Mutter hob das Kinn. Offenbar spürte sie, dass er Muffensausen bekam.
    »Du hältst dein Maul«, wiederholte Franz deutlicher. »Hörst du?«
    |276| »Wie heißt noch mal der Typ, von dem du das Koks gekauft hast?«, provozierte sie ihn weiter.
    »Also«, setzte der Einsatzleiter an, aber bevor er fortfahren konnte, explodierte Franz. Mit gebleckten Zähnen schnippte er seine glühende Kippe in Mutters Richtung und

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