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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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seinen Arm.
    »Ja?«
    »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich die Restaurant gern weiterhin Paris nennen. Christian war von dort, und es erinnert mich an ihn, nur eine kleine bisschen, während ich hier für ihn diese Traum träume.«
    Hätte sie den Namen Clichy-sous-Bois vorgeschlagen, hätte Jacques möglicherweise noch eine Nacht darüber schlafen wollen – aber diesen Wunsch konnte er ihr beim besten Willen nicht abschlagen. Er wusste ohnehin, was Elli zu dem Thema sagen würde: Er solle nicht an der Vergangenheit kleben. Das Paradies mochte auf immer verloren sein – aber wer sagte, dass ein durch und durch großartiges Paris , auferstanden aus Ruinen und neu erbaut aus Mut und Liebe, nicht ebenfalls paradiesisch sein konnte? Natürlich würde er sich dafür mächtig ins Zeug legen müssen. Aber auf einmal, hier und jetzt, an diesem Tisch, während Catherines Hand seinen Arm wie ein Schraubstock umklammerte und er in ihr tränenüberströmtes Gesicht blickte – ein Gesicht, das bereits zu ihm und seinem neuen Leben zu gehören schien –, fühlte er, dass es möglich war.
    Es war, als hätte plötzlich ein frischer Wind seinen alten, müden Atem ersetzt. Ein Wind, aus dem ein Sturm werden konnte, ein Orkan sogar, wenn er nur wollte und fleißig an sich arbeitete – stark genug, um Catherine mitzureißen. Seine Partnerin, die bis zu diesem Tag ihn mitgerissen hatte und der Wirbelwind gewesen war, der den Sturm erst entfacht hatte.
    »Einverstanden«, sagte er, und sie lockerte ihren Griff.
    Er wollte ihren nicht einmal halb geleerten Teller abräumen, doch sie hielt ihn zurück.
    »Bist du verrückt? So eine Essen kann man nicht in die Küche zurückgehen lassen!«
    »Du meinst also, es … schmeckt dir?«
    »Nein, es schmeckt nicht nur, es ist eine Offenbarung! Jacques, die Paris wird eine Riesenerfolg, wenn wir diese Niveau halten. Können wir das versprechen?«
    Diesmal war er es, der über den Tisch hinweg ihre Hand ergriff, so sanft er es vermochte und dennoch so nachdrücklich wie möglich.
    »Ja«, sagte er und blickte sie feierlich über die Kerze hinweg an, die in der Mitte des weiß gedeckten Tisches brannte. »Das können wir.«
    Ein kleines Lächeln umspielte Catherines Mund, ihre Lippen, die noch immer leicht zitterten. Sie war eine tapfere Frau. Sie gab nicht so leicht auf.
    Im selben Augenblick verspürte Jacques ein flaues Gefühl in der Magengegend, denn ihm wurde klar, dass er hier große Versprechen machte. Dass es kein Spaziergang werden würde, diese Versprechen Tag für Tag, Abend für Abend vor zahlendem Publikum mit Inhalt zu füllen. Den frischen Atem, den Catherine ihm und dem Paris eingehaucht hatte, auch in einen langen Atem zu verwandeln. Den Zauber wieder und wieder zu wiederholen. Den Zauber guter Küche.
    Zumindest hier und jetzt war es ihm anscheinend gelungen. Aus Catherines Augen strahlte ihm Zuversicht entgegen. Wie sehr sie sich doch von Elli unterscheidet, dachte er. Wie flambierte Pfefferkirschen von karamellisierten Walderdbeeren. Und trotzdem: Beides hatte seinen Reiz. Morgen früh würde er sich daranmachen, der neuen Speisekarte den Feinschliff zu verpassen. Mit ein paar gänzlich innovativen Kreationen. Die Leute würden staunen, wozu der alte Jacques noch in der Lage war! Vielleicht musste man, auch wenn man über unendlich lange Zeit nur ein einziges Lieblingsgericht gekannt hatte, irgendwann mit einem anderen Gericht beginnen, das vielversprechend duftete – selbst wenn es auf den ersten Blick hin völlig anders war als alles, was man bisher probiert hatte.

»Einen guten Fang haut man entweder in die Pfanne –
oder man heiratet ihn.
Nur böse Mädchen tun beides.«
    ELLI PERSIL
RESTAURANT PARADIES, TROUVILLE-SUR-MER

Heißer Hecht im Champagnerbad
    Man nehme:
    300 Gramm Seehechtfilets, 3 bis 4 Esslöffel Champagner, Meersalz, frisch gemahlenen Pfeffer, 1 Fenchelknolle, Fischfond, 25 Gramm eingelegte kleine Kapern, etwas Butter und 1 Löffel Olivenöl
    »Wie viel Zeit bleibt uns, Elli?« Jacques spürte noch den Geschmack des Mittagsmahls mit Catherine auf den Lippen, und doch hatte er, gehetzt wie ein Fuchs von einer Meute Jagdhunde, das rote Büchlein aufgeschlagen und sofort angefangen zu kochen, kaum dass er wieder im Paris eingetroffen war. Er hatte das Gefühl, Gas geben zu müssen – nachdem er Jahr über Jahr in einer trostlosen Agonie verbracht hatte.
    »Keine Sorge: Du hast noch viel Zeit, Jacques«, erwiderte sie. »Aber lass es nicht wieder

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