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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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in einem cremefarbenen Jaguar vor. Aufgrund seiner jungenhaften Stimme am Telefon hatte sich Matthias einen sportlichen Mittvierziger vorgestellt und wunderte sich nicht schlecht, als ein kleiner, rundlicher Mann aus dem Auto sprang, der sicher über fünfzig war, aber noch älter aussah und überhaupt nicht daran dachte, seiner Gattin beim Aussteigen zu helfen, die Schwierigkeiten hatte, aus dem flachen Wagen zu klettern. Matthias sprang vor und reichte ihr die Hand.
    Dr. Hersfeld stürzte auf Matthias zu und schüttelte ihm so ausgiebig die Hand, als wären sie sich gerade über den Verkauf eines Rennpferdes einig geworden. Matthias wunderte sich, dass er ihm nicht noch zusätzlich auf die Schulter schlug.
    »Entschuldigen Sie, dass wir ein bisschen spät dran sind, aber Sie wissen ja, wie Frauen sind: Die umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen dauern von Jahr zu Jahr länger!« Er lachte. Matthias war eher pikiert und beobachtete Frau Hersfeld, wie sie auf die Unverschämtheit reagierte, aber sie zuckte mit keiner Wimper.
    »Wie schön, dass es heute endlich geklappt hat«, fuhr Dr. Hers feld strahlend fort. »Vielleicht war es ja gut, dass Sie neulich verhindert waren, wir haben heute wesentlich mehr Zeit mitgebracht.« Er klatschte in die Hände. »Ich bin sehr gespannt!«
    Der Mann kam ja direkt auf den Punkt. »Gut.« Matthias klappte seine Unterlagen auf, die er in einer ledernen Mappe unter dem Arm getragen hatte.
    »Als Erstes möchte ich Ihnen eine exklusive, luxuriöse Altbauwohnung mit Dachterrasse anbieten. Sehr zentral ge legen, fünf Autominuten bis zum Ku’damm, dennoch Naturnähe. Das Haus liegt direkt am Lietzensee mit Blick aufs Wasser, fünfter Stock, Fahrstuhl, sieben Zimmer, drei Bäder, eine grandiose, neu installierte amerikanische Küche, insgesamt dreihundertzweiunddreißig Quadratmeter, reservierter Parkplatz direkt vor dem Haus.«
    »Kein Parkhaus?«
    »Nein. Kein Parkhaus.«
    »Und mein Wagen?«, bemerkte Frau Hersfeld mit einer hohen, aber dennoch warmen Stimme.
    »Da werden wir eine Möglichkeit finden«, beeilte sich Matthias zu sagen.
    »Aber selbstverständlich, da bin ich ganz sicher. Und du gruselst dich doch sowieso im Parkhaus, nicht, Schatz?«
    Statt einer Antwort schnalzte Frau Hersfeld mit der Zunge. Ein beunruhigendes Geräusch, das Matthias bereits als Ablehnung interpretierte. Aber er bemühte sich, weiterhin Zuversicht auszustrahlen.
    »Ich würde vorschlagen, wir sehen uns dieses außerordentliche Objekt erst einmal an. Es wird Ihnen gefallen, denn es ist eine der Top-Adressen Berlins. Und wenn Sie irgendwelche Sonderwünsche haben: Nichts ist unmöglich. Jedenfalls nicht für mich und meine Mitarbeiter.«
    »Kostenpunkt?«
    »Eins Komma acht Millionen.«
    »Okay. Und das zweite Projekt?«
    »Ist eine Villa auf der Insel Schwanenwerder. Dreihundertsechzig Quadratmeter, sieben Zimmer, drei Bäder, zwei Terrassen, zwei Garagen, vor zwei Jahren vollständig saniert, absolut ruhige, großartige Lage direkt am See mit eigenem Bootssteg, sechstausend Quadratmeter Grundstück. Kostenpunkt: drei Komma eins Millionen. Die beiden Objekte sind nicht zu vergleichen, aber jedes für sich ist sensationell.«
    Dr. Hersfeld wirkte über den Preis weder erschrocken noch sonderlich überrascht. Er rieb sich unentwegt die Hände, als könnte er seine Energie kaum noch bremsen, und Matthias hatte das Gefühl, er würde gleich wie ein Gummiball mit hohen Sprüngen davonhüpfen.
    »Also gut.« Dr. Hersfeld verschränkte die Arme. »Dann gucken wir uns zuerst die Stadtwohnung an. Vielleicht wäre es was für unsere Kinder, die sicher nicht gern im Wald wohnen, wo sich die Füchse Gute Nacht sagen.« Er lachte schon wieder, aber Matthias konnte daran nichts komisch finden.
    Matthias fuhr in seinem Wagen vor, Dr. Hersfeld folgte im Jaguar. Das leidige Parkplatzproblem würde sich also bereits jetzt bei der Besichtigung offenbaren.
    Der wohnungseigene Parkplatz vor dem Haus war Gott sei Dank frei, Matthias hielt und machte Dr. Hersfeld ein Zeichen, er möge sich dort hinstellen. Er selbst fuhr weiter und betete, schnell einen Parkplatz zu finden, damit die Hersfelds nicht zu lange auf der Straße warten mussten und sich bereits negativ auf die Wohnung einschießen konnten.
    Aber er hatte Glück. Bereits fünf Minuten später schloss er den Hersfelds die Haustür auf.
    Wenn es in Berlin eine perfekte Altbauwohnung gab – dann war es diese. Das sah selbst ein absoluter Immobilienlaie auf den

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