Nachtraeglich ins Glueck
deutlich, als sie daran dachte, was sie alles verpasst hatte und was sie noch verpassen würde, wenn es nach Drew ging.
Räuspernd schaute sie sich in seinem Zimmer um. „Ein schönes Zimmer hast du.“
„Dad und ich haben die Wände zusammen angemalt.“ Mattie gähnte. „Ich wollte Planeten und Sterne haben. Dad hat ein Fernrohr auf dem Dachboden, mit dem wir nachts in den Himmel schauen.“
„Ein Teleskop“, verbesserte Drew seinen Sohn amüsiert.
„Genau“, großzügig nickte Mattie. „Wann darf ich endlich schlafen, Dr. Sam? Ich bin so müde.“
„Ich weiß, Schatz, aber zuerst müssen wir sicher sein, dass mit deinem Kopf alles in Ordnung ist.“
Mattie grummelte leise vor sich hin. „Mir ist langweilig.“
„Es ist doof, krank zu sein“, stimmte Sam ihm zu und nahm eine kleine Taschenlampe in die Hand, mit der sie ihm in die Augen leuchtete. „Ist dir noch immer schlecht?“
„Nein“, er lächelte zaghaft. „Dad hat mir Fischstäbchen gemacht.“
„Er hat alle aufgegessen“, informierte Drew sie.
Sam erwiderte Matties Lächeln. „Fischstäbchen sind klasse. Hast du deinem Dad denn welche übrig gelassen?“
„Ein paar“, er sah zu seinem Dad und grinste breit.
Vorsichtig untersuchte sie seine genähte Platzwunde. „War dir sonst ein bisschen komisch oder schwindelig?“
„Nö“, er verzog den Mund.
Sam drehte den Kopf zu Drew. „Hatte er Probleme bei der Aussprache oder irgendwelche Koordinationsstörungen?“
„Nein, mir ist nichts aufgefallen.“
„Ist er immer sofort wach geworden, wenn du ihn geweckt hast?“
Drew verdrehte die Augen und grunzte. „Ihn wach zu bekommen, grenzt normalerweise an ein Wunder, also würde ich sagen, dass es wie immer war.“
„Dad sagt, dass ich wie die Prinzessin auf der Erbse bin“, mischte sich Mattie kurz ein.
„Ein Langschläfer also“, urteilte Sam und bemerkte erst ein paar Augenblicke später, wie liebevoll ihre Stimme geklungen hatte. Mattie hatte davon nichts bemerkt, da er wieder gähnte.
„Ist alles in Ordnung mit ihm?“ Drews Stimme klang wieder besorgt.
Sams Blick verweilte auf dem erschöpften Gesicht ihres Sohnes, während sie nickte.
„Kann er also heute Nacht durchschlafen?“
„Ja, das kann er“, sie zog die Bettdecke ein wenig höher und streichelte Mattie kurz über die Stirn.
„Und sein Arm?“
Seufzend erhob sie sich. „Ich lasse dir ein paar Tabletten hier. Gleich soll er eine davon nehmen. Wenn er morgen früh immer noch starke Schmerzen hat, gib ihm noch einmal eine. Ansonsten komme ich morgen vorbei und schaue nach ihm.“
„Dr. Sam?“
„Ja, Mattie?“ Sie beugte sich über das Bett und schaute in sein schlaftrunkenes Gesicht.
Er gähnte und schmatzte anschließend ein wenig. „Ich habe gar kein Dinopflaster bekommen.“
„So ein großes Pflaster gibt es leider nicht.“
„Schade.“
„Ich lasse dir ein paar hier, okay?“
„Danke.“
Nur mit enormer Willensstärke ließ sie Mattie allein und folgte Drew wieder nach unten. Mit zitternder Hand kramte sie in ihrer Tasche und wollte ihm einige Pflaster in die Hand drücken, als er sich gegen das Treppengeländer lehnte und ihre ausgestreckte Hand ignorierte.
„Hier, die Pflaster.“
„Danke, dass du hergekommen bist.“
Leicht überrascht sah sie ihm ins Gesicht. Ein Dank wäre das letzte gewesen, was sie von ihm erwartet hätte.
„Das war doch selbstverständlich.“
Er erwiderte nichts, sondern musterte sie.
Sam betrachtete ihrerseits sein Gesicht und stellte fest, dass er sich kaum verändert hatte. Vor allem wenn er lächelte, wirkte er noch genauso wie der Fünfundzwanzigjährige, der sie nach ihrem ersten Ultraschalltermin gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wolle. In den letzten Jahren war sein Gesicht eine Spur hagerer geworden und wirkte dadurch erwachsener als zuvor, doch sein dunkelbraunes Haar zeigte noch keine grauen Anzeichen und außer den winzigen Lachfältchen verriet sein Gesicht nicht, dass er älter geworden war. Wie schon früher fand Sam, dass er verdammt gut aussah und mit seinen braunen Augen jeder Frau ein Lächeln abringen könnte, wenn er es nur wollte. Mittlerweile war er ein wenig muskulöser geworden und erschien ihr weniger jungenhaft als früher. Wenn er früher gelächelt hatte, waren tausende von Schmetterlingen in ihrem Bauch umhergeflogen. Jetzt wartete sie hoffnungsvoll auf die winzigste Andeutung eines Lächelns, weil sie sich eine Versöhnung erhoffte. Doch sein Gesicht blieb
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