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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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schnellen Entschlüssen. Sein Wissen nutzte er nicht aus, um die Angelegenheit unnötig zu erschweren, hinauszuzögern oder über Gebühr herunterzuhandeln. Die Zwanzigtausend, die Kai heruntergegangen war, waren kein Problem, er hatte sie ohnehin vorher draufgeschlagen, und er nahm an, dass auch Matthias dies wusste. Sie spielten mit offenen Karten.

28
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    Giglio, Juli 2009
    Um zwanzig nach zehn klingelte sein Handy. Meine Mutter, dachte er, nein, bitte nicht. Bitte, lass nichts passiert sein.
    »Von Steinfeld?«, meldete er sich mit belegter Stimme und musste sich räuspern.
    »Ich hoffe, ich habe Sie jetzt nicht geweckt?«, sagte Kai Gregori und klang unverschämt munter. »Aber ich hätte da etwas für Sie. Für die nächsten zwei Wochen, meine ich.«
    Matthias brauchte einen Moment, dann dämmerte es ihm. Ja, richtig. Gestern, nach dem Abendessen und bei der zweiten Flasche Wein hatte er den Makler gefragt, ob er nicht eine Idee habe, wo er Urlaub machen könne. Etwas Besonderes sollte es schon sein. Und er hätte auch Lust ans Meer zu fahren, auf keinen Fall wollte er die Zeit bis zum Notariat in Siena verbringen.
    »Ich denke darüber nach«, hatte Kai geantwortet. »Da wird sich wohl was finden lassen, obwohl sie am Meer jetzt in der Hauptsaison jede Hundehütte an mindestens drei Personen vermieten. Und wie ich Sie kenne, haben Sie gewisse Ansprüche.«
    »Sicher. Ich fahre nicht in Urlaub, um mich zu quälen und um es wesentlich ungemütlicher und primitiver zu haben als zu Hause.«
    »Verstehe.« Kai hatte gegrinst und zu dem Thema nichts weiter gesagt.
    Matthias hatte damit gerechnet, noch mindestens drei Tage in Siena zu bleiben, bis Kai etwas Adäquates gefunden hatte, aber dass der Makler ihn bereits am nächsten Morgen aus dem Bett warf, kam völlig überraschend und machte ihn neugierig.
    »Was haben Sie denn für mich?«
    Statt zu antworten, fragte Kai: »Können Sie auschecken und in einer halben Stunde vor dem Hotel stehen? Ich hole Sie ab.«
    »Ja, wenn’s sein muss …«
    »Okay. Bis dann.« Kai legte auf.
    Der machte es aber spannend. Matthias ärgerte sich darüber, dass er ihm noch nicht mal gesagt hatte, wo es hinging, sondern dass er einfach springen musste. Und dann noch so eilig. Das war überhaupt nicht die Art, wie er behandelt werden wollte, und er hatte Lust, einfach im Bett zu bleiben und den Makler vor der Tür stehen zu lassen, aber schließlich stand er seufzend auf, nahm eine Zwei-Minuten-Dusche, trank einen Viertelliter seines besonderen Wassers, von dem er vier Kästen im Kofferraum mitgenommen hatte, packte in Windeseile seine Sachen, bezahlte sein Zimmer und war neunundzwanzig Minuten später mit seinem Gepäck abfahrbereit. Aber natürlich dachte er nicht daran, jetzt schon hinunterzugehen. Schließlich wollte Kai etwas von ihm.
    Genüsslich setzte er sich in einen Sessel und schloss die Augen.
    Nach vier Minuten stand er auf und sah aus dem Fenster. Kai ging vor dem Hotel neben seinem Auto ungeduldig auf und ab.
    Gut so, dachte Matthias, zwei Minuten lasse ich dich noch zappeln, dann komme ich. Sei froh, dass ich auf die akademische Viertelstunde verzichte.
    Drei Minuten später erschien Matthias vor dem Hotel.
    »Das hat ja prima geklappt«, meinte Kai betont fröhlich, als hätte es die Wartezeit nicht gegeben. »Wo haben Sie denn Ihr Auto?«
    »Dort drüben. Der silberne Porsche.«
    »Aha. Gut. Dann würde ich sagen, Sie folgen mir einfach. Wir fahren ans Meer. Porto Santo Stefano. Ungefähr anderthalb Stunden von hier. Je nachdem, wie gut wir durchkommen.«
    Porto Santo Stefano sagte Matthias etwas. Er war zwar noch nie dort gewesen, hatte aber schon in mehreren Reiseführern gelesen, dass der Hafen sehenswert war.
    »Falls wir uns irgendwie aus den Augen verlieren, treffen wir uns am Fähranleger zur Insel Giglio. Wir müssen uns ein bisschen beeilen, die Fähren fahren nur alle zwei Stunden, und es wäre ärgerlich, wenn wir da ewig auf der Straße stehen.«
    Matthias nickte. »Meinetwegen, dann fahren wir los.« Und obwohl er sich darauf freute, auf eine Insel zu fahren, bemühte er sich, nicht allzu begeistert zu klingen.
    Die Fahrt genoss er in vollen Zügen. Er war fest entschlossen, sich von dem Makler auf keinen Fall hetzen zu lassen, und fuhr betont langsam, hielt sein Gesicht in die Sonne, ließ sich den warmen Fahrtwind um die Nase wehen und ließ den linken Arm dekorativ aus dem Fenster hängen. Seine Rolex funkelte – für jedermann sichtbar – in der

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