Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtpfade

Nachtpfade

Titel: Nachtpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
Vom Netzwerk:
des?«
    »Weil ich wahnsinnig schlau bin. Er hatte Angst, dass
der die Pacht aufgibt. Der Anton hätte einen neuen Pächter suchen müssen, der
alte war zwar ein Krimineller, aber doch ein Pächter, der extrem großzügig war,
oder?«
    »Ja scho.«
    »Er hat mehr Pacht bezahlt als üblich?«
    »Ja scho, zwanzg Euro für n Hektar.«
    »Und der eine oder andere Braten fiel da auch ab,
oder?«
    »Ja scho, den ham viel gnomma«, ereiferte sich der
Weinling. »Viel, de Flößerstub, glob i, o.«
    Wer wann wo das illegal geschossene Wildbret in seine
Kühltruhen verbracht hatte, war Gerhard eigentlich egal, er wollte gar nicht
weiter in den Strudel eintauchen, der ihn mitriss in die speziellen Tiefen des
Landlebens. Er wollte wissen, wer Jacky ermordet hatte. Und er hätte den
Miesbacher zu gerne verhaftet. Vielleicht konnte er ihm die Manipulation am
Wagen nachweisen, denn er war sich ziemlich sicher, dass er etwas damit zu tun
hatte. Das waren einfach zu viele Zufälle.
    »Und, Weinling, ist Ihnen vielleicht mal in den Sinn
gekommen, der Miesbacher könnte Ihren Wagen manipuliert haben? Aus Rache?«
    »Aber so oaner macht se d Händ it voll Dreck«,
formulierte Manfred Weinling mit bemerkenswerter Menschenkenntnis.
    »Nein, aber er könnte jemanden angestiftet haben.
Vielleicht doch den Anton?«
    »I woaß ned.«
    »Also, Weinling, nochmals von vorn. Nehmen wir mal an,
er hat jemanden bezahlt, damit er den Wagen manipuliert, wer hätte das sein
können?«, fragte Gerhard.
    »Jeder, der woaß, wo mei Waga gstandn isch.«
    »Und wer war das?«
    »Ja mei, i, der Toni und dr Knoll, wo dr Waga gstande
isch. Dann no de ganz Schöberger Musi und a paar Weiber, die den Waga gschmückt
hamm.«
    Gerhard verzog unmerklich das Gesicht. Also letztlich
alle, und wenn es nur um den gefallenen Wagen gegangen wäre, hätte er sich
diese Befragung geschenkt. Aber er wollte und musste einen Zusammenhang mit
Jackys Tod herstellen. Er machte sich eine Notiz. Dann mussten Melanie und
Felix eben alle Musiker und Trachtler im weiten Erdenrund so lange nerven, bis
sie den hatten, der bestochen worden war. Während der Weinling noch einen Ouzo
kippte, zog er im Stillen für sich ein Resümee. Anton Erhard hatte einen Feind
gehabt, der ihm die Bäume vernagelt hatte. Wenn Erhard überzeugt gewesen war,
dass es sein Spezl Weinling getan hatte, und er zudem Weinling die Schuld gab,
dass der Holzdeal aufgeflogen war, dann hätte er nun einen guten Grund gehabt,
den Wagen zu manipulieren. Aber irgendwas sagte Gerhard, dass Erhard es nicht
gewesen war. Also waren das zwei Paar Stiefel: Der Baumschreck hatte nichts mit
dem Kutschenumkipper zu tun. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Was, wenn Jacky …?
    »Kam denn wirklich nie raus, wer es war? Ich meine,
das mit den Bäumen?«, fragte er.
    »Na.«
    »Könnte es Jacky gewesen sein?«
    »A Mädla, nia!«
    »Na ja, auch Frauen können einen Hammer bedienen.«
    »Scho, aber Stahlnägel hot it jeder. De braucht ma it
so oft.«
    Gerhard machte sich wieder eine Notiz. Und als er
aufsah, war der Weinling auf den Tisch gesunken. Er schlief, der Bursche
schlief einfach! Gerhard bat Toni, den Mann später heimzufahren, briefte seine
Truppe, dass sie einen oder eine zu finden hätten, der oder die vom Miesbacher
angestiftet worden war. Eine kleine Meuterei von Felix Steigenberger, »Was der
Scheiß denn solle«, bügelte er äußerst unwirsch gleich mal mit Androhung einer
Dienstbeschwerde nieder. Evi sagte nichts, bis die Kollegen sich getrollt
hatten.
    »Schlechte Laune?«
    »Nein, schlechte Antworten.«
    »Gerhard, du glaubst also fest dran, dass der
Miesbacher Jacky ermordet hat?«, fragte Evi.
    »Ja, und das muss ich ihm nur noch beweisen.«
    »Und du glaubst auch, dass er jemanden angestiftet
hat, den Wagen zu manipulieren?« Evi sah ihn zweifelnd an.
    »Evi, glaubst du das etwa nicht?«
    »Ja und nein. Ja, weil es mir logisch erscheint. Nein,
weil es ja auch jemand ganz anderer sein könnte. Das ist ja ein derartiges
Kuddelmuddel. Hier hat doch jeder Dreck am Stecken. Jeder hat Zoff mit jedem.
Jede Familie hat irgendeinen Streit mit den lieben Nachbarn. Der Grund dafür
liegt im Dunkel der Geschichte, irgendein Urahn kurz nach der Pest war der
Urheber. Heute kennt keiner mehr den Grund. Würden die nur einmal nachdenken,
was ihnen aber wohl nicht so sehr liegt, dann würden sie mal nach dem ›Warum‹
fragen. Wer weiß, um was es hier sonst noch geht.« Evi wirkte wirklich fertig.
Das war

Weitere Kostenlose Bücher