Nachtruf (German Edition)
Officer.
Ein zweiter Polizist stand neben der Truhe. „Hey, Agent Rivette. Wie nennt man das hier? Goth on the Rocks? “
Trevor eilte mit hämmerndem Herzen über die Fliesen im Schachbrettmuster. Er hielt sich am Rand der Kühltruhe fest und blickte hinein. Doch zwischen den Paketen mit Tiefkühlsteaks und Königskrabbenbeinen starrte ihm das Gesicht von Armand Baptiste entgegen. Eiskristalle hatten sich auf der Hornhaut in seinen Augen gebildet. Das Blau der Iris war kaum noch zu erkennen. Baptistes Mund stand in einem Ausdruck immerwährender Überraschung offen. Ein pinkfarbener Schlitz verlief an seinem Hals, und das gefrorene Blut, das die Vorderseite seines Hemdes bedeckte, sah aus wie Kirscheis.
Vor Erleichterung wurden Trevor die Knie weich. Sie war es nicht. Das Blut in der Bibliothek stammte höchstwahrscheinlich auch von Baptiste. Und das bedeutete, dass es immer noch eine Chance gab, dass Rain am Leben war.
„Das ist der Clubbesitzer, oder?“, fragte der Officer neben ihm. „Was, zur Hölle, macht der …“
Die Frage blieb unvollendet. Der Officer duckte sich und fluchte laut, als das gesamte Haus plötzlich in seinen Grundfesten erzitterte. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen wie von einemKanonenschlag verklang und hinterließ eine unheimliche Stille. Trevor hatte sich kaum von dem Fund in der Kühltruhe erholt, aber dieses Geräusch erkannte er auf Anhieb von seiner Ausbildung beim Department of Homeland Security .
Eine USBV. Eine unkonventionelle Spreng- oder Brandvorrichtung.
Er wich durch die Küche zurück und sprintete mit den anderen in Richtung Foyer. Hinter ihm rief der Leiter des SWAT-Teams über Funk nach Rettungskräften. Der beißende Geruch der Explosion durchdrang die Luft, und dünner, grauer Rauch kroch über den oberen Treppenabsatz. Das Buntglasfenster war zerbrochen, und Glasscherben lagen verstreut auf dem Marmorboden.
„Los, Leute, ich brauche einen Lagebericht, sofort!“, brüllte der Gruppenführer.
Zusammen mit zwei Männern rannte Trevor die Treppe hinauf und in den Rauch hinein. Ein Officer lag reglos im Weg.
„Helft ihm!“ Trevor lief weiter den Flur entlang. Er näherte sich dem großen Schlafzimmer, als McGrath bereits herausgetaumelt kam. Sein linker Arm war blutig und baumelte schlaff herab. Seine Beine drohten unter ihm nachzugeben. Trevor fing ihn auf und klemmte seinen Körper unter die unverletzte Schulter des Detective. Er stützte den schweren McGrath und führte ihn die Treppe herunter, wo sie in Sicherheit waren.
„Wo ist Thibodeaux?“, schrie Trevor über den Lärm hinweg. McGrath zeigte zu seinem Ohr, das durch die Explosion vorübergehend in Mitleidenschaft gezogen worden war. „Ich kann kein verdammtes Wort verstehen!“
Im Foyer übergab Trevor McGrath einem anderen Polizisten und rannte zurück nach oben und wieder den Flur hinab. Die Räume füllten sich immer mehr mit Rauch. Man konnte fast nichts mehr erkennen. Er zog sein T-Shirt über die Nase, um die Dämpfe nicht einzuatmen. Benzin. Was für eine Sprengladung Carteris auch immer gebaut hatte: Sie war ganz offensichtlich dazu gemacht, nicht nur zu detonieren, sondern sichauch zu entzünden.
Er erreichte die Überbleibsel der zersplitterten Schlafzimmertür und sah, wie Flammen an den Vorhängen vor den zerbrochenen Fensterscheiben züngelten. Der Kleiderschrank war umgekippt. Er hatte McGrath offenbar vor den schlimmsten Auswirkungen der Explosion bewahrt. Doch wo war der andere Detective? Er rief laut nach Thibodeaux, bekam jedoch keine Antwort. Hustend und mit brennenden Augen ließ Trevor seinen Blick über den Schutt gleiten.
Lieber Gott. Endlich entdeckte er ihn. Der Detective saß fast aufrecht an der hinteren Wand.
Trevor kletterte über die zersplitterten Möbel und den Putz, der von der Decke gefallen war, und hockte sich neben Thibodeaux auf den Boden. Fieberhaft fühlte er nach einem Puls. Aber ihm war fast augenblicklich klar, dass die Verletzungen zu schwer waren. Die Explosion hatte ein großes Loch in Thibodeaux’ Brust gerissen. Sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, die starke Hitze hatte die Haut abgelöst.
Rauch und Zorn brannten in Trevors Augen. Doch er hatte keine Zeit, um zu trauern. Das Feuer hatte die Matratze erreicht, und es würde nur noch Sekunden dauern, bis es den gesamten Raum verschlungen hätte. Es zog Thibodeaux’ Leiche in den Flur. Zwei Officers erwarteten ihn bereits und halfen ihm, den toten Detective die Treppen
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