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Nachtpfade

Nachtpfade

Titel: Nachtpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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ein Argument.
Genickstarre! So, und ich geh jetzt ins Bett. Bis morgen.«
    »Schlaf gut, ach und, Straßgütl …«
    »Ja, Weinzirl?«
    »Ich fände ich es grauenhaft, wenn du nach München
gingst. Ich brauch dich hier. Als Kollegin, äh, und als Freundin.«
    »Danke, gut Nacht.«
    Gerhard fuhr langsam heim, Gedankenfetzen huschten
durch seinen Kopf. Nichts, was ganze klare Sätze ergeben hätte. Er parkte im
Hof, er hätte gerne noch mit Hajo einen Schlummertrunk genommen. Der schien
aber weggefahren zu sein. Also ging er zu Bett und siehe: Eine seiner
Begabungen trat auf einmal wieder zutage. Früher hatte er immer binnen Sekunden
überall einschlafen können, und er hatte auch nie schlecht geträumt. Und nach
der schlaflosen Phase in Jos und Kassandras Haus klappte das auf einmal wieder: Kopf aufs Kissen – und weg!

Kapitel 8
    »Wir irrten oft. Wir wagten
    lieber, als wir uns besannen.
    Wir spielten mit dem Schicksal,
    und es tat mit uns ein Gleiches.«
    Hölderlin, Hyperion
    Er erwachte an diesem Montag schon um sechs.
Wahrscheinlich mochte Petrus Leonhardifahrten auch nicht, denn heute war das
Wetter wieder wunderschön. Gerhard ging joggen und stand um acht Uhr bei
Kircher im Trifthof. Er hatte ein Bild von Jacky dabei. Die eilig
herbeigerufenen Mitarbeiter beugten sich über das Bild, bis einer sagte: »Ja,
die war hier. So oft kommen bei uns keine hübschen Frauen vorbei, das hier ist
ja eher ein Männerparadies.«
    »Und was hat sie gekauft?«, fragte Gerhard.
    »Stahlnägel, ich hab sie noch gefragt, wozu sie die
braucht.«
    »Und?«
    »Sie hat gesagt, die müsse sie für jemanden besorgen.
Na ja, schade, dacht ich, die hat ‘nen Freund.« Der Mann lachte.
    Gerhard bedankte sich und fuhr pfeifend ins Büro. Er
fand es verlassen vor. Ihm wurde berichtet, dass die Kollegen Kien- und
Steigenberger unterwegs seien, seine Aufträge auszuführen. Er trank seinen
Kaffee, begann Papierkram zu erledigen und war überrascht, dass es bereits halb
elf war, als Evi auftauchte.
    »Wunderschönen guten Morgen. Auch schon da? Ich möchte
dir denselben nicht verderben, aber Jacky hat Stahlnägel gekauft.« Gerhard war
richtig aufgeräumt.
    Evi sah ihn böse an. »Ich hatte zu tun. Aber bitte,
berichte du zuerst. Was war mit Kircher?«
    »Ja, sorry, die beim Kircher haben Jacky erkannt.«
    »Okay, also nimmst du an, Jacky hätte Erhard erpresst,
und bei all dem Schaden – auch wirtschaftlich –, den sie angerichtet hat, da
hätte Erhard wirklich Grund gehabt, sie zu beseitigen, oder? Das meinst du
doch?«
    »Ja, und drum müssen wir ihn auch unbedingt nochmals
besuchen, diesen elenden verstockten Schönberger«, sagte Gerhard.
    »Und was wird aus dem Miesbacher, aus Freund Friedl?
Ist der raus?«, fragte Evi.
    »Keiner ist raus, der Miesbacher ist ein
Granatenarschloch, das ich nur allzu gerne verhaften würde. Warum, glaubst du,
hetz ich die Kollegen auch los? Ich brauch einen Grund, an ihn ranzukommen.
Aber der Friedl hat kein Motiv. Ich meine, selbst wenn Jacky auch ihn erpresst
hat mit seinen üblen Jagdmethoden, der war eine Nummer zu groß für sie. Der
hätte sich von einem kleinen Mädchen doch nie erpressen lassen.«
    »Es sei denn, Jacky wusste noch was ganz anderes«,
spekulierte Evi.
    Der Einzige, der wirklich was ganz anderes über den
sauberen Friedl zu wissen schien, das war Pius Hörmooser, dachte Gerhard. Der
Mann hatte ihm gefallen. Aber Evi hatte natürlich recht. Es konnte noch eine
Geschichte hinter der Geschichte geben. »Wir behalten beide im Auge, aber für
den Moment hat Erhard wirklich das bessere Motiv, die besseren Gründe. Also
kimm!«
    »Himmel, jetzt sagst du schon ›kimm‹. Die Oberbayern
unterwandern deine Sprache«, lachte Evi und fuhr fort: »Aber bevor i kimm, kann
ich dir noch was erzählen.«
    »Ja?«
    »Dieser Käser, du erinnerst dich, ist tatsächlich in
Niederbayern sesshaft geworden. Er renoviert da einen alten Hof, und das
scheint eine Jahrhundertaufgabe zu sein.« Evi schüttelte sich regelrecht. »Brr,
weißt du, wie kalt es da wird mit diesem böhmischen Wind, dagegen ist es auf
dieser Käsealm wahrscheinlich gemütlich warm. Jedenfalls hat er so viel zu tun,
zumal ihm die Banken im Nacken sitzen, dass er nicht in der alten Heimat war.
Aber …«
    »Aber?«
    »Seine Frau, die war mehrmals bei ihrer Tante in
Rottenbuch, und was glaubst du?« Evi schaute ihn triumphierend an.
    »Ja, was soll ich denn glauben?«
    »Sie war an dem Tag vor der Mordnacht auch da und ist
erst

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