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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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beide! Ihr schillernden Sterne über dem nächtlichen Paris !«, frohlockte Patrice, als wäre er der nächste Charles Aznavour – dem er im Übrigen nicht unähnlich sah.
    Sie alle hatten ihre Doppelgänger in der Welt der Stars und Sterne: In der Realität mochten sie Jacques, Patrice und Gustave sein – in ihren Träumen aber waren sie Jean Reno (der junge), Charles Aznavour (der junge) und Gérard Depardieu (der dicke).
    Sie alle erhoben sich und ließen ihre Gläser aneinanderklingen. Die Sonne stand hell am Himmel – schließlich war es noch früh am Abend –, aber es war, als hätte sich ein Vorhang aus dunkelblauem Samt, bezogen mit goldenen Sternen, sanft auf ihre Sinne gesenkt. Es war einer der erhebendsten Momente, die Jacques seit langem erlebt hatte. Hier und jetzt, da sie alle miteinander auf eine goldene Zukunft anstießen, auf das möglicherweise gerettete Paris , das schon bald aus seinen Trümmern wiederauferstehen sollte, spürte er den frischen Wind der Zuversicht in sich. Aber er ahnte auch, dass seine Zweifel damit noch nicht verweht waren. Eine Brise hatte sie erfasst und auseinandergeweht wie Herbstlaub. Doch um sie endgültig hinwegzufegen, würde er, wenn nicht einen Orkan, so zumindest einen handfesten Sturm benötigen. Dieser Sturm würde kommen, so sicher wie die Rechnung am Ende eines Restaurantbesuchs – spätestens dann, wenn Catherine feststellte, dass er nie wieder so kochen würde, wie er es einst vermocht hatte.
    »Wollt ihr nicht doch etwas essen?«, schlug Jacques schließlich vor, um sich selbst von den düsteren Gedanken abzulenken, die soeben einen erneuten Einbruchversuch bei ihm unternahmen. »Pierre könnte uns zumindest was Kleines machen. Wie wär’s mit einer kräftigen marmite dieppoise zur Stärkung? Das schaffen wir gerade noch, bevor es hier losgeht. Ihr müsst wissen, Marion hat sich krankgemeldet, deshalb bin ich quasi allein heute.«
    »Gut so!«, prostete Patrice ihm zu, der Marion nicht ausstehen konnte. »Am besten, du sagst ihr, dass sie dringend eine Kur braucht. Ich bestätige das sofort. Drei Monate – und danach schick sie für mindestens zwölf Jahre in einen tibetischen Aschram. Dort kann sie dann rauchen, ihre Migräne pflegen und den ganzen Tag Mantras rezitieren. Ein Attest besorge ich dir, Jacques, kein Problem. Und diesen Pierre, den nimmt sie am besten gleich mit!«
    Catherine schmunzelte wissend. Offenbar fand sie durchaus Gefallen an diesem ebenso bunt zusammengewürfelten wie eng verschweißten französischen Männerclub. Nun ja, sie war Amerikanerin. Für sie war das alles ganz neu. Und wahrscheinlich überaus exotisch.
    Jacques konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Catherine ihn und seine Freunde sah. Das Bild schwebte förmlich vor seinem geistigen Auge: Sie mit einem Fernglas in einem offenen Geländewagen in der Serengeti – bis plötzlich vor ihrer Linse ein Nashorn (Patrice), ein Nilpferd (Gustave) und ein Büffel (Jacques) auftauchten. Ein Trio zum Schießen. Wer da nicht schmunzeln musste, dem war wirklich nicht zu helfen!
    Offenbar konnte Catherine Gedanken lesen, denn schon traf ihn ihr prüfender Blick.
    »Oh, oh, Jacques, an was für lustige Sachen denkst du gerade, hm?«
    »Ich? An gar nichts. Nur … an … den Abwasch«, log er.
    Natürlich entging auch ihm nicht das angeblich alles durchschauende Nicken, das von Patrice zu Gustave und wieder zurück flog.
    »Wir haben Hunger, Hunger, Hunger«, fing Patrice enthusiastisch an zu skandieren und kehrte damit zum vorherigen Thema zurück. Er war Arzt und keinen Alkohol gewöhnt. So jedenfalls lautete die offizielle Version.
    Jacques hoffte, dass Pierre den Wink mit dem Zaunpfahl bis in seine Küche hören konnte und herauskommen würde, um die Bestellung entgegenzunehmen. Sehen konnte Pierre sie jedenfalls von seinem Arbeitsplatz aus – und sie ihn.
    »Soll ich vielleicht die Bestellung aufnehmen?«, bot Catherine sich an. Es klang vollkommen arglos, so als meinte sie es tatsächlich ernst. Nun – im Grunde war sie jetzt hier genauso verantwortlich wie er selbst. Allein das Tempo des Umschwungs überraschte Jacques. Es kam einer Revolution gleich.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, holte sie einen Stift und einen kleinen Block aus dem hellbraunen Lederbeutel hervor, den sie mit sich führte.
    »Wunderbar, dann ein marmi diepo … Wie hieß die Gericht noch mal?« Hilflos sah sie von ihrem Block auf.
    » Marmite dieppoise «, wiederholte Jacques.
    »Gut, dann eine ganze Topf

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