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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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kopfschüttelnd an.
    »Jacques, hast du denn gar nichts dazugelernt?«
    Ihr Blick mochte streng wirken, aber das leise Blinzeln in ihren Augen, die übertrieben gerunzelte Stirn und ihr tadelndes Schnalzen mit der Zunge signalisierten ihm, dass es der Blick einer Frau war, die ihn noch immer liebte – auch wenn sie nun ein Engel sein mochte, was sie im Grunde ihr ganzes Leben lang gewesen war.
    »Doch«, widersprach er. »Ich habe dazugelernt! Aber ich will dich nicht einfach so gehen lassen – für immer. Das kann ich nicht!«
    »Das hast du bereits getan. Vor vielen Jahren. Dass wir uns noch einmal wiedersehen durften, ist ein Geschenk. Wir sollten es nicht verderben, ja?«
    »Das werden wir nicht!«, sagte er schließlich, machte einen Schritt auf sie zu, nahm ihr den silbernen Fischwender aus der Hand und zog sie fest an sich. Der Himmel hatte ihm Elli zurückgegeben. Und er würde sie ihm wieder nehmen. Alles war nur eine Frage der Zeit. Aber das hier, dieses Gefühl, würde ihn für immer begleiten. Für den Rest seines Lebens.
    »Glaubst du, ich bin gut genug für Catherines Ansprüche?«, fragte er, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. Dieser Christian schien ein wahrer Tausendsassa gewesen zu sein – Jacques war sich nicht sicher, ob er je mit dem Bild dieses Mannes, das Catherine in ihrem Herzen trug, würde konkurrieren können.
    Elli legte ihre Hand zart wie eine Feder auf sein Herz.
    »Catherine hat keine Ansprüche, Jacques. Sie hat nur Hoffnungen.«
    »Und was … mache ich mit denen?«
    »Sie nähren? Bist du nicht Koch? Mach ihren Hoffnungen etwas Anständiges zu essen! Auch Hoffnungen brauchen Nahrung.«
    »Und wovon ernähren sie sich?«, wollte er wissen und hoffte inständig, dass er kein allzu einfältiges Bild abgab.
    »Im Großen und Ganzen von Liebe«, entgegnete Elli und stupste ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase. »Apropos Ernährung, ich glaube, der Fisch ist fertig. Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich noch zum Essen. Es riecht köstlich!«
    An diesem Abend stellte Jacques eine neue Formel auf:
    (Liebe + Glaube + Hoffnung) > (Angst + Trauer) = Glücklichsein
    Elli hatte ihn darauf gebracht, auch wenn seine Formel noch andere Zutaten enthielt. Als gelernter Koch hatte er sich erlaubt, Liebe, Glaube und Hoffnung in einen Topf zu werfen. Das Ergebnis war wie ein simples Kochrezept: einfach, aber mit dem Geschmack einer besseren Zukunft. Ein Rezept, das er von nun an befolgen wollte. Denn wenn es einen Weg gab, wieder glücklich zu sein, dann musste der Geschmack ebendieser Zutaten den anderen Geschmack in seinem Leben deutlich übertönen: den von Angst und Trauer. Trauer um das, was gewesen war, und Angst vor dem, was kommen würde. Er durfte nicht erwarten, dass Catherine ihn wieder glücklich machte – angenommen, es würde etwas aus ihnen werden, eines Tages vielleicht. Nein: Er musste zuerst sich selbst glücklich machen – damit sich ihre Hoffnungen von seinem Glück nähren konnten. Das waren die Zutaten für dieses Rezept, und auch wenn man sie nicht einfach auf dem Wochenmarkt in Trouville-sur-Mer kaufen konnte, beschloss er hier und jetzt, sich darum zu kümmern und sie gegen alle Widerstände irgendwo aufzutreiben.
    Als Catherine am nächsten Morgen auf den verwaisten Parkplatz des Paris fuhr, fasste er den Entschluss, dass es nunmehr an der Zeit war, sie einzuweihen. In das Leben des Privatmanns Jacques Persil – und in die merkwürdigen Geschehnisse der vergangenen Tage. Er wollte ganz ehrlich mit ihr sein, selbst wenn er sich damit möglicherweise eigenhändig zum Idioten stempelte. Vom Piratenmast aus beobachtete er, wie sie ein riesiges Buch aus dem Kofferraum stemmte. Es war das größte Buch, das er je gesehen hatte – so groß und schwer, dass es am Rücken über einen Griff verfügte, als wäre es gar kein Buch, sondern ein Koffer.
    » Bonjour , Jacques!«, rief sie hinauf zu ihm, nachdem sie ihn auf dem Dach erspäht hatte.
    Es war noch sehr früh für seine Verhältnisse, aber an diesem Morgen war er aus irgendeinem Grund zeitig erwacht – und wie schon nach der vergangenen Nacht, in der er Elli bei sich gespürt hatte, fühlte er sich ausgeschlafen und frisch.
    »Willst du raufkommen zu mir?«, rief er ihr zu.
    »Wenn du mir sagst, wie, komme ich gerne!«
    »Es ist ganz einfach«, bellte er durch die samtweiche Morgenluft des erwachenden Sommertags. »Nimm einfach jede Treppe und jede Leiter, die du finden kannst.«
    »Leiter? Aber ich bin

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