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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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Restaurant in New York. Genauer gesagt in Manhattan, Eins-A-Lage«, versuchte er das Verkaufsgespräch fortzusetzen.
    Du meinst, eine Filiale von Burger King?, wollte Jacques antworten, verkniff es sich aber im letzten Moment. Diese Munition hatte er mit der McDonald’s-Offensive bereits verschossen. Schade.
    »Ein französisches Restaurant.«
    »Aha?« Jacques verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und blickte Catherine an wie ein strenger Richter des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag eine mutmaßliche Kriegsverbrecherin, die einfach nicht aufhören wollte, ihm dreiste Lügen aufzutischen.
    »Eines der besten in den Staaten übrigens. Es hatte sogar einen Stern.«
    »Du redest aber jetzt nicht von den Sternen am Himmel, von denen man sich in Amerika einen aussuchen kann und dann eine Urkunde bekommt, nachdem man ihn für fünfzig Dollar erworben hat?«, versuchte Jacques den Anwalt der mutmaßlichen Kriegsverbrecherin in die Enge zu treiben.
    »Nein, davon rede ich nicht. Warte, es kommt noch besser: Es war ein französisches Restaurant mit rein vegetarischer Küche – das erste in den USA überhaupt. Vor kurzem hat Catherine es verkauft, um sich endlich ihren wahren Traum zu erfüllen: ein Restaurant in der Heimat des guten Essens und Trinkens, im Mutterland der Haute Cuisine. Hier bei uns!«
    Jacques prustete los. Es brach förmlich aus ihm heraus. Ausgelassen schlug er sich mit der Hand auf die Schenkel.
    »Sie … müssen entschuldigen … Entschuldigung, Mademoiselle.« Erneut ereilte ihn ein Lachkrampf. Es war irgendwie – befreiend. » Pardon «, nahm er einen neuen Anlauf und wandte sich an diese Person, »aber Sie müssen schon verstehen, dass … nun, ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein: Ein französisches Restaurant, in dem kein Fleisch serviert wird, ist kein französisches Restaurant!«, informierte er sie in einer Mischung aus Belustigung und Selbstzufriedenheit. »Kein Wunder, dass Sie verkaufen mussten. Ein Wunder ist allerdings, dass Sie einen Käufer gefunden haben für einen solchen Laden, das ist in der Tat …«
    »Mein lieber Jacques«, unterbrach ihn Gustave, »Catherine musste keinesfalls aus der Not heraus verkaufen, dafür waren andere Gründe ausschlaggebend.«
    »Die da wären?«
    Wieder wurde Catherine kreidebleich um die Nase. Sie hatte etwas zu verbergen, das sagte ihm seine Menschenkenntnis sofort. Jede Leichtigkeit war von ihr gewichen. Langsam beugte sie sich vor zu ihm und lehnte ihren zierlichen Oberkörper über den Tresen, während ihre Blicke sich kreuzten wie die Degen zweier Ritter bei einem Duell um Leben oder Tod.
    »Sie sind eine arme Zynist«, informierte sie ihn schließlich mit leiser Stimme und einem Blick, der Jacques durch Mark und Bein ging.
    »Sie meinen sicher Zyniker«, erwiderte er, arrogant wie ein Oberlehrer, der sich meilenweit über seiner Schülerin wähnt.
    »Nein, ich meine eine Zynist. Eine Menschenfeind«, widersprach sie ihm, als würde sie seine eigene Sprache besser sprechen als er.
    »Ich glaube, in diesem Fall irrst du dich tatsächlich«, mischte sich auf einmal Gustave ein, laut und deutlich an Jacques gewandt. »Das Wort heißt tatsächlich Zynist und nicht Zyniker. Catherine hat recht. Ich glaube, du solltest besser die Finger von dem Roten lassen, zu viel Alkohol bekommt dir nicht.«
    Was? Jacques verstand die Welt nicht mehr! Und das aus Gustaves Mund! Er konnte nicht anders, als ungläubig den Kopf zu schütteln. Was ging hier bloß vor sich?
    »Möchten Sie vielleicht trotz allem noch ein Gläschen Wein?«, fragte Gustave seine Begleitung, indem er sich vornehm wie ein Gentleman für Jacques‘ Ausraster entschuldigte. »Auch wenn es kein Château Pétrus ist?«
    »Sehr gerne!«, antwortete diese nach einer Pause von ein paar Sekunden, die erneut eine unangenehme Stille im Raum verursachte. »Aber ganz bestimmt nicht hier, in diese Lokal!«
    »Was hast du dir bloß dabei gedacht?«, zischte Gustave Jacques später am Telefon an, als hätte er etwas ganz und gar Unverzeihliches getan.
    Dabei hatte er lediglich dafür gesorgt, dass sein Lebenswerk und das von Elli nicht in die Hände einer amerikanischen Franchise-Tussi fiel. Und das war ihm mit großer Wahrscheinlichkeit auch gelungen – diese Person würde er kein zweites Mal hier sehen, dessen war Jacques sich sicher.
    »Du hast dich aufgeführt wie ein ausgewachsener Hornochse!«, fuhr Gustave mit seiner Tirade fort. »Ich bezweifle ehrlich, dass Catherine dich noch einmal

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