Nachtruf (German Edition)
rhetorische Frage seines Partners. „Ich will Baptiste, hier in meinem Vernehmungsraum.“
„Wie auch immer man die Sache betrachtet – Baptiste steckt knietief in Schwierigkeiten. Wir werden ein Kopfgeld auf ihn aussetzen. Wenn wir ihn nicht selbst finden, dann wird irgendein Gesindel ihn uns liefern.“ Reyes verschwand im Besprechungsraum.
„Und damit gehe ich auf eine Siegeszigarette nach draußen.“ Thibodeaux zog die Marlboro Lights aus seiner Hemdtasche. „Kommen Sie, Rivette. Kopf hoch. Heute Nacht ist eine gute Nacht.“
Er schlenderte in Richtung Hinterhof davon. McGrath dagegen blieb wie angewurzelt stehen. Er musterte Trevor. „Tibbs hatrecht. Sie sehen nicht sehr zufrieden aus. Ich dachte, Sie wollten Baptiste diese Sache nachweisen.“
„Ich glaube, dass er irgendetwas mit dem Fall zu tun hat“, erwiderte Trevor. „Doch ich glaube nicht, dass ein einzelner Mann der Boss eines Drogenhändlerrings und gleichzeitig ein Serienkiller ist. Das Ascension spielt bei den Morden eine Rolle, aber ich halte Baptiste nicht für unseren Täter.“
McGrath zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist er multitaskingfähig. Er wäre nicht der erste Drogenbaron mit einer perversen sexuellen Nebenbeschäftigung. Außerdem hat Tibbs nicht ganz unrecht. Baptiste bewahrte die Rosenkränze in seinem ganz persönlichen Gothic-Versteck auf, und ich wette um meinen nächsten Gehaltsscheck, dass wir seine Fingerabdrücke auf dem Kasten finden werden. So oder so, diese neuen Erkenntnisse werden uns den Bezirksstaatsanwalt vom Hals schaffen – und Ihnen Ihren Boss von der VCU. Endlich können wir einen echten, glaubwürdigen Verdächtigen vorweisen. Schon mal davon gehört, einem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen, Rivette?“
„Mir wird es besser gehen, wenn der Gaul in Haft ist.“ Ihr Gespräch wurde kurz unterbrochen, als eine Polizistin einen Teenager vorbeischob, auf dessen zerschlissenem T-Shirt stand: Ich bin so goth, ich bin tot. Trevor zwang seinen Verstand, schneller zu arbeiten. „Was ist mit diesem Jungen – Oliver Carteris? Sie sollten ihn doch abholen. Warum habe ich keine Nachricht von Ihnen bekommen?“
„Weil wir ihn nicht abgeholt haben“, erwiderte McGrath. „Wir sind zu dem Anwesen gefahren, so einem riesigen viktorianischen Kasten. Dr. Carteris hat behauptet, sein Sohn wäre nicht zu Hause, und schien nicht allzu begeistert zu sein, uns zu sehen. Er hat vorgeschlagen, wir sollten vor weiteren Gesprächsversuchen seinen Anwalt kontaktieren.“ Der Detective legte seine Weste und den Rest der Ausstattung auf den Tresen der Ausrüstungskammer. Als er an der Reihe war, schob er die Sachen durch die Öffnung im Sicherheitsgitter, wo sie voneinem Sergeant in Uniform in Empfang genommen wurden. „Aber halten Sie sich fest: Der Chirurg hatte ein blaues Auge, und er wollte uns nicht sagen, wie er dazu gekommen ist. Sind Sie sicher, dass der Junior nicht mal irgendwann wegen gewalttätigen Verhaltens auffällig geworden ist?“
Trevor berichtete, was er von Rain wusste.
„Nennen Sie es den Instinkt eines Cops“, entgegnete McGrath, „doch ich würde Dr. Sommers raten, bei dem Jungen ganz besonders auf sich aufzupassen.“
„Alles, was ich sehe, sind schwarzer Eyeliner und schwarze Haare. Wenn es bei diesem Gothic-Scheiß darum geht, Individualität auszudrücken, wie kommt es dann, dass alle diese Clowns gleich aussehen?“ Thibodeaux stand vor einer mit Gefangenen überfüllten Zelle. Ein Mann mit Ziegenbärtchen und samtenem Gehrock, der mit lauter Stimme nach seinem Anwalt verlangte, weckte plötzlich sein Interesse. „Zumindest hat der da Stil“, sagte Thibodeaux zu Trevor. Der Mann wiederholte seine Forderung, und der Detective trat näher an die Gitterstäbe heran. „Beruhige dich, Lestat, verdammt noch mal. Wie wäre es, wenn du dein Recht zu schweigen mal ein bisschen ernster nehmen würdest?“
„Rivette.“ Trevor sah McGrath auf sich zukommen. „Reyes möchte einige von diesen Idioten zur Vernehmung herausholen. Ich habe mir gedacht, wir fangen mit Ihren zwei Freunden an. Da sie eine Anzeige wegen des Übergriffs auf einen Bundesagenten zu erwarten haben, können wir uns das als Druckmittel zunutze machen, um herauszufinden, was sie über Baptistes Verbleib wissen.“
„Dann lassen Sie uns anfangen.“ Trevor wandte sich zu Girard, der ihn aus der Zelle heraus wütend anstarrte. Er erinnerte Trevor an einen tollwütigen Hund. Girards Tatkomplize, ein Riese
Weitere Kostenlose Bücher