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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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nicht ganz schwindelfrei! «
    »Gut, dann treffen wir uns besser unten.«
    Das ungewöhnlich große Buch mit dem Henkel sollte sich als Stoffmusterkatalog herausstellen. Für die Polster der neuen Bestuhlung, die Catherine für das Paris vorgesehen hatte. Man musste schon sagen: Sie machte ihren Job gewissenhaft und bedachte jede Kleinigkeit. Jacques wäre einfach zu Pierre Maron gefahren, dem Möbelladen seines Vertrauens in Le Havre, um die erstbeste Ausstattung zu kaufen, die man ihm andrehen würde.
    »Von dort oben hat man sicher eine wunderbare Aussicht über die Meer und die ganze Normandie, stimmt’s?«, fragte sie spürbar aufgeregt, und Jacques konnte die Vorfreude in ihrem Gesicht förmlich lesen. »Am besten gehe ich vor. Dann kannst du mich auffangen, wenn ich herunterfalle«, schlug sie vor, während sie forsch die Leiter erklomm, die auf den Dachboden führte. Von Höhenangst oder Schwindelgefühlen war nicht das Geringste zu spüren.
    »Unglaublich!«, staunte sie, als sie schließlich den Dachboden durchquert und durch die Dachluke den Gipfel des Restaurants erklommen hatten. »Auch diese Paris hat also eine Aussicht wie von die Eiffelturm!«
    Daraufhin sagte sie mindestens eine Minute lang gar nichts, was für sie einer Ewigkeit gleichkommen musste. Auch ohne Worte war sie schön anzusehen, während sie den Blick über all das schweifen ließ, was Jacques als sein natürliches Eigentum betrachtete. Das Eigentum, das die Natur seinen Augen vermacht hatte. Denn von hier oben aus konnte er all das so oft betrachten und so lange darin schwelgen, wie er nur wollte – ohne dass jemand ihm diese Aussicht rauben konnte. Solange er es sah, gehörte all das ihm.
    Sie waren nur Zentimeter davon entfernt, einander zu berühren. Letzten Endes war der Piratenmast nichts weiter als ein winziger Balkon aus Metall, ähnlich den Hebebühnen, wie sie die Fensterputzer bei ihrer Arbeit an den Wolkenkratzern in New York benutzten. Ein Ort, der auf zwei Menschen ausgelegt war – zwei Menschen, die sich mochten, denn viel Freiraum gab es nicht.
    »Jacques, wegen gestern …«, begann Catherine plötzlich, und auf ihre eben noch von der Aussicht begeisterten Augen legte sich ein melancholischer Ausdruck. »Es tut mir leid. Ich wollte keine Szene machen, mit die Heulerei und so, aber …«
    »Also dafür musst du dich nun wirklich nicht entschuldigen, Catherine! Wenn sich überhaupt einer von uns beiden entschuldigen muss, dann ich«, verbot Jacques ihr entschieden, sich schlecht zu fühlen.
    »Entschuldigen, wofür?«
    Für all die Gemeinheiten, die ich dir an den Kopf geworfen habe, seit wir uns kennen. Um ein Haar hätte er es gesagt. Er wollte es sagen. Wirklich. Aber irgendetwas verhinderte es – ein kleiner rudimentärer Stolz, der noch immer in einer der verbliebenen schummrigen Ecken seines Gehirns hockte, die noch nicht wieder vollständig ausgeleuchtet waren.
    »Dafür, dass ich ein Betrüger bin«, sagte er stattdessen.
    »Eine Betrüger?« Catherine rollte ungläubig mit den Augen. »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf das hier«, antwortete er und präsentierte ihr die kleine rote Kladde, die er mit nach oben genommen hatte, als er Catherine unten im Restaurant abgeholt hatte.
    »Was ist das? Deine Buchführung?«
    Catherine schaffte es tatsächlich immer wieder, ihm ein Schmunzeln zu entlocken. Sie musste nur den Mund aufmachen. Offenbar durchschaute sie ihn schon ziemlich genau – denn würde er seine Buchhaltung tatsächlich selbst machen, sähe sie definitiv haargenau so aus und hätte denselben Umfang.
    »Catherine, sag mir ehrlich: Wie hat dir das Essen geschmeckt, das ich bisher für dich gekocht habe?«
    »Es war ausgezeichnet!«, lobte sie. »Mehr als das. Ich verstehe nicht, warum du deine Stern nicht mehr hast.«
    »Ganz einfach«, entgegnete er. »Weil ich es nicht selbst gekocht habe.«
    Catherine schaute ihn ungläubig an.
    »Jedenfalls nicht allein«, ergänzte er. »Ich hatte Hilfe.«
    »Aber ich habe gesehen, wie du gekocht hast. Mit meine eigene Augen – in meine eigene Küche!«
    »Und was hast du noch gesehen in der Küche?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hast du sonst noch etwas Auffälliges bemerkt?«
    Nun schien sie zu begreifen. Er konnte verfolgen, wie sich der Gedanke, der ihr gerade in den Sinn kam, in ihren Augen spiegelte.
    »Ach, du meinst das … diese merkwürdige Yoga, oder was du da gemacht hast? Und diese Selbstgespräche, so sagt man doch?«
    Er nickte

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