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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dreihundertvierzig Euro in seiner goldenen Klammer.
    Dadurch zögerte er zu lange, und Adrianos Faust flog ihm ins Gesicht. Sein Kiefer krachte, und ein brennender Schmerz zog sich von den Zähnen bis hinauf zum Auge.
    »Was tust du?«, schrie Matthias. »Was soll denn das?« In seinem Mund sammelte sich Blut, das er angewidert hinunterschluckte, und Adriano schlug noch einmal zu. Wesentlich härter als vorher.
    Matthias ging zu Boden und versuchte, auf allen vieren wegzukriechen. Aber es hatte keinen Zweck.
    »Hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe?«, schrie Adriano und trat ihm ins Gesicht. »Gib mir deine Knete, oder ich schlage dich windelweich!«
    Tränen der Scham und des Schmerzes sprangen Matthias in die Augen. Sein Kiefer fühlte sich an, als bestünde er nur noch aus Splittern, er hatte das Gefühl, den Mund nie wieder öffnen und schließen, geschweige denn sprechen oder kauen zu können. Er spuckte Blut und wunderte sich, dass keine Zähne auf den Felsen fielen.
    Adriano kicherte.
    Matthias fingerte unsicher nach der Klammer und den Münzen. Plötzlich sah er gegen die Sonne einen Schatten aus dem Gebüsch treten. Die Gestalt kam langsam auf ihn zu. Für den Bruchteil einer Sekunde flammte Hoffnung in ihm auf, aber dann erkannte er ihn. Es war der Ragazzo, Adrianos Verstärkung. Der kleine Stricher, den er auf den Mond gewünscht hatte und der seine Angst jetzt nur noch verstärkte. In der Hand hielt er eine Anderthalbliterflasche Mineralwasser, aus der er eher gelangweilt trank. Dann gab er die Flasche Adriano.
    Matthias streckte die Hand aus. »Bitte!«, röchelte er, aber Adriano reagierte gar nicht. Er trank genüsslich, bis er genug hatte, dann goss er den Rest des Wassers auf den heißen Stein.
    »Affrettati!«, keifte der kleine Ragazzo. »Na los, beeil dich!« Und er zog eine Pistole aus seiner Gesäßtasche, mit der er auf Matthias zielte.
    Zitternd gab Matthias Adriano das gesamte Geld.
    »Na also«, meinte der immer noch grinsend, »geht doch.« Er entnahm sämtliche Scheine, stopfte sie sich in die Hosentasche, warf die Klammer, die er für eine billige Spielerei hielt, hinter sich ins Gebüsch und kippte die Münzen auf den Fels.
    »Na los, aufsammeln!«, brüllte der Ragazzo. »Aber ein bisschen fix!«
    Auf den Knien rutschte Matthias auf dem heißen Stein hin und her, um alle Münzen aufzusammeln. Der Ragazzo trat ihm währenddessen immer wieder in die Seite.
    »Kannst du das nicht schneller, du Dreckschwein?« Er lachte schrill. »Guck dir den Pisser an, Adriano! Lässt hier den großen Macker raushängen, ist sich aber zu fein, so ein paar alberne Cent aufzuheben!«
    Matthias verstand nicht genau, was der Ragazzo schrie, aber er zuckte zusammen, weil er wieder einen Tritt in die Nieren bekam.
    Sand, Steine und Kies raffte er mit den Münzen zusammen, er wischte über den Granit, und der Ragazzo trat ihm in den Nacken.
    »Nimm sie in die Fresse, leck sie sauber, so will ich das Geld nicht!«
    Matthias begann, einzelne Münzen sauber zu lecken, obwohl er sich zu Tode ekelte, aber der Ragazzo war nicht einverstanden. Adriano stand ein Stück abseits, beobachtete die Szene und rauchte.
    »Nimm sie alle in den Mund. So viele wie möglich. Kau sie durch. Der Geschmack des Geldes ist geil!«
    Matthias stopfte sich das Geld in den Mund und erstickte fast daran, weil der Ragazzo ihn in den Nacken trat und ständig »mehr« oder »noch mehr« brüllte. Schon allein das Öffnen des Mundes verursachte ihm höllische Schmerzen. Er war davon überzeugt, dass sein Kiefer gebrochen, wenn nicht völlig zertrümmert war.
    »Okay, das reicht«, meinte Adriano schließlich und trat seine Zigarette aus. »Ich kann diesen elenden Wurm nicht länger ertragen. Machen wir ihn fertig.«
    »Superidee! – Pass mal auf, du Wichser!« Der Ragazzo riss Matthias’ Kopf an den Haaren hoch, Matthias schrie auf, dann röchelte er und hätte beinah eine Münze verschluckt, aber der Ragazzo lockerte den Griff, und Matthias’ Hals kam wieder frei. »Kau schön weiter. Wir werden dich jetzt erschießen, okay? Mit der Fresse voller Geld beißt du ins Gras. Wie findest du das?«
    Matthias hatte kein Wort verstanden. »Bitte, lasst mich!«, wimmerte er wie ein kleines Kind, und in seiner Angst jammerte er auf Deutsch. »Lasst mich leben! Bitte, bitte, bitte, ich will nicht sterben!«
    Der Ragazzo kreischte und schlug sich auf die Schenkel vor Vergnügen.
    »Hilfe!«, flehte Matthias, aber zu hören war nur ein leises,

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