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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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oder Katalogware.«
    »Senza problemi«, sagte Gianni und grinste.
    Anderthalb Stunden später stand Matthias vor dem Messingbett seiner Träume. Blank poliert mit filigranen Formen, Verstrebungen und Ornamenten – ein kleines Kunstwerk. Matthias konnte sich nicht sattsehen, ging immer wieder um das Bett herum, fuhr mit der Fingerkuppe beinah zärtlich über das metallene Gitter und legte sich schließlich auf die Matratze.
    Er bewegte sich, drehte sich, ließ sich fallen, rollte sich vom Rücken auf den Bauch und wieder zurück, und der Verkäufer stand abwartend daneben. Ganz geheuer war ihm dieser Interessent nicht. Ein Bett war ein Gebrauchsgegenstand, im Haus vielleicht einer der wichtigsten überhaupt, aber so enthusiastisch hatte er noch keinen Kunden erlebt.
    »Na los«, sagte Matthias zu seinem Begleiter, und der Verkäufer überlegte, ob es der Sohn oder ein Freund war. »Leg dich auch mal hin. Probier es aus! Mit Matratzen kann man sich so leicht vertun.«
    »Aber das Bett isse non per me, für Sie, Dottore!« Gianni war ziemlich irritiert. »Warum provo io, ich nich schlafe da?«
    »Weil ich sehen will, wie es aussieht. Wie du darin aussiehst! Und du kannst mir sagen, wie du dich darin fühlst. Das ist einfach wichtig für mich, verstehst du das nicht?«
    Gianni nickte zaghaft, aber er war immer noch verunsichert.
    »Tu mir doch den kleinen Gefallen! Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?«
    Gianni wollte seinen neuen Freund nicht verärgern.
    »Va bene.«
    Er legte sich aufs Bett und streckte sich aus.
    »Benissimo«, meinte er nach einer Weile. »Sehr gut. Commodo.«
    »Bleib liegen!« Matthias wollte nicht, dass Gianni sofort wieder aufsprang und seine Fantasie zerstörte. Dieser junge Mann in seinem Bett war einfach perfekt.
    Für einen Moment schloss Matthias die Augen und stellte sich alles vor, was er sich vorstellen konnte. Dann lächelte er, reichte Gianni die Hand und zog ihn hoch.
    »Komm. Wir gehen. Ich kaufe das Bett.«
    Zum ersten Mal hatte er ihn berührt. Ganz unverfänglich, ganz nebenbei. Und hatte dabei einen leichten Schweißfilm auf Giannis Handfläche wahrgenommen, der ihn schier wahnsinnig machte.

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    Giglio, August 2009
    »Was gibt es denn so Dringendes?«, fragte Minetti, als sie zum Abendessen wie üblich bei Lino saßen.
    »Ich hab den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen, hab im Büro gewartet, war am Hafen, hab dich gesucht, aber du warst wie vom Erdboden verschluckt.« Neri konnte es nicht vermeiden, dass in seiner Stimme ein leiser Vorwurf mitschwang. Mittlerweile duzten sie sich, weil das Siezen unter Kollegen völlig unüblich war.
    »Ich war hier und dort. Hab ermittelt. Die Leute befragt. Dies und das.« Er grinste.
    Neri ging davon aus, dass er zu Hause auf der Couch gelegen hatte.
    »Übrigens habe ich heute wieder ein Fax von den Kollegen in Berlin bekommen«, begann Neri und senkte die Stimme. »Und jetzt halte dich fest: Die DNA des Mehrfachmörders in Berlin, der Homosexuelle umbringt, und die DNA , die wir hier an den Münzen gefunden haben, ist identisch!«
    »Wie?«, sagte Minetti vollkommen überrumpelt.
    »Das heißt, dass der Mörder aus Berlin hier auf Giglio war und dort aus irgendeinem Grunde Münzen ausgespuckt hat. Genau dort, wo Fabrizio und Adriano in den Tod gestürzt sind. Glaubst du jetzt immer noch, dass das ein Zufall war? Die beiden waren schwul. Es liegt doch nahe, dass er auch sie umgebracht hat!«
    »Ach was!« Minetti wirkte unwillig. Er wollte diesen Gedanken weder näher an sich heranlassen noch weiterverfolgen. Doch dann sagte er: »Vielleicht war er da. Gut. Muss ja wohl so sein. Und das ist dann eben ein ganz blödsinniger Zufall. Aber warum sollte er die Jungs umbringen? Es macht doch keinen Spaß, jemanden einfach so von den Klippen zu schubsen! Wenn ein Triebtäter erst vergewaltigt und dann tötet – okay, das kann ich irgendwo noch nachvollziehen, aber diese Geschichte hier ergibt für mich einfach keinen Sinn.«
    »Wir sind mitten drin in einem ganz großen, internationalen Fall. Siehst du das nicht, Minetti?«
    »Nein, das sehe ich überhaupt nicht!«, brummte Minetti. »Das liegt einfach alles nur an diesem ganzen modischen Zeugs, dieser DNA -Hysterie. Früher hätte man das alles überhaupt nicht miteinander in Verbindung gebracht und den Willen der Jungs, wie zwei Möwen davonzusegeln, einfach akzeptiert. Aber heute wird man durch diesen ganzen Quatsch völlig verrückt. Und darum will ich mich auch nicht weiter

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