Nachtprinzessin
und legte John Denver auf. Songs, die ihn immer wehmütig machten.
»Ich habe meine Mutter geliebt«, sagte er leise und lief dabei im Zimmer herum. »Sehr sogar.« Er ging zum Fenster und sah hinaus in die Nacht, auf die beleuchtete Fassade des Castelletto gegenüber. Wandte Gianni den Rücken zu und wollte ihn dadurch locken, magisch anziehen.
»Seit gestern hat sich die Welt für mich verändert. Sie ist plötzlich vollkommen leer, weil meine Mutter nicht mehr da ist. Sie war mein Halt, mir konnte nichts passieren, weil es sie gab. Verstehst du das?«
Gianni antwortete nicht, und Matthias sah sich auch nicht um.
»Alles, was ich tue, ist plötzlich sinnlos geworden. Ich bin es nicht gewohnt, allein auf der Welt zu sein. Ich habe es nicht gelernt, und es verwirrt mich. Es macht mir Angst. Einsamkeit ist das schlimmste Gefühl, das ich kenne.«
Er zuckte mit den Schultern und senkte den Kopf, als würde er weinen.
Und dann spürte er Giannis tröstende Hand auf seinem Arm.
Als er sich umdrehte, stand vor ihm ein mitfühlender, aber verunsicherter Junge, der ihm so unendlich verletzlich und sensibel erschien, dass er fast verrückt wurde vor Verlangen.
»Gib meinem Leben einen Sinn!«, flüsterte er und sah Gianni in die Augen wie ein Mensch, der in höchster Not um Hilfe bettelte.
Gianni wusste nicht, was er machen sollte, und nickte.
Ein Lächeln huschte über Matthias’ Gesicht. »Komm, ich will dir was zeigen.«
Er ging ins Schlafzimmer, und Gianni folgte ihm nichtsahnend.
Direkt vor dem Bett blieben beide stehen. Die Handschellen, die er noch vor der Beerdigung seiner Mutter im Internet bestellt hatte, weil ihm die Fummelei mit den Kabelbindern auf die Nerven ging und zu lange dauerte, hatte Matthias in der Hosentasche.
»Ich liebe dich«, flüsterte er, legte gleichzeitig seinen Arm um Gianni, zog ihn an sich und versuchte ihn zu küssen.
Gianni stieß ihn von sich. Er war in einer Zwickmühle. Wollte nichts von Matthias, wollte ihn aber auch nicht verletzen.
Das hatte Matthias erwartet. Daher lockerte er seinen Griff nicht, zog ihn erheblich fester und warf Gianni aufs Bett.
»Hab keine Angst!«, raunte er, als er sich auf Gianni warf, und fasste ihm in den Schritt. Das paralysierte Gianni für wenige Sekunden, und Matthias nutzte die Gelegenheit, warf ihm die erste Handschelle um und ließ sie mit einem Klick einrasten. Jetzt konnte er nicht mehr entkommen.
Matthias sah die Angst in Giannis Augen und ließ die zweite Handschelle am Messingbett einklicken.
Jetzt war der Weg frei. Gianni konnte nicht mehr weg.
»Ich will nicht, bitte, nein!«, stöhnte Gianni, aber Matthias hörte gar nicht darauf, packte seine andere Hand und klickte auch die am Bett ein. Gianni strampelte, und Matthias schlug ihm ins Gesicht, bis er sich nicht mehr wehrte.
Langsam und genüsslich zog er ihn aus, bis er vollkommen nackt vor ihm lag, und machte ein Foto mit seiner Digitalkamera.
Dann zog Matthias auch sich aus, ließ seine Sachen direkt neben dem Bett auf den Boden fallen. Ging noch einmal zum iPod und drehte die Musik lauter.
Anschließend knebelte er Gianni und legte ihm einen Seidenschal um den Hals.
Dieser Abend und diese Nacht gehörten ihm und Gianni. Es sollte ein Fest der Liebe werden, anders und intensiver als alles, was er mit seinen Zufallsbekanntschaften erlebt hatte.
Dieser Mann war der Teufel. Ein Wahnsinniger.
Er hatte ihm vertraut, war auf ihn hereingefallen und hatte verloren.
Allmählich wurde ihm klar, dass er in einer Falle saß, aus der er nicht mehr entkommen würde. Er würde ihn nicht leben lassen.
Die Angst, die ihn überschwemmte, war so übermächtig, dass es schmerzte. Es war Todesangst, die ihm das Herz zusammenzog, sodass er kaum noch spürte, was Matthias mit ihm tat.
Er hatte nicht mehr viel Zeit. Seine Gedanken wirbelten in Panik durcheinander. Wenn er keinen Ausweg fand, war er in ein paar Minuten tot.
Sein Mörder flüsterte: »Ich liebe dich«, während er ihm die tränenfeuchten Augen küsste und den Schal fester zuzog. »Ich bin es. Deine Prinzessin, deine Principessa. Vergiss das nie.«
Dann verdrehte er ihm brutal das Becken und stieß in ihn hinein.
Gianni konnte nicht schreien. Er spürte, dass er sich übergeben musste, aber der Knebel hinderte ihn daran, sodass er fast erstickte. Er schluckte ohne Unterlass, um das Erbrochene in seinem Mund hinunterzuwürgen, das sich mit den Tränen in seinem Hals vermengte. Selbst husten konnte er nicht.
Ihm wurde
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