Nachtruf (German Edition)
nimm das gesamte FBI und die Nationalgarde mit …“
„Er wird sie töten, wenn er irgendjemanden außer mir entdeckt.“
„Er wird dich töten!“
Trevor hastete an seinem Bruder vorbei, doch Brian fing ihn im Flur ab und ergriff seinen Arm. „Lass das, Brian …“
„Ich komme mit dir“, bot Brian an. „Ich werde dich mit der Cessna hinfliegen. So brauchen wir nur halb so lange wie mit dem Auto. Besonders bei dem Regen da draußen. Ich bin ausgebildeter Pilot und weiß, wie man unter solchen Bedingungen fliegt …“
Trevor befreite sich aus Brians Griff. „Nein.“
„Verdammt, Trevor!“ Brian wirkte wütend und entsetzt zugleich.„Du nimmst mich mit, oder ich rufe das FBI an und erzähle denen, was hier los ist!“ Seine Miene ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Drohung ernst gemeint war. „Ich bluffe nicht. Ich rufe sie an, sobald du das Haus verlässt.“
„Wenn du das tust, erreichst du nur, dass Rain umgebracht wird“, warnte Trevor.
„Wenn ich dich allein fahren lasse, werdet ihr beide tot sein.“
Die Eingangstür des Hauses stand offen. Der Regen prasselte auf den Bürgersteig und tropfte von der Dachrinne. Warum wollte Carteris ihn hinaus in die Sümpfe locken? Trevor hatte keine Ahnung. Aber Brian hatte nicht ganz unrecht – mit dem Auto würde es Stunden dauern, und er war sich nicht sicher, wie lange Carteris’ Geduld noch reichen würde. Er ging hinaus auf die Veranda und stützte die Hände auf die Brüstung.
„Als Dad dich verprügelt hat, war ich zu klein und zu verängstigt, um irgendetwas dagegen zu unternehmen“, sagte Brian, der sich neben ihn gestellt hatte. „Annabelle und ich haben geschwiegen, und wir haben das unser ganzes Leben lang bereut.“
Trevor blickte ihn an. „Ich möchte dich nicht in diese Sache mit hineinziehen.“
Im Laternenschein auf der Veranda sah Trevor Brians düstere Miene. „Ich habe dich gerade erst wiederbekommen, Trevor. Ich kann dich nicht noch einmal verlieren. Lass mich dir helfen. Die Cessna hat ein GPS-System an Bord. Alles, was ich brauche, ist ein zweispuriger Highway, damit ich die Maschine landen kann.“
Sein Bruder hatte recht. Allein würde er ganz sicher in die tödliche Falle laufen, die Carteris aufgestellt hatte. Es ging nicht nur um ihn, sondern auch um Rain. Der Chirurg hatte keinesfalls die Absicht, sein Opfer gehen zu lassen – das war Trevor nur allzu klar. Doch das Flugzeug bot vielleicht einen Ausweg. Brian könnte Rain in Sicherheit bringen. Trevor musste Carteris nur lange genug ablenken, damit sie fliehen konnte.
Wenn sie es irgendwie schaffte, zu Brian zu gelangen, konnte er sie aus der Hölle rausfliegen.
44. KAPITEL
„Dein Liebhaber will dich zurück.“ Carteris klappte energisch sein Telefon zu, während der Escalade über die zerfurchte, vom Regen fast weggeschwemmte Straße rumpelte. Er funkelte Rain wütend an. Selbst in der dunklen Fahrerkabine sahen seine Augen noch rot und gereizt aus – das Wespenspray hatte ganze Arbeit geleistet.
Sie drängte sich gegen die Beifahrertür und hielt ihr geschwollenes Handgelenk fest umschlungen. Er hatte es brutal verdreht, bis sie vor Schmerz aufgeschrien und ihn angefleht hatte, aufzuhören. Sein Beweis für Trevor, dass ich noch lebe.
„Ich nehme an, du hast von Olivers Tod gehört.“
Sie brachte nur ein schwaches Flüstern zustande. „Wie bitte?“
„Ich würde sagen, seine Therapeutin hat ihn im Stich gelassen, als er sie am meisten brauchte.“
Schweigend fuhren sie weiter, bis die Scheinwerfer des Geländewagens die Lichtung erfassten. Carteris steuerte den Wagen in die Parkposition vor der Hütte, stellte den Motor ab und öffnete seine Tür.
„Steig aus!“, knurrte er.
Rain zögerte eine Sekunde zu lange. Er beugte sich in den Wagen und packte wieder ihr Handgelenk. Neuer Schmerz schoss ihren Arm hinauf, als er sie brutal über den Ledersitz zerrte. Sie fiel aus der offenen Fahrertür und landete auf dem Boden vor seinen Füßen. Er riss sie hoch und schob sie vor sich her, die Stufen zur Veranda hinauf.
Sie humpelte in die Hütte. Die Kerzen brannten noch, aber Desirees rauchige Stimme tönte nicht mehr aus dem Lautsprecher des Plattenspielers. Stattdessen lief die Nadel in der Endlosrille.
„Zieh deine Sachen aus.“
Rain zuckte zusammen und starrte ihn an. Jede Spur der vornehmen Fassade, hinter der Carteris sich bis jetzt versteckt hatte, war verschwunden.
„Ich sagte, zieh diese dreckigen Klamotten aus“,
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