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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wettzumachen.
    Vorn im Wagen unterhielten sich seine Eltern leise, er machte sich gar nicht die Mühe zuzuhören, was sie sagten, wollte eigentlich nur seine Ruhe haben und endlich pennen. Er nahm es seiner Mutter übel, dass sie seinen Vater angerufen hatte. Das war ja wie im Kindergarten. Söhnchen hatte eine Schramme am Kopf, und schon versammelte sich die ganze liebe Familie. Sie konnten ihn alle mal kreuzweise.
    Er hatte so einen Hass, so eine Wut im Bauch, dass er zu platzen glaubte. Leyla, die Schlampe, hatte ihn verraten. Niemals hätte er ihr das zugetraut. Wahrscheinlich hatte sie vor ihrem Vater mehr Schiss als Vaterlandsliebe, aber das war noch lange kein Grund.
    Um vier hatte es an der Tür geklingelt. Er hörte es erst nach einer Weile, weil er sich mit Musik bedröhnte. Und er war bereits viel zu betrunken, um auf die Idee zu kommen, dass ein Besuch nachts um vier wahrscheinlich kein netter war. Nicht eine einzige Warnlampe blinkte in seinem alkoholdurchweichten Schädel, und so machte er die Tür einfach auf.
    Vor ihm standen ein älterer und ein jüngerer Türke. Er kannte sie beide nicht, aber hatte sofort die böse Ahnung, dass der ältere, Kemal, Leylas Vater war. Und er hatte sich auch noch Verstärkung mitgebracht, einen Mann, der aussah wie ein Türsteher oder Kickboxer.
    »Du bischt also Freund von meine Tochter.«
    Kemals Begleiter gab Alex einen Stoß, sodass er zurücktaumelte. Die beiden Männer kamen herein, Alex selbst stand wie erstarrt da und wünschte sich, weniger Bier im Schädel zu haben, um schneller reagieren zu können. Denn jetzt war genau das eingetreten, was er befürchtet hatte, seit er Leyla kannte.
    »Weißt du, bei uns ist das so: Erst du bischt meine Freund, dann von meine Tochter. Nischt umgekehrt, is nischt gut.«
    »Ah ja«, meinte Alexander lammfromm und hoffte, dass es dennoch nicht zu aufmüpfig klang.
    »Das hier isch meine Freund.« Er nahm seinen Kumpel in den Arm. »Salih. Beschte Freund der Welt. Macht, was isch will. Und fasst meine Tochter nischt an, stimmt’s, Salih?«
    Salih nickte, guckte dümmlich durch die Gegend und ließ provozierend seine Fingerknochen knacken.
    »Aber du fasst meine Tochter an, du Dreckschwein!« Er warf Salih einen ganz kurzen Blick zu, und dieser ließ seine Faust in Alexanders Gesicht krachen.
    Alexander war von dem plötzlichen Angriff total überrascht und ging zu Boden. Seine Augenbraue war aufgeplatzt, und das Blut lief ihm in die Augen.
    »Lektion eins«, sagte Kemal kühl zu Salih.
    Salih begann, auf den am Boden liegenden Alexander einzuprügeln und einzutreten. Kemal stand breitbeinig mit verschränkten Armen daneben und sah zu.
    »Lektion zwei.«
    Salih packte Alex am Sweatshirt, zog ihn hoch, drückte ihn gegen die Wand und boxte ihn in den Magen.
    Alexander schmeckte Mengen von Blut in seinem Mund und spuckte es aus.
    Zwei ausgeschlagene Zähne kullerten über das Parkett.
    Ungerührt befahl Kemal: »Lektion drei!«
    Salih trat Alex mit voller Wucht gegen die Schienbeine.
    Alex schrie und sackte erneut zusammen.
    Kemal zog seinen Kopf hoch und sah ihm in die verschwollenen Augen. »Pass auf, mein lieber Freund, du wirst Leyla nischt wiedersehen, ist das klar?«
    Alexander nickte schwach.
    »Du triffst sie nischt, du siehst sie nischt, und du fasst sie nischt an. Kapiert?«
    Er schlug Alexanders Kopf gegen die Wand, und Alexander hauchte: »Ja.«
    »Lauter!«
    »Ja!«, presste Alex mit letzter Kraft hervor.
    »Hoffentlisch haben wir uns wirklisch verstanden. Sonst kommen wir wieder und schlagen disch tot.«
    Damit ging er zur Tür. Salih folgte ihm. Sie ließen die Wohnungstür ins Schloss krachen.
    Auf allen vieren kroch Alex zu seiner Matratze. Krampfhaft überlegte er, was er jetzt machen, wie er sich selbst retten könnte, aber ihm fiel nichts ein. In seinem Kopf drehte sich alles, und sein Körper war ein einziger großer Schmerz. Er konnte nicht sagen, was ihm am meisten wehtat, er hatte das Gefühl von unzähligen gebrochenen Knochen.
    So blieb er erst einmal still liegen und bewegte sich nicht, um die Schmerzen einigermaßen zu ertragen.
    Schließlich schlief er ein.
    Als er erwachte, war es hell. Sein Bettzeug war blutverschmiert, als hätte man auf seiner Matratze ein Schwein geschlachtet. Er hob den Kopf ein wenig und konnte sehen, dass es zwanzig nach sieben war. Vorsichtig robbte er zum Telefon und rief seine Mutter an.
    Zwei Stunden nachdem Matthias und Thilda ihren Sohn ins Krankenhaus gebracht hatten,

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