Nachtruf (German Edition)
Armen davor. Nach einer Weile spürte er, wie Brian seine Schulter drückte. Die mitfühlende Geste war fast mehr, als er ertragen konnte.
„Das ist nicht deine Schuld …“
„Und ob es das ist“, presste Trevor hervor. „Diese ganze Sache mit Dad heute Morgen war ein abgekartetes Spiel. Und ich bin direkt in die Falle gelaufen.“
„Was hättest du machen sollen? Er hatte Haley. Du hattest keinen Grund, anzunehmen …“
Das schrille Klingeln von Trevors Handy unterbrach Brian. Trevor sah auf die Nummer auf dem Display und klappte das Gerät auf. Was Sandra Bellamy ihm kurz darauf erzählte, weckte ein Fünkchen Hoffnung in ihm.
„Was ist?“, wollte Brian wissen, nachdem Trevor das Gespräch beendet hatte.
„Im Vermilion Parish gibt es ein paar Hundert Morgen Land, die einer gewissen Myrna Benoit gehören. Sie war Carteris’ Mutter. Zwar starb sie vor einigen Jahren, aber Carteris hat seitdem die Steuern für das Land bezahlt. Irgendjemand hat heute bei der Polizei angerufen und behauptet, ein Fahrzeug gesehen zu haben, das in Richtung des Benoit-Landsitzes fuhr. Der Wagen passt auf die Beschreibung von Carteris’ Cadillac.“
„Wissen sie schon, wo das Grundstück liegt?“
„Irgendwo östlich vom Ende der Welt, draußen in den Sümpfen.“
„Genau genommen ist das westlich vom Ende der Welt“, murmelte Brian.
„Wie auch immer. Es gibt nicht mal eine Postanschrift. Sie versuchen gerade, das Anwesen zu orten.“
Erneut klingelte das Handy. Trevor nahm sofort ab. Erhoffte, es wäre die FBI-Mitarbeiterin mit weiteren Informationen. Doch die Stimme, die er vernahm, war eindeutig männlich. Ihm lief ein Schauer über den Rücken.
„Guten Abend, Agent Rivette. Ich entschuldige mich für den schlechten Empfang, aber ich befinde mich an einem ziemlich abgelegenen Ort. Hatten Sie heute Morgen ein angenehmes Treffen mit Ihrem Vater?“
Trevor verstärkte den Griff ums Telefon. „Sagen Sie mir nur, ob Rain noch am Leben ist, Carteris.“
„Sie ist sogar sehr lebendig. Zumindest im Moment.“
Trevor drehte Brian den Rücken zu und lauschte angestrengt den Worten des Chirurgen, die durch das knisternde Rauschen des Telefons drangen.
„Ich habe Radio gehört. Soweit ich verstehe, haben FBI und Polizei meinem Haus heute einen unangemeldeten Besuch abgestattet. Ihr Eindringen hat einen Detective das Leben gekostet. Ein Jammer.“
„Haben Sie in den Nachrichten auch etwas über Ihren Sohn erfahren? Er hat Selbstmord begangen. Hat sich aufgehängt. Im Ascension .“
In der Leitung knisterte es heftig, und für einige Sekunden fürchtete Trevor, die Verbindung verloren zu haben. Doch dann sprach Carteris wieder. Seine Worte klangen beinahe gleichgültig.
„Ich weiß, dass Oliver tot ist.“
„Es ist Zeit, das Spiel zu beenden.“
„In der Tat“, stimmte der Chirurg ernst zu. „Ich habe einen Vorschlag für Sie. Ich werde Ihnen meinen genauen Standort mitteilen. Wenn Sie heute Abend herkommen, können wir vielleicht eine Art Arrangement finden. Sind Sie einverstanden?“
Trevor ging zu Rains Schreibtisch. Er notierte sich die Route, die Carteris ihm diktierte.
„Eines noch, Agent Rivette. Kommen Sie allein. Kein SWAT-Team oder zusätzliche FBI-Agenten. Ich verspreche Ihnen, wenn ich noch einen weiteren Mann entdecke, schneide ich ihrohne zu zögern den Hals durch.“
„Ich möchte mit ihr sprechen“, sagte Trevor.
„Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen.“
„Wenn Sie wollen, dass ich zu Ihnen rauskomme, brauche ich einen Beweis, dass sie noch lebt.“
Eine Sekunde verstrich, und er hörte Rain aufschreien. Dann wurde aus ihrem Schrei ein Schluchzen. Etwas in seinem Inneren zerbrach.
„Sie sollten sich beeilen, Agent Rivette“, sagte Carteris. „Bevor ich Langeweile bekomme und nach Wegen suche, um mich zu amüsieren.“
Dann war die Leitung tot. Trevor senkte den Kopf und versuchte verzweifelt, seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Er wollte sie zurückhaben. Er musste Rain aus dieser Lage befreien. Lebend. Und so schnell wie möglich.
Brians Stimme erklang und erinnerte ihn daran, dass sein Bruder auch noch da war. „Sag nicht, du willst allein da rausfahren.“
„Ich muss.“ Trevor riss das Blatt mit der Wegbeschreibung vom Notizblock, faltete das Papier zusammen und schob es in die Tasche seiner Jeans. Dann eilte er in Richtung Tür. Aber Brian stellte sich ihm in den Weg.
„Hör mir zu. Du musst die Behörden vor Ort alarmieren. Verdammt,
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