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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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merkwürdige Wörter wie »Wisch-wasch« zuflüsterten. Genau genommen war es Ellis Stimme gewesen. Als wäre das nicht genug, war es ihm auf einmal, als würden plötzlich unten im Restaurant Hochzeitsglocken läuten. Und zwar in Party-Lautstärke! Kein Zweifel: Er litt unter Halluzinationen. Akustischen Halluzinationen. Jacques trocknete sich Hände und Gesicht ab, atmete tief durch und nahm, angetrieben von den beunruhigenden Vorgängen dort unten, die Treppe in wenigen Sätzen. Er war erleichtert zum einen und schockiert zum anderen, als er feststellte, dass er sich, zumindest was die Hochzeitsglocken und die Party betraf, nicht getäuscht hatte.
    Irgendjemand hatte die Stereoanlage bis zum Anschlag aufgedreht. »Ding-dong-ding-dong!«, hallten die Synthesizer-Glocken durch den Saal.
    Gustave und die Amerikanerin schunkelten und lachten vergnügt, als wären sie kurz davor, auf die Tische zu steigen und zu tanzen.
    »Was um Himmels willen ist denn hier los?«, brüllte Jacques gegen den Sturm aus Noten und elektrischen Instrumenten an.
    »Das ist ›Marry you‹ , die Song von Brüno Mars. Kennen Sie die Lied nicht?«
    Catherines Augen leuchteten heiter wie der Sternenhimmel in einer klaren Augustnacht. Sie schien wie ausgewechselt. Offenbar hatte sie den Schock ihres erneuten, verdächtig zufälligen Aufeinandertreffens bereits überwunden. Was die Vermutung nahelegte, dass es sich nur um einen gespielten Schock, um eine gespielte Überraschung gehandelt hatte. Vielleicht war sie ausgebildet in so etwas – vielleicht war es auch Teil ihrer Strategie. Wäre sie nicht eine amerikanische Großkapitalistin gewesen, offenbar auf die feindliche Übernahme unverschuldet in Not geratener französischer Kleinbetriebe spezialisiert, und hätte sie nicht eben erst auf der Landstraße auf äußerst raffinierte Weise versucht, ihn unauffällig in einem fingierten Verkehrsunfall aus dem Weg zu räumen – er hätte sie glatt niedlich finden können.
    »Catherine hat mich gebeten, die Musik mal kurz aufzudrehen«, erklärte Gustave ein wenig verlegen. »Im Radio läuft gerade ihr neuestes Lieblingslied. Na ja … Frauen eben!«, versuchte er Jacques zu beschwichtigen.
    Merkwürdig: Auch den Empfängern der Seniorenteller und ihren vermeintlichen Eltern am Nachbartisch schien der Song zu gefallen, der eindeutig auf eine weit jüngere Zielgruppe zugeschnitten war. Es konnte sich einem durchaus der Eindruck aufdrängen, als wäre das Ganze eine abgekartete Nummer und alle Beteiligten würden nachher draußen auf dem Parkplatz ihren Scheck bekommen.
    »Br ü no Mars!« Catherine wippte noch immer aufgeregt auf den Zehen wie ein gut vierzigjähriger Teenager.
    Als würde ihn das anmachen.
    Offensichtlich nahm sie an, Jacques wäre schwer von Kapee und bräuchte als leicht begriffsstutziger und kauziger Franzose nur ein Ü statt des U, um zu verstehen, wer gemeint sei. Natürlich kannte er den Song von Bruno Mars – es war ja praktisch unmöglich, ihn nicht zu kennen. Schließlich lief er seit kurzem im Radio rauf und runter, etwa eintausendfünfhundert Mal am Tag. Doch etwas zu kennen hieß noch lange nicht, es auch zu mögen. Jacques bevorzugte eindeutig einheimische Musik und war froh, dass die Radiosender hierzulande gezwungen waren, sich an eine Quote zu halten, die sie verpflichtete, französische Musik zu spielen. Gerne auch neue Sachen – Jacques hatte keineswegs etwas gegen Fortschritt. Benjamin Biolay zum Beispiel, »Les Cerfs Volants« – das war wirkliche, dramatische französische Liedkunst, ein würdiger Nachfolger von Serge und Konsorten. Ein Chanson alter Klasse, aber neuen Stils. Bruno – pardon , Brüno – Mars konnte da beim besten Willen nicht mithalten.
    Mit erhobenem Zeigefinger ordnete Jacques an, dass die Musik sofort leiser zu stellen sei. Auf die fragenden Blicke seiner beiden Besucher hin entschied er als Nächstes, sich am besten höchstpersönlich um diese Aufgabe zu kümmern.
    »Das ist ein Restaurant, kein Tanzlokal!«, argumentierte er, während er sich an die Ausführung seines Beschlusses machte. »Wir servieren hier nicht die amerikanische Hitparade, sondern französische … Nouvelle … Cuisine.« Für einen Moment hatte er stutzen müssen. Er war froh, dass außer Gustave niemand hier war, der in Anbetracht seines letzten Halbsatzes ein herzhaftes Lachen hätte anstimmen können.
    »Alter Griesgram!«, meinte er stattdessen aus Gustaves auffällig schmal gewordenem Mund vernommen zu haben,

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