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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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hinunterzutragen. Sie legten ihn auf dem Marmorboden ab. Trevor wollte wieder hinauflaufen, aber der SWAT-Leiter hielt ihn am Arm fest.
    „Sie können da nicht noch mal hoch!“
    Doch Trevor riss sich los und begann die Stufen hinaufzusteigen. In diesem Moment dröhnte Sirenengeheul an sein Ohr, das erstarb, als die Rettungswagen vor dem Herrenhaus hielten. Aber er konnte nicht warten. Er war auf dem Weg zu Olivers Zimmer gewesen, als man ihn nach unten gerufen hatte. Was war, wenn es dort einen Hinweis gab, irgendein kleines Beweisstück, das ihn zu dem Ort führte, an dem Carteris und Rain sich aufhielten? Er durfte nicht zulassen, dass das Feuer alles zerstörte.
    Die zweite Explosion schickte eine Druckwelle durch das obere Stockwerk. Sie riss Trevor förmlich von den Füßen. Er landete der Länge nach auf den unteren Stufen und rang nach Luft. Eine Flamme züngelte über den Treppenabsatz und breitete sich schnell über den Teppichläufer aus.
    Kurz bevor das Feuer ihn erreichte, zogen starke Hände ihn auf die Füße und drängten ihn aus der Tür des Herrenhauses nach draußen. Feuerwehrmänner in hellgelber Schutzkleidung rannten im Säulengang an ihm vorbei und stürmten in das verqualmte Innere des Hauses. Trevor hustete und versuchte, frische Luft zu atmen, während ein Sanitäter ihn auf den Rasen führte.
    „Sie brauchen Sauerstoff“, sagte der Mann, doch Trevor lehnte ab. Er entdeckte McGrath zusammengekauert auf einer Trage neben einem der Krankenwagen. Sein schmutziger Hemdsärmel war aufgeschnitten worden, und ein Sanitäter schlang einen Verband um seine Schulter. Selbst aus der Entfernung konnte Trevor erkennen, wie das Blut den Verbandsstoff durchtränkte.
    McGrath blickte auf, als Trevor sich näherte. „Ich habe Liebesbriefe gefunden, Rivette. Dutzende. Carteris hat sie Desiree Sommers geschrieben …“
    Er stöhnte vor Schmerzen. Trevor legte eine Hand auf die Schulter des Detective. „Ganz ruhig.“
    „Die Briefe steckten in Umschlägen, auf denen „Annahme verweigert – Zurück an Absender“ stand. Die Poststempel waren über dreißig Jahre alt. Erzählen Sie mir mal, wie das möglich ist, wenn …“
    Ein weiterer Hustenanfall schüttelte ihn. Trevor wechselte einen Blick mit dem Sanitäter, der McGrath eine Sauerstoffmaske aufsetzen wollte. Aber der Detective schob die Maske beiseite.
    „Verdammt! Alles, was ich hören kann, ist so ein Klingeln! Was ist mit Tibbs?“
    Trevor schüttelte den Kopf, und McGrath zuckte zusammen. Er ließ seinen Blick über das Chaos um sich herum schweifenund entdeckte die Leiche, die unter einem Tuch im grünen Gras lag.
    „Gütiger Gott“, murmelte er heiser. „Der Sekretär, den er aufmachen wollte. Er muss verkabelt gewesen sein.“ Wieder versuchte der Sanitäter, McGrath auf die Trage zu legen, und dieses Mal fügte er sich. Als er noch einmal zu sprechen anhob, waren seine Augen rot und seine Stimme brüchig. „Finden Sie diesen Scheißkerl, Rivette.“
    „Wir müssen ihn in die Notaufnahme bringen“, sagte der Sanitäter. Trevor nickte und trat einen Schritt zurück. Er sah zu, wie McGrath in den wartenden Krankenwagen geschoben wurde. Um ihn herum liefen Polizisten wie verstörte Flüchtlinge über den Rasen. In der Zwischenzeit hatten die Feuerwehrleute begonnen, das Haus zu löschen. Schwarze Wolken quollen aus dem Dachgeschoss, Flammen schossen aus den Fenstern und leckten hungrig am Dachvorsprung. Eines war sicher: Das Haus war so präpariert, dass es schnell ausbrennen würde – als hätte Carteris vorgehabt, seine Spuren zu verwischen und dabei so viele Menschen zu töten, wie er konnte.
    Thibodeaux war ein guter Detective gewesen. Jetzt war er tot. Ein weiterer Name auf der immer länger werdenden Liste der Opfer. Trevor legte die Hände über seine tränenden Augen. Er hatte das Gefühl, als ob sich ein kaltes Gewicht auf seine Brust senkte.
    Carteris war verschwunden und hatte Rain mitgenommen.

42. KAPITEL
    Rain starrte auf das Glas, das unberührt vor ihr auf dem Tisch stand. Draußen ertönte ein lautes Donnergrollen. Die Nacht legte sich wie ein Tuch über die Hütte und vertrieb mit einem nächtlichen Chor aus Insekten und Fröschen die Stille im Sumpf.
    „Du hast deinen Wein ja gar nicht angerührt“, bemerkte Carteris vorwurfsvoll. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt eine gebügelte Hose und ein weißes Hemd, das am Hals offen stand. Aus dem Ausschnitt trat sein dunkles Brusthaar hervor. „Das ist ein

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